2000
2000 Die Nullnummer, die als Y2K-Problematik ein Ereignis werden sollte, die Versteigerung der UMTS-Lizenzen und die erste Dotcom-Krise.


Ein Blindgänger besonderer Güte war sie, die Jahr-2000-Problematik. Y2K fand einfach nicht statt – als Jahr natürlich schon, aber eben nicht als Ereignis außergewöhnlicher Art. All die befürchteten Kraftwerksausfälle, Dammbrüche und Flugzeugabstürze – nichts dergleichen. Immerhin hatte die ganze Sache einen guten Aspekt: Noch nie zuvor stand die IT und ihre Bedeutung für unseren beruflichen wie privaten Alltag so sehr im Zentrum des weltweiten Interesses. So nahm das Jahr einfach seinen Lauf. Sie erinnern sich nicht? Beispielsweise gab Bill Gates am 13. Januar bekannt, dass er den Chefsessel verlassen wird, um sich ganz damit zu beschäftigen, Windows zu revolutionieren. Irgendetwas scheint ihn dann doch noch von dem Plan abgebracht zu haben, wie mir heute scheint, aber was das war, das ist wohl irgendwie an mir vorbei gegangen. Um das Jahr besser einordnen zu können, hilft es auch, einen Blick auf die Technik zu werfen. Zum Jahreswechsel kamen die ersten Notebooks mit 500 MHz auf den Markt. Sie wogen drei bis über vier Kilogramm und kosteten teilweise über 12000 Mark. Ein marktüblicher Farblaserdrucker schaffte vier Vollfarb-Seiten in der Minute und kostete 7000 Mark. »I love you« hieß im Mai der Wurm, der vor allem mit der Schnelligkeit seiner Ausbreitung Internetgeschichte schrieb. Im Frühjahr fragte die Redaktion der InformationWeek, wann die IT-Seifenblase an den Börsen platzt! Es dauerte nicht lang bis zum ersten Crash. Wenig später sagte GMX drei Tage vor dem geplanten Börsengang ab, weil das Klima in dem war, was man seinerzeit für den Keller hielt. Für Baan kam nach den erfolglosen Rettungsversuchen das endgültige Aus. Im Sommer orakelte sogar der Bayerische Staatsminister Erwin Huber, dass »nur die guten Startups überleben werden«. Doch es gab auch noch Phantasien im Markt. Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen stand noch an und sollte 20 Milliarden einbringen – dem Staat freilich. Telekom-intern rechnete man seinerzeit damit, ab 2007 mit UMTS schwarze Zahlen zu schreiben. Das klang für die meisten schon sehr optimistisch. Dann zahlten die Bieter bekanntlich das Fünffache des geschätzten Preises, was einen Meta Group-Analyst nach der Versteigerung allerdings nicht daran hinderte zu glauben, dass die Telekom »den Breakeven-Point vielleicht in fünf Jahren erreicht« – also 2005!? Analysten sind halt auch nur Menschen. 2000 war aber auch das Jahr der Kampfansage von HP mit Superdome an die IBM-Mainframes. Big Blue zögerte dagegen freilich nicht zu bekunden, dass man »auf jeden Fall im Desktop-Geschäft bleiben wird«. Im Spätherbst dann der Hammer; IBM, Dell und Co. erlebten Kurseinbrüche von über 50 Prozent, während Damgaard und Navision mit ihrem Merger wohl eine Art Initialzündung der ERP-Markt-Konsolidierung auslösten.