»Wir müssen ein Stück weit einheitlicher werden«
Bechtle ist in den vergangenen beiden Jahren so groß geworden wie kein zweites Systemhaus in Deutschland. Für die Schwaben gibt es zum Wachstum keine Alternative, auch nicht zu der neu geschaffenen Managementebene mit Bereichsvorständen. Über lukrative Marktchancen und notwendige Investitionen sprach Ralf Klenk, CEO der Bechtle AG, mit CRN-Redakteur Martin Fryba.
- »Wir müssen ein Stück weit einheitlicher werden«
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CRN: Herr Klenk, Sie wollten vergangenes Jahr eine neue Firmenstruktur einführen, nachdem in den beiden letzten Jahren fast 1.300 Mitarbeiter, also ein Drittel der heutigen Belegschaft, neu zu Bechtle gekommen war. Es kam dann anders: Vier Akquisitionen, eine Neugründung und die Übernahme von 100 IBM-Mitarbeitern blockierten diese Umsetzung.
Klenk: Es waren sogar fünf Akquisitionen, wenn ich den kurz vor Jahresende gekauften E-Commerce- Spezialisten Artikona aus Holland hinzuzähle. Geplant waren in der Tat keine Übernahmen und auch in diesem Jahr wollen wir eigentlich nicht zukaufen.
CRN: Eigentlich? Das klingt so, als hätten Sie bereits weitere Übernahmekandidaten auf dem Tisch.
Klenk: Nein. Ich sage aber bewusst eigentlich, denn ausschließen kann ich nichts in einem Markt, der sich in hohem Tempo verändert. Wenn eine Firma zum Verkauf steht und wir zum Schluss kommen, dass es Bechtle weiterbringt, dann muss man diese Chance auch nutzen.
CRN: Weiterbringen sollen Bechtle auch die neuen Bereichsvorstände. Eine Zentralisierung …
Klenk: … ist das nicht. Wir ändern nichts an unserem dezentralen Systemhaus-Modell.
CRN: … scheint nach dem rasanten Wachstum dringend nötig zu sein.
Klenk: Unser Ziel ist es, ein Stück weit einheitlicher zu werden und die Kraft des Konzerns noch besser auf die Straße zu bringen. Mit den zwölf Bereichsvorständen stellen wir die Weichen dafür. Sie werden die Geschäftsführer unserer Systemhäuser und E-Commerce- Töchter – die übrigens weiterhin die volle Verantwortung für ihr Ergebnis tragen – bei der Leitung des operativen Geschäfts unterstützen. Der Vorstand wird sich dann voll und ganz auf die strategische Führung des Konzerns konzentrieren. Wenn man wie Bechtle über 60 eigenverantwortliche Geschäftsführer hat, kann sich der Konzernvorstand nicht mit allen Details des Tagesgeschäfts beschäftigen. Zudem: Wir müssen die Betreuung unserer Tochtergesellschaften intensivieren. Im Vertrieb ebenso wie bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder.
CRN: Das kostet zunächst einmal Geld. Zum ersten Mal wird die Bechtle AG dieses Jahr den Ertrag nicht steigern können.
Klenk: Das kann man auch anders sehen: Obwohl wir in strukturelle Veränderungen und den Ausbau service-orientierter Geschäftsfelder investieren, werden wir mindestens ein Vorsteuerergebnis auf Vorjahresniveau, also 41,2 Millionen Euro, erreichen. Ich habe immer gesagt, dass wir um des langfristigen Ertrags willen, auch einmal eine kurzfristige Ergebnisstagnation hinnehmen. Ein Quartals- oder gar Jahresergebnis kann in einer Phase der strategischen Ausrichtung einmal weniger dynamisch ausfallen. In so einer Phase befindet sich Bechtle nun, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir die neuen Strukturen brauchen, um unsere Position im Markt weiter auszubauen.