Android-Tools für Administratoren - Teil 2

WLAN- und Kanalwahlhelfer

19. März 2014, 7:00 Uhr | Dr. Johannes Wiele/jos

Mit kleinen Messprogrammen helfen Android-Handys dabei, die WLANs in der Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Auf diese Weise lässt sich für das eigene Netz ein gering ausgelasteter Kanal finden oder für ein neues Gerät die beste Netzanbindung an einem gegebenen Standort.

Bei diesem Test war es für den Autor nicht nötig, sich das erste Einsatzszenario mühsam auszumalen oder jemanden dazu befragen. Ich betreibe mein Home Office nahe dem Münchner Zentrum und der Universität in einem Haus, in dem die Hälfte der Wohnungen kleine Studentenappartements sind. Die andere Hälfte ist vorwiegend von Nachbarn bewohnt, deren Berufe irgendwo im Umkreis der Arbeitsfelder Medien, Internet und Juristerei angesiedelt sind.
 
Überlastete Kanäle ausschließen
Gehäuftes Auftreten von medial aktiven Menschen in einen Wohngebäude hat heute nicht mehr nur zur Folge, dass im Hof mehr blaue Papiertonnen als normale Mülltonnen stehen und dass man beim Blick aus dem Fenster neben Studentenkneipen gleich zwei Copyshops im Blickfeld hat. Der neueste Indikator dafür ist eine unglaublich lange und stetig wachsenden Liste an WLANs, die die eigenen PCs und Mobilgeräte vermelden. Immerhin sind die für mich sichtbaren Funk-LANs inzwischen samt und sonders verschlüsselt, brav!
Zu meinem WLAN gehören ein Print- und ein Fileserver. Also bin ich durchaus an einem gewissen Mindestdurchsatz im Netz interessiert. Deshalb sollte das eigene Netz tunlichst einen möglichst einsamen WLAN-Kanal nutzen, den es sich nicht mit zu vielen konkurrierenden Netzen teilen muss. Es ist also interessant, die Auslastung der ringsum vorhandenen Kanäle durch Netzwerke zu kennen und nebenbei zu sehen, wie stark die Konkurrenz dort funkt.
 
Das stärkste Netz finden
Ein weiterer Grund für einen Blick auf die Netznachbarschaft ergibt sich dann, wenn man für einen bestimmten Ort in einem Büro herausfinden will, welches der dort vorhandenen WLANs auf welchem Kanal am stärksten und zuverlässigsten präsent ist. Neue Clients ließen sich dann auf die optimale Netzanbindung legen. Und noch ein Einsatzszenario gibt es: Manche Industrienormen wie etwa PCI DSS fordern von Unternehmen, in ihren Gebäuden regelmäßig nach unbekannten und somit sicherheitstechnisch nicht erfassten WLANs zu suchen. Zumindest ein erster Ad-hoc-Scan ließe sich mit der hier beschriebenen App und ihren Verwandten bequem durchführen - seine Grenze hat der Compliance-Einsatz dann allerdings darin, dass unbekannte Netze mit versteckten SSIDs nicht ohne weiteres mit einer einfachen Android-App aufzuspüren sind.
Lässt man diese Einschränkung einmal außer Acht, lässt sich das WLAN-Modul eines Mobiltelefons oder anderen Android-Geräts für die beschriebenen Messszenarien grundsätzlich schon deshalb gut verwenden, weil man keine absoluten "amtlichen" Messwerte ermitteln muss. Es reicht, Vergleichswerte zu sehen, die ein gegebener Empfänger anzeigt. Ob dieser gut oder schlecht ist, beeinflusst das Ergebnis höchstens dann, wenn er an einem bestimmten Ort existierende WLANs gar nicht mehr wahrnimmt, während ein besseres Gerät dies durchaus könnte. Vermeiden sollte man bei Vergleichsmessungen allerdings, bei bestimmten Handys während des Herumlaufens im Messbereich die Antenne mit der Hand oder gar Metallgegenständen abwechselnd zu verdecken und dann wieder nicht.
 
