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»Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht 1:1 umgesetzt«

»Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht 1:1 umgesetzt«. Die geplante deutsche Gesundheitskarte dürfte das technisch und organisa­torisch anspruchsvollste Kartenprojekt weltweit sein. Diplom-Informatiker ­Jürgen Sembritzki erläutert im Gespräch mit Jürgen Höfling die verschiedenen Wegmarken auf dem Weg zur flächendeckenden Einführung der Gesund­heitskarte für alle Versicherten. Sembritzki ist Geschäftsführer des Zentrums für ­Telematik im Gesundheitswesen (ZTG) und Projektleiter der Testregion ­Bochum-Essen zur Einführung der Gesundheitskarte.

Autor:Redaktion connect-professional • 29.3.2006 • ca. 1:20 Min

»Wie hoch die Kosten im bun­desweiten Roll-Out für den ­Aufbau der Infrastrukturen sein werden, ist derzeit noch die große Unbekannte.« Foto: ZTG
Inhalt
  1. »Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht 1:1 umgesetzt«
  2. »Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht 1:1 umgesetzt« (Fortsetzung)

»Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht 1:1 umgesetzt«

Herr Sembritzki, wie viele Feldver­suche gibt es?
Insgesamt gibt es acht Testregionen, die offiziell von gematik und Bundesgesundheitsministerium ausgewählt und benannt wurden. Dies sind Bochum-­Essen, Bremen, Flensburg, Heilbronn, Ingolstadt, Löbau-Zittau, Trier und Wolfsburg.

Wie viele Leistungsempfänger, also Versicherte, und wie viele Leistungserbringer, also Ärzte, Pfleger, Apotheker, sind in die jeweiligen Feldversuche bisher involviert? Wie viele sollen es werden?
Hier gibt es ganz klare Vorgaben von der gematik: Es sollen pro Region in der so genannten Teststufe 3 jeweils bis zu 10000 Versicherte mit elektronischen Gesundheitskarten ausgestattet werden. Das Mengengerüst für diese Testphase sieht außerdem vor, dass pro Region jeweils 15 bis 25 Ärzte, drei bis fünf Apotheken und ein bis zwei Krankenhäuser eingebunden werden sollen. Wenn die ersten Tests zeigen, dass mit diesen Vorgaben keine auswertbaren Ergebnisse erzielt werden, kann bei den Mengengerüsten aber auch noch einmal nachgebessert werden. In der Teststufe 4 werden dann drei Regionen mit jeweils 100000 Versicherten weiter testen, bevor es dann sukzessive in den bundesweiten Roll-Out geht.

Welche eGK-Konzepte werden verwendet? Wird die Architektur von Fraunhofer, wie sie Mitte 2005 bestand, umgesetzt oder wurden daran viele Ver­änderungen, beispielsweise Vereinfachungen, vorgenommen?
Die von Fraunhofer entwickelte so genannte Lösungsarchitektur bildet nach wie vor die Grundlage für das Technologiekonzept der eGK. Dieses wird jedoch nach und nach durch entsprechende Spezifikationen für die einzelnen Komponenten der Architektur ergänzt beziehungsweise konkretisiert. So liegen derzeit zum Beispiel bereits Spezifikationen für die Karte selber, für deren Pendant, den elek­tronischen Heilberufsausweis, sowie für die Kartenleser beziehungsweise -terminals vor. Mit Spannung erwartet wird natürlich die Spezifikation für den Konnektor, der als Bindeglied zwischen dem IT-System in Praxis, Apotheke oder Krankenhaus und der IT-Infrastruktur fungieren soll. Die zentralen Infrastrukturkomponenten sind im Augenblick ebenfalls noch nicht beschrieben. Das Gesamtkonzept wird sicherlich nicht Eins zu Eins umgesetzt.