Mobilfunkdaten geben Auskunft über Reiseverhalten
Mobilfunkdaten können den Datenverbrauch widergeben, aber noch deutlich mehr aussagen: Zum Beispiel, dass es während der aktuellen Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg und Berlin ein Viertel weniger Zugreisen gibt.

Ob Fußballspiele, Oktoberfest oder Karneval: Wo viele Menschen sind, steigt in der Regel auch die Datenlast im Mobilfunknetz. Nicht selten werden Datenrekorde dabei gemessen. Das kann mitunter Fun Facts mit sich bringen, wie die Tatsache, dass ein umstrittenes Handspiel beim EM-Viertelfinalspiel Deutschland gegen Spanien im Jahr 2024 die Leitungen zum Glühen gebracht hatte.
Doch der Datenverbrauch kann auch nützliche Aufschlüsse geben, beispielsweise über Mobilitätsströme der Deutschen. Eine solche Analyse haben der Telekommunikationsanbieter O2 Telefónica und der Analysespezialist Teralytics auf Grundlage von anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten vorgenommen.
Generalsanierung und ihre Folgen auf die Reisenden
Dabei wurde die Bahnstrecke Hamburg-Berlin betrachtet, die im Augenblick generalsaniert wird. Seit Sanierungsstart im August 2025 sei die Zahl der Bahnreisen auf dieser Strecke laut Telefónica-Angaben um ein Viertel zurückgegangen. Auf das Auto sind die Menschen jedoch offensichtlich nicht primär umgestiegen, die Zahl der Autofahrer sei in diesem Zeitraum nur um drei Prozent gestiegen. Das lässt rückschließen, dass offensichtlich bisherige Bahnreisende und -pendler aktuell schlichtweg weniger unterwegs sind.
„Unsere Analysen auf Basis anonymisierter Mobilfunkdaten zeigen, wie flexibel die Menschen in der Region auf die Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin reagieren. Die Mobilität verändert sich spürbar – und unsere Daten machen diese Veränderung erstmals sichtbar“, sagt Alfons Lösing, Chief Partner & Wholesale Officer von O2 Telefónica. „Solche datenbasierten Einblicke sind entscheidend, um Maßnahmen in Infrastruktur gezielt zu steuern und die Bedürfnisse der Bevölkerung besser zu verstehen. Da wir als Telekommunikationsanbieter bundesweit die meisten Konsumenten mit Mobilfunk verbinden, können wir auf dieser Basis zuverlässige Hochrechnungen anbieten.“
Verlagerungseffekte werden sichtbar
Auch Strecken von und nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg wurden analysiert. Auf den meisten Verbindungen verlagert sich der Verkehr dort bei gesperrten Bahnstrecken auf die Straße. Einerseits weil die Bahn für viele der Strecken einen Busersatzverkehr eingerichtet hat, andererseits weil Pendler vermehrt das Auto nutzen. Den deutlichsten Verlagerungseffekt sieht die Mobilitätsanalyse für die Strecke Hamburg-Ludwigslust, auf der sich die Zahl der Reisen im Straßenverkehr seit Anfang August mehr als verdoppelt hat (+128 Prozent). Es folgen Berlin-Ludwigslust (+44 Prozent), Berlin-Wittenberge (+38 Prozent), Ludwigslust-Schwerin (+36 Prozent), Hamburg-Wittenberge (+30 Prozent).
Wo jedoch während der Sanierungszeit Ersatzverbindungen im Regional- oder Fernverkehr eingerichtet wurden, zeigt sich ein anderes Bild: Für die Strecken Berlin-Schwerin und Hamburg-Rostock wurden solche Ersatzverbindungen auf Schienen eingerichtet. Die Zahl der Zugreisenden habe sich zwischen Berlin und Schwerin seit Anfang August um lediglich 11 Prozent verringert – im Unterschied zu einem deutlicheren Rückgang auf anderen Strecken. Zwischen Hamburg und Rostock registriert die Mobilitätsanalyse einen Rückgang der Bahnreisen um rund 29 Prozent. Im Vorjahr fiel der Effekt während der Baumaßnahmen mit einem Minus von 38 Prozent deutlich höher aus.
„Die Analyse zur Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin veranschaulicht, wie stark Infrastrukturmaßnahmen das Mobilitätsverhalten beeinflussen. Wir wollen mit unseren Analysen einen Beitrag zum besseren Verständnis des Verkehrsgeschehens in Deutschland leisten. Die Ergebnisse können Entscheidungsträgern helfen, fundierte Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zu entwickeln“, sagt Georg Polzer, CEO von Teralytics.
Die Analyse basiert laut Telefónica auf anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten des Telekommunikationsunternehmens O2 Telefónica, das rund 34 Millionen Menschen in Deutschland vernetzt. Täglich fallen dabei mehrere Milliarden Datenpunkte an. Teralytics wertet diese aus und vergleicht die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel.