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»Alle ins Boot holen!«

»Alle ins Boot holen!« Dr. Bettina Horster, Vorstand von Vivai, erarbeitete zusammen mit der Unternehmensberatung Lünendonk die Studie »Mobile Future 2007 bis 2008«. Ariane Rüdiger sprach für InformationWeek mit ihr über die Ergebnisse der Untersuchung.

Autor:Redaktion connect-professional • 22.7.2007 • ca. 1:50 Min

Dr. Bettina Horster, Vorstand Vivai und Mitautorin der ­Studie »Mobile Future 2007-2008«
Mobile Anwendungen gehören heute noch nicht zum Standard­werkzeug in den Unternehmen.
Mobile Anwendungen gehören heute noch nicht zum Standard­werkzeug in den Unternehmen.

Frau Horster, wie viele Firmen nutzen heute moderne mobile Anwendungen? Das klingt vielleicht verwunderlich, aber gerade dazu gibt es kaum relevante Aussagen. Hier halten sich alle Firmen sehr bedeckt.

Was hemmt derzeit die Ausbreitung mobiler Anwendungen am meisten? Kosten sind ein schwieriges Thema. Ein weiteres Problem liegt darin, dass man nicht weiß, welches Betriebssystem sich durchsetzt. Und schließlich sind die Anwender nicht immer begeistert.

Sehen Sie da Lösungsmöglichkeiten? Bei den Preisen sind das sicherlich die Flatrates. Der Trend, bei Kosten Pauschalen einzuführen, wird immer deutlicher. Hier stehen wir erst am Anfang. Welches Betriebssystem sich durchsetzt, muss die Zeit weisen.

Was glauben Sie denn? Das ist schwer zu sagen. RIM ist zu sehr vom eigenen Endgerät abhängig, obwohl zum Beispiel auch die Politessen in Düsseldorf jetzt den Blackberry verwenden. Symbian ist Marktführer und natürlich bei allen beliebt, die dem eigenen Konsortium angehören. Der Rest hat dafür nichts übrig. Und für Microsoft ist derzeit die Gerätebasis zu schmal.

Bleiben die Anwender… Wenn man neue mobile Dienste einführt und es gehen in der Folgezeit viele Geräte kaputt, weil sie beispielsweise einfach »runterfallen«, deutet das darauf hin, dass man die Anwender nicht mitgenommen hat. Nicht immer weigern sich die Leute nämlich offen.

Was empfehlen Sie, um solche Reaktionen zu vermeiden? Man muss von Anfang an alle ins Boot holen. Also die Anwender von vorn herein in Usability-Tests einbe­ziehen und klare Regeln schaffen, die zum Beispiel trotz der mobilen Endgeräte für eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit sorgen. In der Freizeit wird das Gerät dann eben abgeschaltet.

Also keine private Nutzung des Büro-Handys? Nein. Möglichst nicht, schon aus Sicherheitsgründen, aber auch wegen besagter Abgrenzung.

Gibt es ein Beispiel, wo diese Probleme gut gelöst wurden? Ja, das gibt es durchaus: Der Berliner Innensenator hat in seiner Behörde eine Anwendung, den mobilen Bürgerkoffer, implementiert, bei der Mitarbeiter mit einem Koffer voll Technik vor Ort gehen und die Beschwerden und Anliegen der Bürger direkt anhören, aufzeichnen oder übermitteln. Die Mitarbeiter sind begeistert. Sie wurden von Anfang an in die Usability-Tests mit einbezogen und sind heute stolz auf das Erreichte, obwohl ihre Arbeit dadurch eher verdichtet wurde.

Kann man Nutzenpotenziale mobiler Dienste beziffern? In bestimmten Branchen, zum Beispiel mit umfangreicher Logistik. Dort steigt die Effizienz manchmal um ein Drittel. So geben heute die Mitarbeiter des Miele-Imperial-Kundendienstes die Daten der von ihnen betreuten Fälle vor Ort in ihre Geräte ein. ­Früher geschah das am PC zu Hause. Heute fließt die eingesparte Zeit in weitere Kundenbesuche, und das resultiert eben in einer Effizienzsteigerung des einzelnen Mitarbeiters.