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Für unternehmenskritische Anwendungen taugen Amazon und Google noch nicht

Experton: "Cloud Computing wird wie Linux von unten in die Unternehmen sickern"

Ist das Cloud oder Utility Computing ein Ersatz für das klassische Outsourcing? Ja, sagt Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group. Allerdings werde sich dieser Prozess einige Jahre hinziehen. Trotzdem führe kein Weg an der Internet-Wolke vorbei: "Das Thema wird - ähnlich wie Linux - von unten in die Unternehmen sickern".

Autor:Redaktion connect-professional • 17.2.2009 • ca. 2:20 Min

"Das Cloud Computing wird das klassische Outsourcing ablösen", ist Expertons Senior Advisor
Carlo Velten überzeugt. Allerdings geschehe dies nicht von heute auf morgen. Denn viele der
heutigen traditionellen Outsourcing-Verträge sind langfristig angelegt.

Kaum ein Unternehmen werde daher seine bestehenden Outsourcing-Vereinbarungen gegen
Cloud-Angebote durchrechnen, so Velten. "Das sind so große Projekte. Und um die umzustoßen,
benötige ich so viele Berater und Rechtsanwälte, dass sich das nicht lohnt."

Bremsen sieht Velten auch auf Anbieterseite: Denn diese Outsourcing-Deals seien für die Anbieter
echte Cash-Cows – Velten verweist etwa auf IBM, das trotz Krise den Gewinn steigern konnte. Die
Outsourcing-Anbieter würden daher einen Teufel tun, ihre lukrativen Einkommensquellen trocken zu
legen, so Velten.

Allerdings würden Web-Companies wie Google und Amazon einen starken Cloud-Sog und eine große
Marktmacht aufbauen, sieht Velten den Druck auf die klassischen Anbieter wachsen. "Und dies, obwohl
sie bislang noch kaum in Vertriebs-Power investiert, sondern bloß ihre Angebote ins Web gestellt
haben." Trotzdem gewinne Google etwa nach eigenen Angaben jeden Tag 2.000 Nutzer für seine Cloud
und SaaS-Angebote.

"Anbieter wie IBM werden sich daher nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen und beginnen
daher nun ihre Kunden zu bearbeiten, um diese für das Thema zu erwärmen", kommentiert Velten Big
Blues jüngste Cloud-Offensive. So wollen die IT-Größen sicherstellen, dass die Kunden nicht zu
Amazon und Google überlaufen.

Derzeit stecke das Thema aber ohnehin in einer Informationsphase: "Da wird viel gespielt und
ausprobiert", so Velten: "Das dauert noch zwei bis drei Jahre". Hoch interessant seien die heutigen
Cloud-Angebote für web-basierte Anwendungen wie Collaboration, Portale, Content Management,
E-Commerce, so Velten. Zumal die Cloud-Infrastruktur in Sachen Datenbanken und Applikations-Server
gerade für Web-Verkehr optimiert seien.

Die nächsten ein bis zwei Jahre würden daher vor allem einfache Workloads und neue Projekte in
die Internet-Wolke wandern. Velten: "Die Cloud kommt immer dann in Betracht, wenn eine Entscheidung
ansteht: Kaufe ich einen günstigen Blade-Server und betreibe ihn mit Linux und Mysql selbst – oder
gehe ich gleich zu Amazon."

Für unternehmenskritische Anwendungen wie SAP taugten die öffentlichen Clouds von Amazon und
Google aber derzeit noch nicht. Weitere Hürden sieht der Experton-Berater im Bereich Sicherheit und
Datenschutz. "Hier gibt es noch keine umfassenden Security-Kapseln, mit denen Unternehmen ihre
Anwendungen in der Cloud abschotten können. Hier muss man sich auf das verlassen, was Google oder
Amazon anbieten."

Daher müsse ein Unternehmen zuvor prüfen, welche Daten man tatsächlich zur Berechnung in die
Cloud schicken möchte. So könne es etwa Sinn machen, nur einen Teil von Berechnungen in der Cloud
durchzuführen und einen anderen auf internen Rechnern, wenn erst die Zusammenführung der
Rechenergebnisse zu verwertbaren und firmenkritischen Ergebnissen führt, nennt Velten ein
Beispiel.

Technisch aber sei das Ganze durchaus schon real nutzbar, betont Velten und verweist auf große
Unternehmen, die spezielle Rechen-Tasks zur Auswertung etwa medizinischer Datenbestände in Amazons
Cloud-Hände legen.

Allerdings: "Management-Systeme, die verschiedene interne und externe Clouds miteinander
verbinden, entstehen aber erst in den nächsten zwei bis fünf Jahren", so Velten. Trotzdem werde
kein Weg an der Cloud vorbei führen. "Das Thema wird – ähnlich wie Linux – von unten in die
Unternehmen sickern".

Armin Barnitzke/CZ/wg