Vorteil Mobilität
"WIFI Analyzer" heißt die Software, die aus dem Android Market auf die drei Testgeräte und ein inzwischen ebenfalls verfügbares HTC One Mini wandert (zum Testumfeld siehe Teil eins dieser Serie in LANline 4/2013), um sie zu Mess-APParaten umzuwandeln. Als kostenlose App, die kein Routing des Android-Geräts erfordert, passt sie ins Anforderungsprofil dieser Testreihe.
Eigentlich tut das kleine Programm nichts anderes, als die ohnehin vom WLAN-Adapter des jeweiligen Geräts und vom Betriebssystem gelieferten Daten geschickt auszuwerten und grafisch zu visualisieren. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von PC-Programmen wie "Netstumbler" und "inSSIDer". Die Basisinformationen sind die Namen der Hotspots, der belegten Funkkanäle, die Signalstärken und die jeweils verwendeten Verschlüsselungstypen. Was die Android-App allerdings so nützlich macht, ist ihre Lauffähigkeit auf Geräten mit dem richtigen Formfaktor: Mit einem kleinen Mobiltelefon oder Tablet in der Hand lässt sich die WLAN-Abdeckung in Räumen nun einmal bequemer erforschen als mit einem aufgeklappten Notebook. Außerdem sieht der Vorgang an sich cooler aus und nötigt eventuell zuschauenden Unbeteiligten kein mitleidiges Lächeln ab, wie es das ungelenke Auf und Ab und Links und Rechts mit einem Fullsize-Notebook zwangsläufig tut. Allerdings sollte man während der Messung den Ton abschalten, denn das Piepsen der App klingt für meinen Geschmack ein wenig zu sehr nach Geigerzähler.
WIFI Analyzer setzt die WLAN-Informationen in verschiedene, frei wählbare und dynamisch aktualisierte Darstellungen um - von einer Pseudo-Analoganzeige der Feldstärke eines gewählten Netzwerks bis zu Diagrammen, die die Kanalzuordnung, Funkstärke und Streuung aller empfangenen Netze über ihre Kanäle hinweg zu einem gegebenen Zeitpunkt oder im Zeitverlauf darstellen. Die auf den aktuellen Zeitpunkt bezogene Grafik erleichtert die Ermittlung einer optimalen Kanalbelegung sehr: Liegt die Spitze des eigenen Signals in der Übersichtsgrafik zwischen denen der anderen WLANs und nicht zu sehr im Pulk, hat man eine gute Einstellung gefunden. Die Daten, die das Werkzeug erhebt, lassen sich als eine Art Log oder als Screenshot jederzeit abspeichern und gegebenenfalls per E-Mail oder über andere Apps versenden. Individuell einstellbar sind Details der grafischen Darstellung, Vorgaben für die als verfügbar betrachteten Kanäle, die Zuschaltung besonderer Hinweise auf offene oder verschlüsselte Netze oder die Betrachtung von mehreren Zugangspunkten für WLANs mit der gleichen SSID.
Insgesamt ist WIFI Analyzer ein nützliches Tool mit gutem Funktionsumfang, das seinen Zweck sehr gut erfüllt und keine auffälligen Schwächen zeigt. Das Werbung, die in der kostenlosen Version am Fuß einiger Diagramme eingeblendet ist, fällt kaum auf und wird nicht in die Screenshots übernommen. Wer dennoch nach Alternativen sucht, etwa weil WIFI Analyzer zum eigenen Gerät vielleicht nicht optimal passt: Es gibt in den Android-App-Stores eine ganze Reihe ähnlicher Programme, bei denen die Grafiken mal eckiger, mal bunter und mal spartanischer ausfallen - darunter etwa "WLAN Max", "Droid Wifi Analyzer" (Verwechslungsgefahr!) und "Wifi Overview 360". Das Prinzip dahinter ist immer dasselbe.

Viel los im Münchner Uni-Viertel: Hier lohnt es sich, die WLAN-Kanäle vor dem Einrichten eines neuen Netzes zu prüfen.

Das Mobiltelefon als Messgerät: Ein HTC One hilft dabei, die Stärke des eigenen Netzes in verschiedenen Räumen zu ermitteln.

Stärke, Kanalbelegung und Streuung der WLANs in der Umgebung: Hier läuft Wifi Analyzer auf einem Meteorit-Notebook und zeigt, wo Platz ist fürs eigene Netz.

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