Zum Inhalt springen
In zwei Wochen will Microsoft seine Cloud-Computing-Lösung vorstellen

Ballmer: "Apps mit Vista testen und dann auf Windows 7 warten"

Microsoft-Chef Steve Ballmer hat auf dem Gartner-Symposium erstmals Verständnis für diejenigen gezeigt, die immer noch nicht von Windows XP auf Vista gewechselt haben. Ansonsten sei eine Fusion mit Yahoo immer noch wirtschaftlich sinnvoll, wogegen die "Google-Apps" primitives Zeug seien.

Autor:Redaktion connect-professional • 16.10.2008 • ca. 2:55 Min

"Windows 7 ist wie Vista – nur eben viel besser", sagte Steve Ballmer auf dem Gartner-Symposium
in Orlando. Damit nannte er jetzt erstmals einen offiziellen Grund, warum man nicht mehr unbedingt
auf Vista wechseln muss, sondern besser auf Windows 7 wartet.

Konfrontiert mit einer Gartner-Untersuchung, wonach 61 Prozent der Unternehmenskunden darüber
nachdenken, Vista zu überspringen und direkt von XP auf Windows 7 zu wechseln, relativierte er
seine Aussage: "Unternehmen, die bislang noch nicht auf Vista gewechselt haben, sollten dieses aber
aus Gründen der Kompatibilitätstest schnellstens machen, denn was nicht unter Vista läuft, läuft
auch nicht unter Windows 7."

Mehr zum Thema:

Dies ist für viele Unternehmen ein sinnvoller Weg, denn damit können sie die Vista-Umstellung
auf wenige kritische Anwendungen und Systeme begrenzen und dann später Windows 7 auf breiter Front
problemlos einführen.

Im Wesentlichen sieht Ballmer bei Windows 7 drei Verbesserungen gegenüber Vista: ein "
aufgeräumtes" System, das wesentlich schneller sei, ein "cooles" User-Interface (UI) sowie eine
Reihe an neuen Tools zum besseren Management der Anwendungen.

Ballmer versicherte den anwesenden IT-Chefs, dass Microsofts Zielgruppe nach wie vor die
professionellen Entwickler und die Unternehmensanwender sind. "Es gibt keine Consumerisierung von
Microsoft", war sein klares Bekenntnis. Hierbei verwies er auch auf die Entwicklerkonferenz PDC,
die in zwei Wochen in Los Angeles stattfinden wird.

Auf diesem Event will Microsoft nicht nur die Betaversion von Windows 7 an die Entwickler
ausliefern, sondern auch den Einstieg ins Cloud-Computing bekannt geben: "Es gibt heute neue
Geschäftsmodelle im Bereich verteilter Datenverarbeitung, und folglich müssen sich auch die
verfügbaren Plattformen daran anpassen."

Was Microsoft genau vorhat, wollte er jedoch nicht verraten. "Es wird möglich sein, in unserem
Cloud-Computing Unternehmensanwendungen laufen zu lassen, aber wir haben nicht vor, in zehn Jahren
der größte Provider für Storage oder Rechenleistung zu werden."

Ein weiteres Thema war die Konkurrenz zu Google und die im Frühjahr geplatzte Übernahme von
Yahoo. Auf die Frage, ob Google der größte Konkurrent von Microsoft sei, gab es ein klares "Nein".
Als ernste Konkurrenten sieht er eher Oracle und Open Source: "Die Google-Apps sind primitives
Zeug. Die Leute probieren es aus und lassen es dann. Wir hätten uns niemals getraut, so etwas auf
den Markt zu bringen", so seine vernichtende Schelte. Laut Microsoft-Beobachtungen wäre der Traffic
bei den Google-Apps schon seit Monaten flach. "Sie dümpeln am unteren Ende vor sich hin, während
unser Absatz von Office 2007 mit 30 Prozent wächst", lautete seine abschätzige Erklärung über die
Softwareleistungen von Google. "Wir spüren da viel mehr Konkurrenz durch Openoffice und Staroffice"
, so sein überraschendes Eingeständnis.

Anders dagegen seine Anerkennung für die Google-Leistungen im Bereich Internet: "Google hat
einen sehr geschickten Weg gefunden, wie man mit dem Internet eine Menge Geld verdienen kann, das
ist schon sehr beeindruckend."

In diesem Zusammenhang nahm er auch zu dem im Frühjahr geplatzten Deal mit Yahoo Stellung: "
Wirtschaftlich ist es weiterhin sehr sinnvoll, beide Unternehmen zu vereinen, doch Yahoos Aktionäre
haben entschieden, dass sie nicht an uns verkaufen wollen. Vielleicht glauben sie immer noch, dass
Yahoo mehr als 33 Dollar pro Aktie wert ist, und folglich gibt es auch keine Gespräche."

Dies wurde an der Wall Street so interpretiert, dass "Microsoft noch immer für einen Deal offen
ist". Schon wenige Minuten, nachdem Ballmer diese Sätze ausgesprochen hatte, stieg der Yahoo-Kurs
von 11,38 auf 13,37 Dollar.

Microsoft versuchte sofort, die Wogen zu glätten, und veröffentlichte nach der Rede eine
offizielle Stellungnahme, wonach Microsoft kein Interesse an einer Yahoo-Übernahme habe und es auch
keine Gespräche gebe. Doch das wurde an der Wall Street kaum beachtet, und am Abend schloss die
Yahoo-Aktie mit 12,99 Dollar. Dies entsprach einem Plus von 1,55 Prozent gegenüber dem Vortag
beziehungsweise einem Anstieg der Marktkapitalisierung um knapp drei Milliarden Dollar.

Harald Weiss/wg