Praxistest Centrix Workspace IQ

Durchblick in komplexer Umgebung

22. März 2012, 7:00 Uhr | Thomas Bär, Frank-Michael Schlede/wg

Die Einführung neuer Techniken in der IT verlangt exakte Daten: Dies gilt ganz besonders dann, wenn es um komplexe Dinge wie beispielsweise VDI (Virtual Desktop Infrastructure) geht. Sind die tatsächlichen Anforderungen unklar oder ist nicht bekannt, wann welche und wie viele Benutzer arbeiten, kann dies zu großen Problemen führen. Die Software Workspace IQ von Centrix soll helfen, solche Fragen zu beantworten.

Aus Administratorsicht gehen die Klagen der Anwender immer in die gleiche Richtung: Die Rechner sind zu langsam, Softwarelizenzen reichen nicht aus, kurz: Es stehen nie genügend Ressourcen zur Verfügung. Den IT-Profis fehlt aber leider allzu häufig die Möglichkeit, den tatsächlichen Nutzungsgrad der IT-Ressourcen korrekt zu ermitteln. Dafür sind die Systeme, auf denen Benutzer aktiv sind, in der Regel viel zu unterschiedlich: RDP-Sessions in einer Terminal-Server-Umgebung kann der Systemverwalter noch mit wenigen WMI-Kommandos erfassen – Gleiches gilt für die Auslastung der Arbeitsspeichers der unterschiedlichen Maschinen (siehe LANline-Forum unter Link); viel schwieriger wird es jedoch, wenn er alle Systeme im Blick behalten und zudem das Protokoll über einen längere Zeit erfassen sollen. Dies ist mit „Bordmitteln“ in der Regel nicht zu bewältigen.
 
Der englische Hersteller Centrix liefert mit der Software Workspace IQ 5.2 ein Programm, das diesen Anforderungen entspricht: Es dient der Erhebung und Analyse der Verzeichnis- und Nutzerdaten sowohl der Hardware- als auch der Softwarebestände im Unternehmen. Dabei ist es für diese Auswertung unerheblich, ob es sich bei den Systemen um traditionelle Desktop-PCs, Mobile Devices oder virtualisierte Arbeitsumgebungen von VMware, Citrix oder Microsoft handelt. Grundsätzlich müssen aber bei den Arbeitsplätzen Windows-Umgebungen zum Einsatz kommen, da die Software ausschließlich Windows-Systeme zu analysieren vermag.
 
Workspace IQ sammelt die gesamten Nutzungsdaten, führt eine Inventarisierung durch und bietet detailliertes Reporting über die erfassten IT-Bestände. Die Software liefert Prognosen über die künftige Nutzungsentwicklung, die den IT-Verantwortlichen als Grundlage für künftige Entscheidungen dienen können: um Einsparmöglichkeiten aufzuzeigen oder eine am Nutzungsgrad angelehnte Verteilung von Programmen und Maschinen zu erreichen. Ein weiteres denkbares Einsatzfeld für ist die Überwachung des Energieverbrauchs zur Einhaltung von Green-IT-Vorgaben.
 
Erste Schritte
 
Die Hardwareanforderungen an den Workspace-IQ-Server entsprechen dem, was man derzeit von Server-Maschinen erwarten kann: Eine CPU mit 2,0 bis 3,0 GHz, mindestens 2 GByte Arbeitsspeicher (4 GByte sind empfohlen) und 50 MByte freier Speicherplatz auf der Festplatte. Will man den für den Betrieb notwendigen MS SQL Server auf derselben Maschine einrichten, so ist der Speicherplatzbedarf deutlich höher. Als Betriebssystem kann Windows Server 2003 in einer x86-Ausprägung oder Windows Server 2008 R2 in allen verfügbaren Editionen zum Einsatz kommen. Die Empfehlungen für den SQL-Server entsprechen weitgehend denen für den Workspace-Server. Die Installationsanleitung führt über knapp 20 Seiten und ist penibel abzuarbeiten. Beispielsweise funktioniert das System nicht, wenn man die Rollen und Features erst nach der Installation des Dotnet Frameworks 4.0 hinzufügt. Eine Installationsroutine dieser Art haben wir schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, sie ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Glücklicherweise machte das Programm diesen Makel im laufenden Betrieb mehr als wett.
 
Wir wählten für den Test einen englischsprachigen Windows Server 2008 R2, der virtualisiert unter VMware lief. Da üblicherweise geschulte Partner die Installation der Lösung durchführen, überließen auch wir einen Teil der Softwareeinrichtung einem Profi. Über diesen Weg erhielten wir für den Test zudem eine mehrere GByte große Datenbank, die Protokolldaten eines größeren Unternehmens enthielt. Diese Datenmenge war weitaus besser für eine umfangreiche Analyse geeignet als die geringe Datenmenge, die wir im Testnetzwerk hätten ermitteln können.
 
