»Mit dem Dienstleister auf Augenhöhe sprechen«
»Mit dem Dienstleister auf Augenhöhe sprechen« BLG International Logistics hat viele seiner IT-Komponenten an externe Dienstleister vergeben. Bei den Outsourcing-Entscheidungen haben die Bremer darauf geachtet, dass genügend IT-Kompetenz im eigenen Haus erhalten bleibt. Jürgen Höfling sprach mit CIO Gerhard Brandes.

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- »Mit dem Dienstleister auf Augenhöhe sprechen« (Fortsetzung)
Herr Brandes, die BLG Logistics Group hat sich von einem lokalen Hafenunternehmen in Bremen zu einem Logistikkonzern mit internationaler Reichweite entwickelt. Welche Rolle hat die IT in dieser Entwicklung gespielt?
IT muss Mehrwert bringen und sich an den Unternehmenszielen ausrichten. Ein zehnminütiger Ausfall, der vor einem Dutzend Jahren vielleicht noch tolerabel war, ist heute ausgeschlossen, bei all den Geschäften, die wir auf dem Haken haben. Heute zählen Kriterien wie höchste Verfügbarkeit, leichte Bedienung, Einfachheit der Lösung. Denn es gilt der Grundsatz: Der Prozess treibt die IT, nicht die IT den Prozess.
Wie ist die IT bei BLG konkret aufgestellt?
Bis vor einigen Jahren hatten wir in der Gruppe noch ganz heterogene Welten: unterschiedliche Hardwareplattformen, kaum zu überschauende Domainstrukturen, eine Vielfalt unterschiedlicher Systeme. 2003 haben wir die Informationstechnologie dann komplett neu aufgestellt und vereinheitlicht. Für die Bereiche wurde jeweils ein verantwortlicher CIO bestellt. In der BLG International Logistics ist ein Shared Service Center angesiedelt. Hier werden die interdisziplinären Aufgaben im Kontrakt-Bereich und in der Holding wahrgenommen wie Finanzen, Controlling, Personal und eben auch IT.
Sie sprachen von Vereinheitlichung, und doch wurde für jeden Bereich ein eigener CIO bestellt. Welchen Vorteil haben Sie davon?
Die IT richtet sich an den Unternehmenszielen aus. Dabei haben wir aber auf den verschiedenen Märkten auch spezifische Kundenanforderungen, die besondere Lösungen nötig machen. Die Vereinheitlichung aller übergreifenden Themen haben wir gemeinsam in unserem damals neu eingerichteten CIO-Council aufgesetzt und gemeinsam fassen wir dort auch weitere Grundsatzentscheidungen, wie zum Beispiel die weitere Konsolidierung unseres Softwareportfolios und der Datenbanken oder das Outsourcing des Rechenzentrums.
Welche Vorteile erhalten Sie durch das Outsourcing?
Das Projekt ist mittlerweile abgeschlossen: Sowohl das Rechenzentrum als auch der Betrieb unseres WAN sind an einen leistungsfähigen Anbieter vergeben. Wir betreiben durch ihn rund 70 Serversysteme, mit denen wir über 30 Standorte in Deutschland und Europa mit mehr als 1400 Usern anbinden. Hinzu kommt für einen Standort in den USA eine Web-Applikation, die bei uns läuft und auf die die Kollegen in den Staaten online zugreifen. Durch das Outsourcing haben wir genau einen Ansprechpartner. Er hat die Generalverantwortung für höchste Verfügbarkeit und reibungslosen Betrieb inne.
Sie haben sich auf einigen Feldern für das Outsourcing auch zentraler Aufgaben entschieden. Was leitet Ihre diesbezüglichen Entscheidungen?
Das sind immer schwierige Entscheidungen. Es sind sicher nicht nur Kostengesichtspunkte maßgebend. Wichtig ist es, eine eigene IT-Kernkompetenz vorzuhalten. Rechenzentrumsbetrieb ist zum Beispiel keine Kernkompetenz der BLG. Unsere eigene Softwareentwicklung hingegen werden wir nicht vollständig außer Haus geben. Denn wir sehen unsere eigene IT-Kompetenz als wichtigen Wettbewerbsfaktor an. Auf Grundlage dieser Kompetenz können wir mit eigenen Lösungen innovative, individuell auf den Kunden zugeschnittene Logistik-Konzepte entwickeln, die sich reibungslos in die Kundensysteme integrieren lassen.
Mit inconso sind Sie aber auch auf dem Softwaresektor eine strategische Partnerschaft eingegangen. Was bringt Sie dazu, gerade auf Ihrem zentralen Terrain der Logistiklösungen einen Partner an Bord zu nehmen?
Die zusätzliche Kompetenz in der Softwareentwicklung, die wir uns damit an Bord holen. Wir spüren, wie der Markt diese bei uns als Dienstleister verstärkt nachfragt. Wenn ich sage, die Software ist ein Differenzierungsmerkmal, dann geht es nicht um die Basisfunktionen eines Lagerverwaltungssystems oder um es neudeutsch auszudrücken: Warehouse Management-Systems. Das können viele. Es geht um die Kombination eigener logistischer Kapazitäten und Anlagen mit leistungsfähigen Systemen, die so weit wie möglich standardisiert sind, aber auch, so weit wie nötig, eine kundenindividuelle Ausprägung haben. Und da kommt es dann schon auf das Produkt an, das als Basis eingesetzt wird – und auf die Menschen, die es weiter vorantreiben. Die richtigen Entwickler, die flexiblen Reaktionen: das funktioniert hier.