Anfang 2001 hatte sich Foundry aus dem Geschäft mit Core-Routern für Netzbetreiber zurückgezogen und konzentrierte sich fortan auf Unternehmens- und Stadtnetze (Metropolitan Area Networks, MANs). Angesichts eskalierenden Datenverkehrs in Carrier-Netzen und stetig wachsender Breitbandanwenderschaft zielt Foundry nun erneut auf den Carrier Backbone: Der Netiron XMR 32.000 soll Ciscos CRS-1 und Junipers T-Serie Konkurrenz machen.
Nach rein technischen Eckdaten bemessen verweist der XMR 32.000 Ciscos CRS-1 wie auch Junipers
T-640 auf die Plätze: Dank des Foundry-typischen Clos-Switching-Fabrics und einer neuen
ASIC-Generation stemmt das Gerät laut Hersteller eine Milliarde Pakete pro Sekunde (1 Bpps) – ab
November sollen es 2 Bpps sein – und damit deutlich mehr als die 770 Millionen Pakete, die der
T-640 laut Datenblatt bewältigt. Auch in Sachen Port-Dichte – eine Stärke Foundrys dank kompakter
Module für Slots von nur halber Rack-Breite – glänzt der neue XMR-Spross: Auf halber Rack-Höhe (21
Höheneinheiten) bringt der Router 128 10-Gigabit-Ethernet-(10GbE-) Ports unter – also doppelt so
viele wie der CRS-1 und gleich das Vierfache des T-640. Ein Strom sparendes und damit hitzearmes
Design soll den problemlosen Betrieb zweier Geräte übereinander im Rack ermöglichen.
Router-Interconnects wie Junipers TX-Modul benötigt der Bolide damit vorerst noch nicht.
Auch softwareseitig gibt sich der als Router von Welt: Er unterstützt das heute allseits
geforderte MPLS (Multi-Protocol Label Switching) ebenso wie IPv6, Layer-2-VPNs einschließlich VPLS
(Virtual Private LAN Services) und Layer-3-VPNs gemäß RFC 2547. Seine Zielmärkte sind laut Foundry
der Provider-Backbone, große PoPs (Points of Presence) und der Transport zwischen Metronetzen.
Bislang ist es allerdings keinem Wettbewerber gelungen, das Oligopol von Cisco und Juniper
ernsthaft zu gefährden: Alle Konkurrenten sind mit einstelligen Marktanteilszahlen weit
abgeschlagen, Startups wie Chiaro, Procket und Charlotte’s Web sind gescheitert. Foundry selbst
nimmt nach seinem Rückzug aus dem Core-Markt 2001 nun einen zweiten Anlauf.
"Foundrys Core-Router haben in der Tat eine beeindruckende Liste von Funktionen", so Michael
Howard, Chef-Analyst bei Infonetics; er warnt aber: "In diesem 1,9- Milliarden-Dollar-Business
belegten Cisco und Juniper 2005 zusammen 89 Prozent Marktanteil und ließen damit nur 11 Prozent
Raum für alternative Anbieter." Hier drängen sich NEC (mit vier Prozent Marktanteil weltweit Nummer
drei), Avici, Huawei und Fujitsu. Von Vorteil für Foundry ist laut Howard, in Metronetzen bereits
etabliert zu sein: "Es würde mich nicht überraschen, wenn einige kleinere Provider in den nächsten
zwölf Monaten einen XMR 32.000 kauften." Die führenden, also die "Tier-1-"Carrier würden aber erst
abwarten, wie sich das Gerät im Test bewährt.
Foundry macht, so CEO Bobby Johnson im LANline-Interview, bereits "100 Millionen Dollar Umsatz
pro Jahr mit Carriern und Service-Providern". Für die XMR-Familie (XMR 4000, 8000 und 16.000) gibt
es laut dem Foundry-Chef bereits 20 zahlende Kunden, so den US-Triple-Play-Provider Limelight. Auch
von Tier-1-Seite verzeichne Foundry "großes Interesse".
Dell’Oro-Group-Analyst Shin Umeda sieht Potenzial für das neue Gerät bei Metro-
Core-Applikationen zur Ethernet-Aggregation von Endanwenderverkehr aus Ethernet-DSLAMs. Das Fehlen
von Packet-over-Sonet-Interfaces aber behindere den Tier-1-Erfolg. Umeda weiter: "Foundry hat zudem
keine nachweisliche Erfahrung mit dem Betrieb von Routing-Protokollen, also BGP, in großen Netzen."
Entsprechend unbeeindruckt gibt sich Kim Perdikou, Junipers EVP Infrastructure Products: "Als wir
2002 die T-Serie vorgestellt haben, benötigte selbst die Core-Routing-erfahrene Cisco mehrjährige
Entwicklungsarbeit, um wieder den Anschluss zu finden."
Foundry-CEO Johnson erklärte LANline, Sonet-/SDH-Interfaces (OC-48, OC-192) würden im Laufe des
Jahres folgen, ebenso Unterstützung für neueste SDH-Protokolle. Aber selbst Johnson sieht Foundrys
Stärken in der Ethernet-Welt: "10GbE statt Sonet/SDH – das ist der Paradigmenwechsel, den wir
wollen. Je stärker 10GbE in Carrier-Netzen ist, desto stärker ist Foundrys Position – und das zu
einem Bruchteil des Preises bisheriger IP-Router."