Um auf die Server-Daten zugreifen zu können, ist die Konsolensoftware Workspace IQ Console erforderlich. Diese kann der Administrator auf einem beliebigen Rechner und Windows X, Vista oder Windows 7 installieren, sofern dieser über das Dotnet Framework 4.0 verfügt. Als letzte Komponenten sind die Workspace IQ Agents erforderlich. Diese Agenten verteilt der Administrator über die Einbindung in das Anmeldeskript oder unter Verwendung eines Active Directory GPOs (Group Policy Object) im Unternehmensnetz. Da es sich bei ihnen um MSI-Pakete handelt, ist die Verteilung per Softwareverteilungsprogramm schnell erledigt. Als Option muss der Administrator lediglich sicherstellen, dass der Agent die HTTP-Adresse des Servers erhält. Eine manuelle Installation des MSI-Pakets unter Angabe der URL des Workspace-Servers ist ebenso möglich.
 
Ist die Software installiert, beginnen die Agents automatisch damit, die gesammelten Daten an den Server zu senden. Nach dieser ersten Inventarisierung ermittelt der Agent lediglich Änderungen am System und sendet diese in einem definierbaren Intervall an den Server. Damit die Software die übermittelten Gerätedaten richtig zu interpretieren vermag, sind weitere Einstellungen notwendig. Diese nimmt der Anwender im „Classify“-Menü der Software vor. Die Client-Software selbst besteht aus einem schmalen Menü mit den Punkten „File“, „Discover“, „Classify“, „Analyse“, „Planning“ und „Help“ (Bild 1).
 
Der arbeitsintensivste Teil der gesamten Einrichtung besteht darin, alle für die Analyse benötigten Werte in der Lösung zu hinterlegen. Jede ermittelte Software-Information aus dem so entstehenden Inventar muss dabei zu einer „Application“ für die Centrix-Workspace-Auswertung werden. Damit die Lösung eine Software identifizieren kann, muss sie die damit verbundenen ausführbaren Dateien (Executables) kennen. In unserem Testszenario waren die ausführbaren Dateien von Microsoft Office und Co. in der „Application Classification“ bereits korrekt zugeordnet. Diese Zuordnung kann der Benutzer per Drag and Drop leicht anpassen (Bild 2).
 
Je nach Anzahl der gefundenen Anwendungen und der Größe des Unternehmens kann die Prüfung und Zuordnung einige Zeit beanspruchen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Informationen wie die Kosten und Anzahl verfügbarer Lizenzen ebenfalls einzutragen sind. Weitere Eckdaten der IT-Landschaft trägt der Administrator dann als Grundwerte ein: Stromkosten, Grundkosten für einen Server oder die erwartete Zahl von Benutzern pro Server in einem VDI-Szenario. Je feiner das Datenmaterial, desto genauer die spätere Analyse.
 
Reporting und Analyse
 
Das Analyse-Menü der Software umfasst die Teilbereiche Inventar, Bedarf, Finanzen und Compliance/Audit. Alle üblichen Details der IT-Ressourcen wie Betriebssystem, Speicherausbau, CPU-Typ, Drucker und Auslistung der je Maschine installierten Software erkannte die Software schnell und ohne Probleme.
 
Sehr spannend fanden wir die Rubrik „Finance Savings“ – Einsparungen! Wählt man diese aus, so zeigt sich linkerhand ein weiteres Menü mit den Optionen „Hardware“, „Software“, „Mobile“ und „Green IT“. Im oberen Bildschirmbereich stellt der Benutzer zunächst den gewünschten Untersuchungszeitraum ein. Die Lösung stellt im Bereich „Software“ den Gesamtwert der installierten Software in einer Tabelle dar, während sie in einer anderen Spalte den Lizenzwert der in diesem Zeitraum genutzten und ungenutzten Software auflistet (Bild 3). Dabei ermittelt die Software auch, wie viele Programme über einen längeren Zeitraum überhaupt nicht genutzt wurden. So muss ein Unternehmen bei einem Update auf eine neue Softwareversion gegebenenfalls weniger Lizenzen einkaufen. Erwartungsgemäß kann die Software diese Informationen auch in Balkendiagrammen darstellen.
 
Uns hat während der Tests besonders die Planungshilfe „User Template“ beeindruckt: Will man beispielsweise Benutzer in eine Image-basierte VDI-Landschaft oder einer Terminal-Server-Umgebung umziehen, so stehen Administratoren oft vor dem Problem, dass sie nicht wissen, welche Benutzer mit identischen Applikationen arbeiten. Finden die Anwender für sie wichtige Programme nach dem Umzug nicht mehr, so ist der Ärger vorprogrammiert. In der „User Template“-Analyse fasst die Software die Benutzer zusammen, die aufgrund ihres Profils identische Nutzungsgewohnheiten aufweisen. Hierbei fanden wir es sehr praktisch, dass Administratoren selbst die Programme auswählen können, die für ihre Auswertung bedeutsam sind. Dies verhindert, dass eher unbedeutende Tools eine korrekte Zusammenfassung verhindern.
 
