Shadowprotect: Recovery vom USB-Stick

Externes Werkzeug

26. Mai 2011, 6:00 Uhr | Frank-Michael Schlede

Die Wiederherstellung von Windows-Systemen, die ihren Betrieb eingestellt haben, gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben der Systemverwalter. Da eine solche Rettungsaktion nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig ablaufen soll, sind handliche und problemlos einzusetzende Werkzeuge wie die vorgestellte Lösung gefragt.Für Administratoren ist es immer auch ein Kampf mit der Zeit, wenn es gilt, ein Windows-System wiederherzustellen. Während die Anwender eigentlich nur so schnell wie möglich wieder arbeiten wollen, hat der Systemprofi noch ganz andere Faktoren auf seiner Agenda. Ihm ist es wichtig, dass eine derartige Wiederherstellung auch zuverlässig, mit einem konsistenten Datenbestand und last, but not least auch mit möglichst wenig administrativen Aufwand abzuwickeln ist.

Sehr gut wäre deshalb also ein Werkzeug, das ein Systembetreuer ohne Probleme immer in "seinem Werkzeugkasten" dabei hat. Dieses Tool sollte er zudem an jedem Rechner einsetzen können, ohne dass er dazu eine spezielle Software auf diesem System installieren muss. Schließlich sollte es auch noch in der Lage sein, ein System "bare Metal" wiederherzustellen, also das komplette gesicherte Windows-System auch dann zurückzuspielen, wenn einfach nur die Hardware ohne eine Softwareausstattung zur Verfügung steht.

Direkte Sicherung im laufenden Betrieb

Der amerikanische Hersteller Storagecraft bietet unter dem Namen Shadowprotect 4 IT Edition eine Lösung an, die genau diese Voraussetzungen erfüllen soll. Dabei kommt die Backup- und Recovery-Software Shadowprotect von einem externen Medium zum Einsatz. Diese Software ist laut Anbieter speziell in Hinblick auf die gängigen Probleme der Administratoren bei Backup und Wiederherstellung konzipiert: Da für ein Backup immer weniger Zeit zur Verfügung steht, sollte dieser Vorgang nach Möglichkeit im laufenden Betrieb ablaufen. Soll dieser Vorgang auch dann funktionieren, wenn die Lösung dazu keine zusätzlichen Komponenten auf den betreffenden Systemen installieren kann oder soll, dann muss das zu kopierenden Betriebssystem eine entsprechende Technik bereitzustellen. Dies ist bei den neueren Windows-Systemen (ab Windows XP - mit Windows Vista ist dieser Dienst noch deutlich erweitert) durch die Technik des Volumenschattenkopiedienstes (VSS - Volume Shadow Copy Service) möglich.

Grundsätzlich wurde dieser Dienst von den Microsoft-Ingenieuren in die Betriebssysteme integriert, um so die einfache und konsistente Erstellung von Snapshots zu ermöglichen. Dadurch kann ein Windows-System eine ganze Reihe von Versionsständen abspeichern, die eine Wiederherstellung eines bestimmten Zustands des Betriebssystems ermöglichen. Diese Schattenkopien sind zudem zur Laufzeit zu erzeugen, wobei es so durch ihren Einsatz auch möglich wird, zum Sicherungszeitpunkt offene Dateien in einem konsistenten Zustand abzuspeichern.

Programme, die diese Technik anwenden wollen, müssen dazu einen VSS Writer bereitstellen. Diesen Provider stellt Storagecraft mit dem Produkt Shadowprotect bereit und ermöglicht so eine Sicherung im laufenden Betrieb. Neben der Desktop- und der Server-Version eröffnet der Anbieter mit der als "IT Edition"-Version seines Backup-Produkts die Möglichkeit, dieses von einem externen Datenträger wie einer CD oder einem USB-Stick aus zu starten.

Uns stand für diesen Beitrag eine aktuelle Version der Software zur Verfügung, die im Rahmen der diesjährigen CeBIT erstmals direkt auf einem speziellen USB-Gerät der Schweizer Firma Victorinox in Form der bekannten Schweizer Taschenmesser verteilt wurde. Dabei handelt es sich um einen USB-Stick mit einem Volumen von 4 GByte. Die Web-Seite der Firma bewarb allerdings bis zum Redaktionsschluss Anfang April 2011 nur die Möglichkeit, die Software von einer CD-ROM aus zu verwenden. Dass sich diese Lösung in dieser Form noch einem gewissen Entwicklungsstadium befindet, konnten wir dann während unserer Tests auf daran festmachen, dass die die auf dem Stick implementierten Programme und die Dokumentation noch komplett in Englisch gehalten waren. In einem früheren Test hatte sich hingegen die aktuelle Server-Version der Software bereits mit einer komplett ins Deutsche übertragenen Oberfläche präsentiert.

