Ethernet, Sicherheit und Funknetze im Fokus
Wer sich über Netzwerktechniken im Fertigungsumfeld informieren möchte, sollte dazu einen Rundgang über die Automatisierungsmesse SPS/Drives in Nürnberg (25. bis 27. November) einplanen. Die Leitmesse für die Automatisierungsbranche mit angegliedertem Kongress fokussiert dieses Jahr auf die netzwerkrelevanten Themen "Ethernet in der Automation", "Safety und Security" sowie auf die Sonderthemen Wireless- und Webtechniken sowie RFID in der Automation.
Wird im Unternehmen das IP-Netz auf das Fertigungsumfeld ausgedehnt, ist es sinnvoll, auch die
IT-Experten im Unternehmen bei den Entscheidungen mit einzubinden.
Vor allem zu den Schwerpunkt- und zu den als besonders zukunftsträchtig hevorgehobenen
Sonderthemen finden sowohl auf dem Kongress als auch auf den Messeforen in den Hallen 2 und 8
Vorträge und Diskussionsrunden statt. Der Kongress bringt zahlreiche Vorträge zu Industrial
Ethernet und informiert über sichere Internet-Teleservices sowie über offene Industriestandards in
der Automation. Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) vom Sensor bis zum Webportal ist zum
Beispiel Thema eines Kongressvortrags am zweiten Messetag. Die M2M-Allianz aus Aachen will die
zugehörigen Grundkonzepte vorstellen und aufzeigen, wie Webtechniken zusammen mit GSM, GPRS, UMTS,
WLAN, Bluetooth, IEEE 802.15.4 oder Zigbee in der Produktion genutzt werden können. Sehr viele
Anbieter präsentieren zum Beispiel vornehmlich in Halle 8 webbasierte Panel-PCs als HMI
(Human-Machine-Interface) in den verschiedensten Ausführungen. Für diese bietet dann zum Beispiel
Apdate Card Solutions ein kleines SATA-Flash-Laufwerk mit einem siebenpoligen Micro-SATA-Interface
an, das an jede SATA-Schnittstelle ansteckbar sein soll. Backup- und Recovery-Lösungen für
Windosws-XP-basierte Industrie-PCs präsentiert Grossenbacher Systeme ebenfalls in Halle 8.
Netzwerkmanagement
Siemens stellt im Kongress und auf der Messe unter anderem webbasierte Diagnose-Tools für
Profinet-Anwender sowie ein webbasiertes Plant-Management für Energieerzeuger und eine auf das
industrielle Umfeld angepasste WLAN-Technik vor. Wer einen Netzwerkanalysator für industrielle
Ethernet-Lösungen auf Profinet-Basis sucht, kann sich neben der Siemens-Lösung zum Beispiel auch
den Netspector von Inat in Halle 7 genauer ansehen. Das Analysatorset besteht aus einer
Anzeigeeinheit (Network Viewer), einer Aufzeichnungseinheit (Echorecord) sowie Taps ( Echotap), die
verteilt im Netzwerk die Telegramme im Vollduplexbetrieb aufzeichnen. Moxa, Hersteller von
Industrial-Ethernet-Switches, redundant ausgelegten Serial-to-Ethernet-Lösungen und robusten
WLAN-Access-Points für Fast-Roaming-Anwendungen, präsentiert als Highlight eine browserbasierte
Netzwerkmanagementsoftware auf seinem Stand in Halle 9. Mxview scannt automatisch alle Geräte im
Netz und kann aus den gescannten Informationen eine Topologiekarte des Netzes erstellen. Sie eignet
sich zur Netzwerkdiagnose und Fehlerbehebung, verfügt über ein Event-Management und kann Reports
mit Trendgrafiken erstellen. Trebing & Himstedt stellt ein Ethernet-Profibus-Interface vor, das
es dem Anwender erlaubt, Profibus-Netze webbasiert zu überwachen. So können Profibus-Anlagen an
verschiedenen Standorten kontinuierlich und parallel überwacht werden. Die Software erkennt
Ereignisse automatisch und kann entsprechende Alarmmeldungen ausgeben. Generell zeigen die
Hersteller immer mehr Lösungen, wie sich herkömmliche Feldbus- und Ethernet-Technik oder
verschiedene Ethernet-basierte Lösungen über Gateway-Module kombinieren lassen.