Andere Auswertungen visualisieren die tatsächliche Nutzung von Geräten, rechnen die effektive Laufzeit von Maschinen aus und zeigen die zeitliche Verteilung bei der Applikationsnutzung. Der Windows-7-Migrationsplaner wertet die vorgefundene Umgebung aus und hilft so beim Wechsel auf die jüngste Windows-Version. Die integrierte „Compatibility List“ von Microsoft ermöglicht es dem Programm gleichzeitig zu überprüfen, welche Programme in der neuen Umgebung lauffähig sind.
 
Durch die Kombination aller Auswertungen und die Möglichkeit, nur Teilbereiche oder Zeiträume zu betrachten, dürfte es kaum eine Analyse geben, die mit Workspace IQ nicht zu realisieren wäre. Der „Virtual Business Case“ fasst Analysen zusammen und stellt dem Administrator einen standardisierten Bericht in englischer Sprache über 13 DIN-A4-Seiten zur Verfügung, der die finanziellen Auswirkungen der VDI-Umstellung darstellt.
 
So schön die Oberfläche ist und so aussagekräftig die Reports sind, zeigten sich während unserer Test doch hier und da noch kleinere Mängel im praktischen Einsatz: So lässt sich beispielsweise in den meisten Ansichten per Drag and Drop eine Gruppierung vornehmen, das „Herausziehen“ von Spalten jedoch ist nicht möglich. So ist der Benutzer zunächst gezwungen, jede Anwendung auf „unchecked“ zu setzen und die gewünschten Programme auszuwählen, wenn er beispielsweise in einer „User-Template“-Betrachtung nur Microsoft Office, Adobe Acrobat und SAP-GUI darstellen will. Dies wäre lediglich störend, wenn die Analysen zwischengespeichert werden könnten. Das funktioniert aber leider nicht.
 
Fazit
 
Insgesamt ist Workspace IQ 5.2 eine beeindruckende Software zur Ermittlung und Auswertung von IT-Nutzungsdaten im Unternehmen, die eine Auswertung der Benutzerumgebung mit allen Details erlaubt. Während sich viele andere Lösungen auf die Darstellung von Lizenzinformationen beschränken, vermittelt die Centrix-Software dem IT-Verantwortlichen ein genaueres Gefühl dafür, welche Kosten sich beispielsweise bei einem Wechsel zu einer virtualisierten Landschaft ergeben könnten. Eine genaue Vorhersage setzt natürlich eine exakte Datensammlung und die Pflege der Informationen voraus. Somit ist ein derart ausgeklügeltes Verfahren weniger für das kleinere Mittelstandunternehmen als eher für Großunternehmen geeignet, die über ausreichend Manpower zur Bewältigung eines solchen Projekts verfügen.
 
Die Software beantwortet Fragen der Art „Wie steht es mit einer Migration auf Windows 7?“ oder „Welche Kosten erwartet das Unternehmen bei Einführung von VDI?“ Aber trotz gut vorbereiteten Demomaterials hatten wir im Test zunächst einige Schwierigkeiten, das gewünschte Ergebnis direkt zu Gesicht zu bekommen, und waren auf die Hilfe des Herstellers angewiesen. Dieser will noch 2012 eine deutsche Niederlassung eröffnen. Angesichts der Komplexität der Materie scheint uns dieser Schritt sehr sinnvoll, denn wenn Berater oder der Support die eigene Sprache sprechen, sind Probleme viel leichter zu lösen.
 
Der Preis für die Lösung wird pro Benutzer in der zu analysierenden Umgebung ermittelt und liegt bei 17,14 Euro pro Benutzer und Jahr in einer Ausbaugröße 1.000 bis 2.999 Benutzer. Bei Einrichtungen unter 1.000 Benutzern ergibt sich ein Preis 21,42 Euro pro Anwender.
 
Info: Centrix SoftwareTel.: +44/ 1635/239800Web: www.centrixsoftware.com
 
Der Autor auf LANline.de: BÄR           
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede

Bild 3. Was kostet die nicht genutzte Software? Die Centrix-Lösung stellt diese Verluste anschaulich dar.

Bild 2. Welche .exe-Datei gehört zu welcher Software? Durch Drag and Drop kann ein Administrator diese Zuordnung beeinflussen.

Bild 1. Nur bei korrekter Erfassung der Grunddaten einer IT-Umgebung kann Centrix Workspace IQ Empfehlungen geben und Einsparungen berechnen.
LANline.

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