»Plus«-Version von Power over Ethernet nimmt erste Hürde
Die IEEE-Arbeitsgruppe 802.3at hat Draft 3.0 der PoE-Plus-Spezifikation fertiggestellt. Der Entwurf sieht 24 Watt an jedem PoE-Switch-Port vor – immer noch zu wenig, wie einige Netzwerkhersteller finden.

Die Stromversorgung über Datenkabel ist mittlerweile für viele Netzwerkgeräte essenziell. Das gilt für VoIP-Telefone, WLAN-Access-Points und vor allem IP-Kameras. Dort, wo solche Systeme platziert werden (müssen), ist häufig keine Steckdose verfügbar, oder es wäre sehr aufwendig, eine Stromleitung zu legen.
Der gültige Power-over-Ethernet-Standard IEEE 802.11af sieht vor, dass pro Switch-Port maximal 15,4 Watt über eine Cat-5-Verkabelung zur Verfügung stehen. Das reicht jedoch für etliche Systeme nicht mehr aus.
Besonders problematisch ist nach Angaben der Beratungsgesellschaft Gartner die Stromversorgung von IP-Kameras. Vor allem Modelle, die mit schwenkbaren Objektiven und Zoom-Funktionen aufwarten, stoßen bei einer Leistungsaufnahme von 15,4 Watt an Grenzen.
Ähnliche Probleme bereiten WLAN-Access-Points, die den kommenden Standard IEEE 802.11n unterstützen. Auch sie benötigen wegen der aufwändigen Übertragungstechnik mehr Energie als ihre Vorgänger für IEEE 802.11 a oder g.
Steigerung auf 24 Watt
Die Arbeitsgruppe IEEE 802.3at (DTE Power Enhancements Task Force) arbeitet seit Juli 2005 an einer Erweiterung der PoE-Spezifikation. Ende März hat die Task Force nun Draft 3.0 von PoE Plus (PoE+) dem IEEE-802.3-Komitee zur Prüfung vorgelegt.
Draft 3.0 schlägt 24 Watt pro Switch-Port vor. Allerdings soll die Spannung dabei über vier Leitungspaare eines Datenkabels übertragen werden, nicht über zwei wie bei 802.3af. Dies soll verhindern, dass Leitungen überhitzen und möglicherweise durchschmoren oder gar einen Kabelbrand auslösen.
Hersteller gehen eigene Wege
Ein Standard IEEE 802.3at ist nicht vor 2009 zu erwarten. Das hat dazu geführt, dass einzelne Netzwerkhersteller »Industrienormen« eingeführt haben. Cisco Systems etwa kündigte Anfang des Jahres eine Erweiterung der PoE-Eigenschaften für die Switches der Catalyst-Reihe an, speziell den 3750-E und 3560-E.
Auch die Catalyst-6500- und -4500-E-Geräte sowie die Access-Points der Reihe Aironet 1250 unterstützen »ePoE«. Speziell im Falle des Aironet-AP ist das auch notwendig. Laut Cisco beträgt die Leistungsaufnahme des Access-Points 18,5 Watt, also fast 3 Watt mehr, als IEEE 802.3af bietet.
Die »Enhanced«-Ausgabe von Ciscos PoE-Systemen ist nach Angaben der Firma für 15,4 bis 20 Watt ausgelegt. Auf dieser Web-Seite ist ein White Paper der Firma zu Enhanced Power over Ethernet zu finden.
Auch die US-Firma Microsemi kündigte im Februar mit dem PD64001 einen Chip für PoE-Midspan-Systeme an, die 36 Watt über zwei Kabelpaare bereitstellen. Ein Midspan-Gerät wird zwischen Switch und Endgeräten platziert. Der PD64001 ist laut Microsemi mit Draft 1.0 der IEEE-802.3at-Spezifikation interoperabel.
Mit einem PD64001 lassen sich nach Angaben des Herstellers auch Wimax-Systeme und sogar Notebook-Rechner mit Strom versorgen.