Security
Durch den umfassenden Einzug von Ethernet und IP werden Security-Aspekte immer wichtiger. Die
Marktübersicht "Industrietaugliche Security-Appliances" in diesem Heft zeigt, wie viele Anbieter
und Lösungen es inzwischen in diesem Bereich gibt. Der Fernwartungsspezialist MB Connectline
beispielsweise kommt aus der Automatisierung und kann seine Security-Appliance mit über 60
verschiedenen Schnittstellenvarianten ausstatten (Halle 6).
Bei den Lösungen von Innominate, einem der ersten Security-Anbieter aus dem IT-Bereich, muss
sich der Anwender selbst um die entsprechenden Schnittstellenmodule kümmern. Denn Innominate
konzentriert sich auf den Security-Aspekt und hat sich dabei mittlerweile auf die Automatisierung
spezialisiert. Das Unternehmen gehört heute zu Phoenix Contact und ist dieses Jahr mit einem
eigenen Partnerstand in Halle 9 vertreten.
Erstmals stellt Checkpoint auf der SPS/Drives aus und präsentiert in Halle 6 die neue,
industrietaugliche Security-Appliance UMT-1 Edge Industrial.
Wireless-Techniken
In Halle 4A befindet sich der Wireless-Gemeinschaftsstand mit Speakers? Corner. Hier stellen zum
Beispiel Hirschmann, Mdex, Lesswire, LSI und TRL-Funksysteme aus. Zu diesem Thema passt auch die
Podiumsdiskussion "Wireless IT und Wireless Automation – Ignoranz, Dominanz, Kooperation" der
Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik am ersten Messetag um 11:00 Uhr im Forum in
Halle 2.
Dresden Elektronik Ingenieurtechnik präsentiert darüber hinaus in Halle 6 eine Funkzentrale für
Zigbee-Netze gemäß IEEE 802.15.4 inklusive passender Aktoren, Schalter und Sensoren. Die
Funkzentrale agiert dabei als universelle Konfigurations-, Informations- und Verwatungseinheit mit
3,5-Zoll-Display und Touchscreen und kann mit einem GSM/GPRS-Modem ausgestattet werden. Sie verfügt
zudem über einen USB-Host sowie über Ethernet-Anschlüsse.
Die Strom sparende Kurzstreckenfunktechnik Zigbee arbeitet im 2,4-GHz-ISM-Band; der Anbieter
fertigt auf Anfrage auch Komponenten für das europäische 868-MHz-oder das amerikanische
915-MHz-Band an.
Kabel und Stecker
Für Industrial Ethernet sind nicht nur speziell ausgestattete aktive Komponenten notwendig, auch
die Datenkabel und Versorgungsleitungen müssen für den jeweiligen Einsatzort ausgelegt sein. So
finden sich auf der Messe – meist in Halle 5 und 6 – auch Kabelhersteller und Anbieter von
Steckverbindern. Dazu zählen beispielsweise Anixter, Belden, EFB-Elektronik, Harting, Helukabel,
Reichle & De-Massari oder Tyco Electronics AMP. Huber & Suhner in Halle 10 etwa legt seinen
Schwerpunkt zum einen auf industrietaugliche WLAN-Technik, aber vor allem auf LWL-Technik und
stellt hierzu den aufsteckbaren Q-ODC-Steckverbinder für den Outdoor- und Maschinenbereich vor.
Leoni präsentiert mit Heavytrunk ein neues LWL-Bündeladerkabel, das besonders wasserdicht und
querdruckfest sein soll und laut Anbieter einen extrem zugfesten Aufteilkopf hat.
Der schweizerische Anbieter Brugg Kabel kommt dieses Jahr mit einem besonders strahlungsarmen
Installationskabel auf die SPS/Drives. Es eignet sich für Verbindungen zwischen der
Notstromverteilung und den Hauptverteilungen oder großen Verbrauchern und besteht aus einem
fünfpoligen symmetrischen Kabel. Darüber hinaus stellt der Anbieter ein auf Polyuretan basierendes
Erdungskabel für Bahn- und Industrieanwendungen vor, das auch bei -40 °C noch flexibel sein soll
und zudem transparent isoliert ist.
Die SPS/Drives ist seit Jahren eine sehr gut besuchte Messe. So kamen letztes Jahr an den drei
Messetagen laut Veranstalter Mesago knapp 46.000 Besucher. Damals waren gut 1300 Aussteller
vertreten. Dieses Jahr werden etwa 1400 Aussteller angegeben, und die Messegesellschaft rechnet
wieder mit über 45.000 Besuchern. Wer ausführliche Gespräche führen will, sollte also Termine
vereinbaren oder die weniger besuchten Zeiten in den Morgen- und Abendstunden nutzen. Bei
Vorabregistrierung ist der Eintritt kostenlos.