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Digital Innovation Day von Telefónica

»Wir dürfen die zweite Halbzeit nicht verlieren«

Die apokalyptischen Reiter aus dem Silicon Valley setzen der deutschen Industrie und ihren zögerlichen Ambitionen bei IoT und Industrie 4.0 massiv zu. Chancenlos ist der deutsche Mittelstand aber nicht. Doch die Zeit für Innovationen wird knapp.

Autor:Martin Fryba • 7.10.2015 • ca. 1:30 Min

Wirtschaft und Politik müssen bei Industrie 4.0 an einem Strang ziehen: Thorsen Dirks mit Staatsministerin Ilse Aigner
© ICT CHANNEL
Inhalt
  1. »Wir dürfen die zweite Halbzeit nicht verlieren«
  2. Von Beispielen lernen

Und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Diese bekannte Schlagzeile stimmte 2014 nach dem WM-Finale in Brasilien wieder. Was die DFB-Stars für die Welt des Fußballs eindrucksvoll untermauert hatten, steht der deutschen Wirtschaft erst noch bevor. Denn in der aufziehenden Ära der Digital-Ökonomie sucht man noch nach einem Weltmeister, einem Global Player aus Deutschland. »Wir haben die erste Halbzeit verloren«, sagt Thorsten Dirks, Chef von Telefónica Deutschland, mit Blick auf die Digitalisierung im Consumer-Markt. »Wir können es uns nicht leisten, auch noch die zweite Halbzeit zu verlieren«.

In diesem zweiten Durchgang werden die Karten völlig neu gemischt. Denn es geht jetzt um die Vorherrschaft in der vernetzten Wirtschaft des Internets der Dinge (IoT), um Business-relevante Anwendungen in der Industrie 4.0. »Das IoT wird ein wesentlich größerer Markt als das Internet. Wir müssen viel mehr industrieübergreifend miteinander sprechen, so wie es die Amerikaner tun«, fordert Dirks.

Mit »wir« meint der Spitzenmanager die TK- und IT-Industrie einschließlich Unternehmens- und IT-Berater, die Politik, aber auch die mittelständische Wirtschaft in Deutschland, also die Anwender, die mit Hilfe von Schlüsseltechnologien wie M-2-M-Lösungen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und neue digitale Geschäftsmodelle etablieren können. Vertreter aller dieser Gruppen versammelte Telefónica kürzlich zum Digital Innovation Day. Das Interesse an der zweiten Veranstaltung dieser Art war so groß, dass nicht alle der über 350 Interessierten an diesem Event in der historischen Münchner Gaszählerwerkstatt, in Sichtweite der Telefónica-Zentrale, teilnehmen konnten. Dirks Halbzeitbilanz war schonungslos. Wie es sich für einen Manager und obersten Motivator gehört aber nicht resignativ. Für letzteres gäbe es hinreichend Grund.

Denn die jüngste herausragende Konzerngründung eines hiesigen Unternehmens, das zur Weltspitze gehört, liegt nun schon mehr als 40 Jahre zurück. SAP ist mit Datenverarbeitung oder schlicht EDV ein Durchbruch gelungen – heute müssen die Walldorfer zusehen, wie ihnen der kalifornische Cloud-Computing-Konzern Salesforce auch hierzulande die Butter vom Brot nimmt. Google, Amazon, Facebook und nun folgen auch noch die apokalyptischen Reiter aus der Shareconomy, der Taxidienst Uber oder der Hotellerie-Schreck Airbnb: Deutschland hat keinen dieser milliardenschweren Internetkonzerne hervorgebracht. Im Leitsektor Automotiv gehören deutsche Autobauer und Zulieferer zu den Global Playern.