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Änderung der Strategie: Oracle kommt den Anwendern entgegen

Änderung der Strategie: Oracle kommt den Anwendern entgegen. Um ehrgeizige Wachstumsziele zu erreichen, will Oracle die zugekauften Applikationen längern warten und außerdem Infrastruktursoftware von IBM unterstützen.

Autor:Werner Fritsch • 5.10.2005 • ca. 1:45 Min

Oracle-Chef Larry Ellison wird konzilianter. Foto: Oracle

Änderung der Strategie: Oracle kommt den Anwendern entgegen

Bescheiden sind die Ziele von Oracles CEO Larry Ellison nicht: In den nächsten Jahren will er den jährlichen Umsatz seiner Firma auf 30 Milliarden Dollar bringen und damit mehr als verdoppeln, tat er auf seiner Hausmesse Open World Ende September in San Francisco kund. Bei allem Wachstum will er weiterhin eine geradezu märchenhafte Gewinnmarge von mindestens 40 Prozent erreichen. Das abgelaufene Quartal indes enttäuschte die Erwartungen Das Wachstum im Datenbankmarkt hat sich abgeflacht, im Applikationsbereich sehen die Auguren perspektivisch größere Chancen. Um dem nach Marktanteilen weltweitführenden Anbieter SAP näher zu kommen, hat der Oracle-Lenker die Strategie geändert: Statt auf ein homogenes Applikationspaket aus den eigenen Entwicklungslabors zu setzen, hat der Software-Tycoon einiges Geld von der hohen Kante genommen. Zu Beginn des Jahres hatte Oracle für 10,6 Milliarden Dollar den ERP-Anbieter Peoplesoft samt JD Edwards übernommen, Ende des Jahres war dann für 5,8 Milliarden Dollar der CRM-Spezialist Siebel an der Reihe. Zwischendurch hat sich der aggressive Riese ein paar kleinere Anbieter einverleibt, darunter für 665 Millionen Dollar den Handelsspezialisten Retek.
Das nun in einer Hand vereinte Portfolio an betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware ist eindrucksvoll, aber eben auch durch Überschneidungen und Inkompatibilitäten gekennzeichnet. Eine serviceorientierte Architektur wie sie Oracle unter dem Namen Fusion anstrebt, bietet im Prinzip die Möglichkeit, Programme verschiedener Provenienz auf der Basis von Web-Services-Standards zu verbinden. Doch die in den Labors zu leistende Arbeit dürfte gewaltig sein ?oder der Schmerz der Anwender bei der irgendwann fälligen Migration beträchtlich. Bis die neuen Applikationen im Jahr 2008 ausgeliefert werden, will Oracle jährlich mehr als zwei Milliarden Dollar dafür ausgeben.
Hatte sich Ellison bei der Peoplesoft-Übernahme anfangs wenig diplomatisch gezeigt, so reagierter inzwischen konzilianter auf Kundenwünsche .So sollen Anwender, die auch 2013 nicht auf die dann verfügbaren einheitlichen Oracle-Applikationen migrieren wollen, weiterhin Supportbekommen, ließ er auf der Open World wissen.
Ehedem voll und ganz auf die eigene Infrastruktur bestehend aus relationalem Datenbanksystem und Java-Applikationsserver fokussiert, wechselt Ellison offenbar nun auch hier den Kurs. Kein Wunder, haben doch die Anwender der Applikationen der übernommenen Anbieter Infrastruktursoftware verschiedener Hersteller im Einsatz. Für die geplanten Fusion-Applikationen erwägt der Unternehmensgründer nun, neben den eigenen Produkten auch das Datenbanksystem DB2 und den Applikationsserver Websphere von IBM zu unterstützen. Auch Microsofts Datenbanksystem SQL Server käme in Betracht, sagte er in San Francisco