»Der Handel sollte die Eltern in den Fokus nehmen«
Bund, Länder und Gemeinden knausern bei der IT-Ausstattung der Schulen. Peter Henning, Informatik-Professor und Experte für IT im Bildungswesen, sieht die Eltern in der Pflicht.

- »Der Handel sollte die Eltern in den Fokus nehmen«
- Online-Lernen mit sozialen Features
CRN: Herr Henning, Sie sehen im Bildungssektor eine Revolution im Gang. Woran machen Sie das fest?
Henning: Es gibt zwei Faktoren, die diese Revolution vorantreiben. Das eine ist die Verbreitung von mobilen internet-fähigen Endgeräten wie Smartphones und Tablets. Die Konsequenz ist, dass auch Schüler und Studenten jederzeit Online-Zugriff auf Wissensressourcen haben. Der zweite Faktor ist, dass das Weltwissen so schnell wächst, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, als es digital abzuspeichern und zu verarbeiten.
CRN: Welche Einsatzszenarien der IT halten Sie im Hinblick auf die Anforderungen von Bildungseinrichtungen für zweckmäßig?
Henning: Diese Einrichtungen sollten das Prinzip »Bring your own device« einführen. Sie müssen dem Wunsch von Schülern und Studenten Rechnung tragen, ihr eigenes digitales Endgerät zu verwenden. Diese können sich damit ergänzende oder auch konträre Informationen zu dem beschaffen, was der Lehrende sagt. Bereits heute ist das an vielen Hochschulen schon so, mit entsprechend neuen Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Schulen und Hochschulen werden künftig auch danach beurteilt werden, wie gut der Internet-Zugang in den Klassenzimmern ist.
CRN: Mit dem Internet-Zugang wird es nicht getan sein: Man braucht auch digitale Lerninhalte.
Henning: Es gibt eine Vielzahl von freien Bildungsressourcen, etwa von Vereinen und Verbänden. Im Schulbereich gibt es einiges, das aus Initiativen von Lehrern hervorgegangen ist. Die Schulbuchverlage sind ebenfalls bereit, auf diese Linie einzuschwenken und digitale Schulbücher zu liefern. Wie gut diese digitalen Lernmittel dann medial sind, wird man sehen. Zum Beispiel sehe ich erheblichen Nachholbedarf im Hinblick auf Simulationen und Interaktivität. Zusätzlicher Vorteil ist jedenfalls, dass die Schüler dann keine schweren Schulbücher mehr herumtragen müssen.