Starten und sichern direkt vom Datenträger

Sieht man einmal von diesen kleinen Ungereimtheiten ab, entsprach die Lösung doch genau der Vorstellung eines "Taschenmesser-Tools" für viele Zwecke: Nach dem Anschließen des USB-Sticks am betroffenen Windows-Rechner lässt sich dieses System dann direkt vom Datenträger starten. Dazu muss natürlich das BIOS des Systems grundsätzlich einen Start von solchen Datenträger erlauben, was jedoch bei fast allen Systemen aus den letzten Jahren problemlos möglich sein sollte. Die Entwickler von Storagecraft haben für ihr Tool auf eine Windows-PE-Umgebung (PE - Preinstalled Environment) gesetzt, wie sie heute standardmäßig auf allen modernen Windows-System bei der Installation und Wiederherstellung zum Einsatz kommt. Der Administrator findet sich nach dem Start vom USB-Stick in einer Windows-Oberfläche wieder, in der ihm Optionen zur Datensicherung angeboten werden (Bild 1). Dort stehen verschiedene Assistenten zur Verfügung, die den Systemverwalter durch die Sicherung und Wiederherstellung eines Windows-Systems leiten. Die verschiedenen Funktionen wie Kompression, Verschlüsselung, Definition von Speicherorten sowie die Einrichtung von Backup-Jobs entsprechen dabei den üblichen Standards bei derartigen Sicherungslösungen.

Interessant ist hierbei jedoch die Vorgehensweise: Nach dem Einstecken des USB-Sticks und dem Start vom Medium kann der Administrator nun sowohl das komplette System als auch einzelne Partitionen zum Beispiel auf eine externe Festplatte sichern: Dies funktioniert auch während des laufenden Betriebs des Systems, nur dass dann natürlich nicht vom USB-Medium aus gestartet wird, sondern der Administrator einfach die Sicherungssoftware vom montierten Stick aus aufruft.

Umgekehrt kann auch eine Wiederherstellung sowohl direkt durch einen Start vom Medium aus (Bild 2) beginnen, um dann ein so genanntes "Bare Metal Recovery" beispielsweise auf eine neue oder reparierte Hardware auszuführen. Bei einem aktiven Windows-System auf dem Rechner ist es mithilfe der Software auch problemlos möglich, ein zuvor auf einem Datenträger angelegtes Images mittels des Menüpunkts "Explore Backup Image" zu montieren und dieses dann zum Beispiel nach einzelnen Dateien in der Sicherung zu durchsuchen. Auch zu diesem Zweck stellt die Software einen Assistenten zur Verfügung, der einen Anwender durch die nötigen Schritte leitet.

Die Lösung unterstützt zudem die Umwandlung einer zuvor gesicherten Image-Datei mittels eines "Conversion Wizards" in eine virtuelle Festplatte. Diese ist danach dann mittels einer Virtualisierungslösung zu starten und zu verwenden. Die VMware-Workstation ist zudem auch dazu in der Lage, die von der StorageCraft-Software angelegen Image-Dateien mit der Endung *.spf direkt einzulesen und zu konvertieren.

Schnelle Wiederherstellung

Die Software unterstützt alle Windows-Clients ab Windows XP (SP2 und höher). Die Unterstützung der Windows-Server startet beim Windows 2000 Server SP4 und reicht bis zum aktuellen Windows Server 2008 R2. Bei allen Systemen werden sowohl die 32- als auch die 64-Bit-Versionen durch das Tool unterstützt, gesichert und wiederhergestellt. Auch mit allen gängigen Windows-Dateisysteme von FAT über NTFS bis hin zu "Dynamic Discs" kann die Lösung umgehen. Die Software ist laut Anbieter "per Techniker" lizenziert, wobei sie dann auf beliebig viele Systemen arbeiten kann.

Insgesamt hat dieses Werkzeug bei dem kurzen Praxistests genau das getan, was uns zuvor versprochen wurde: Mit seiner Hilfe war es problemlos möglich, einen Windows Server 2008 R2 auf eine Dateifreigabe im Netzwerk zu sichern oder einen PC mittels des Sticks zu booten und auf diesen eine vorher gesicherte Windows 7 Ultimate (64-Bit-Version) zurückzuspielen. So kann ein Systemverwalter schnell und bequem von Systemen auch im laufenden Betrieb Sicherungsabbilder auf andere Medien ziehen. Auch um den aktuellen Stand einer Installation "on the fly" zu sichern und diesen dann in einer virtuellen Maschine für weiter Testszenarien einzusetzen, eignet sich die Software sehr gut - eben tatsächlich eine Art "Schweizer Messer" für den Systemverwalter.

Bild 2. Bei Wiederherstellung via Boot-CD oder Stick gibt es unterschiedliche Umgebungen für ein Recovery eines zuvor gesicherten Systems.

Bild 1. Nach einem Start vom USB-Stick oder von der CD stehen dem Administrator verschiedene Assistenten zur Verfügung.
LANline.

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