Virtuell, aber schnell
Das sechste Briforum bot eine unabhängige Fachkonferenz rund um die Virtualisierung. Die hochaktuellen Vortragsschwerpunkte lagen bei den Terminaldiensten unter Microsoft Windows Server 2008 und dem Citrix-Portfolio von Xenapp über Xendesktop bis Xenserver, somit auf der System-, Anwendungs- und Desktop-Virtualisierung.
Brian Madden, ein führender Kopf der Virtualisierungs-Community und Briforum-Veranstalter, konnte über 450 internationale Teilnehmer begrüßen. 30 Sprecher aus Nordamerika, Europa und Australien ließen in 60 Vorträgen ein Feuerwerk von 75 Stunden geballter, überwiegend herstellerneutraler Information abbrennen. Auch die anwesenden Anbieter stellten während ihrer Vorträge die übliche Ausrichtung an Marketing und Vertrieb meist in den Hintergrund und ließen mit sichtlichem Vergnügen aufblitzen, zu welchen Leistungen ihre Entwicklungsabteilungen in der Lage sind. Dies resultierte auch in Live-Präsentationen von Protoypen, die ein erstes Bild von kommenden Trends und Produkten zeichneten.
Die überwiegend technisch ausgerichteten Teilnehmer quittierten das Auftreten einer Reihe unabhängiger Experten, die oft mit ungewöhnlich tief gehenden Präsentationen aufwarteten, mit großer Aufmerksamkeit und oft mit Begeisterung. Immer wieder kam es während der Präsentationen zu leidenschaftlichen, jedoch immer respektvollen Diskussionen zwischen Sprechern, Teilnehmern und Vertretern der Hersteller.
Microsoft zeigte in einem vielbeachteten Vortrag, welche Möglichkeiten in zukünftigen Erweiterungen ihres RDP-Protokolls stecken. Nelly Porter, Lead Program Manager im Terminalserver-Entwicklungsteam, hatte den Prototypen eines neuen RDP-Clients auf ihrem Laptop installiert. Damit griff sie auf einem "aufgebohrten" Terminalserver zu, auf dem das bekannte Spiel Quake installiert war. Mit mehr als 20 Frames pro Sekunde bei hoher Grafikauflösung bewegte sie sich flüssig durch die virtuelle Quake-Welt. Dies ließ erahnen, welches Potenzial im entfernten Zugriff auf Anwendungen und virtuelle Desktops steckt - nicht zuletzt auch für multimediale Inhalte oder grafiklastige Anwendungen.
Besondere Beachtung fanden auch jene Vorträge, die sich mit dem Vergleich und der Bewertung aktueller Virtualisierungslösungen beschäftigten. Vmware gegen Xenserver gegen Hyper-V, Terminalserver gegen Virtual Desktop Infrastructure, Speichersysteme gegen Streaming-Lösungen oder 32 Bit gegen 64 Bit waren nur einige Schwerpunkte. Zudem wurden die etablierten Remote-Protokolle RDP, Citrix ICA, HP RGS, Sun ALP oder VNC gegen neue Herausforderer wie Microsoft Calista, Net2display oder Qumranet Spice gestellt.
Insbesondere Qumranet konnte in einer beeindruckenden Demonstration der Lösung Solid ICE demonstrieren, welche Möglichkeiten virtuelle Desktops mit einem geeigneten Protokoll bieten. Weiterhin zeigten Quest/Provision Networks und Ericom, dass sie sich immer klarer als ernsthafte Wettbewerber zu Citrix positionieren. Jedoch wurde auch allen Beteiligten klar, dass es der wachsende Wettbewerb und die größere Vielfalt an Virtualisierungsoptionen immer schwerer macht, einfache Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Technik zu treffen. Somit macht sich bei den traditionellen Nutzern von Terminalservern und Citrix Presentation Server (CPS) zusehends Unsicherheit breit, wohin die Reise für sie eigentlich geht.
Allen Neuerungen zum Trotz - noch immer spielten die klassischen Themen eine wichtige Rolle auf dem Briforum: automatisierte Softwareverteilung, Profilverwaltung, Ressourcenmanagement, Troubleshooting, Systemoptimierung und Scripting für Terminalserver und CPS/Xenapp.
Auf der großen Ausstellungsfläche präsentierten neben Microsoft und Citrix auch andere Unternehmen dieses Ökosystems - AEP, Appsense, Datacore, Desktone, Ericom, EG, Expand, Intel, Kemp, Login Consultants, PQR, Quest, Qumranet, RES, Remotescan, RTO, Symantec, Tricerat sowie Visionapp - ihre Lösungen "von Experte zu Experte" - zur Freude aller Beteiligten.