64-Bit-Kompaktklasse
Für kleine Server, die nicht auf 64-Bit-Opteron-Power verzichten möchten, fertigt Tyan ein kompaktes Uni-Prozessor-Board.

Produkt: Tomcat K8S
Hersteller: Tyan
Web: www.tyan.de
Preis: ca 200 Euro
Dass 64-Bit-Serversysteme nicht zwingend große Gehäuse benötigen, wissen Anwender spätestens seit der diesjährigen CeBIT. Dort stellte Tyan ein 4-Wege-Opteron-Board vor, das sich in ein 1-HE-Gehäuse quetschen lässt. Für Anwendungen, die keine Zwei- oder gar Vier-Prozessor-Boliden benötigen, offeriert Tyan jetzt auch ein kompaktes Serverboard »Tomcat K8S« für Opterons der Serie 1xx. Der kleine Opteron unterscheidet sich vom Desktop-Prozessor Athlon 64 vor allem durch das Speicherinterface. Während der Athlon 64 mit einem einzigen DDR-Kanal auf regulären Speicher zugreift, nutzt der Opteron zwei Interfaces und verdoppelt somit die Speicherbandbreite, fordert dabei allerdings den teureren registered DDR-Speicher.
Network Computing unterzog das Tomcat K8S mit einem Opteron 148 (2,2 GHz Takt) und zwei 512 MByte registered-DDR-Speichern von Kingston einem ersten Test. Als reguläres ATX-Board mit den Ausmaßen 30 auf 20 cm passt das Tomcat in alle gängigen Server-Gehäuse, eingeschlossen flache Rack-Gehäuse mit geringer Bautiefe. Dafür setzt Tyan auch eine flache Buchsenreihe mit PS/2-Maus/Tastatur-, USB-, Video- und Netzwerkanschlüssen an der Board-Rückseite ein. Den Strom bezieht das Board über ein reguläres ATX-Desktop-Netzteil. Dies kommt zur Not ohne den neuerdings erforderlichen 4-poligen 12-V-Stecker aus. Tyan integriert einen Geräteanschluss auf dem Board, so dass ein herkömmlicher Connector, wie man ihn zum Anschluss von CD-Laufwerken und Festplatten verwendet, die zusätzlichen 12 V liefern kann.
Neben dem CPU-Sockel stehen vier DDR-DIMM-Slots bereit, die bis zu 8 GByte RAM aufnehmen können. Mit zwei oder vier Chips bestückt, greift das Board 128-bittig auf den Speicher zu. Als Option offeriert Tyan einen S-ATA-Controller mit vier Ports zusätzlich zum P-ATA-Controller. Für die Videoausgabe integriert der Hersteller einen ATI-Rage-128-Chip. Die Netzwerkanbindung übernehmen zwei Gigabit-Ethernet-Ports mit Broadcom-Chips. Für Peripherie-Erweiterungen stehen fünf 32-Bit-PCI-Slots mit 33 MHz zur Verfügung. Das Design des Boards zielt auf rechen- oder speicherintensive Nutzung. Dank der sehr eingeschränkten Peripherieoptionen erlaubt das Tomcat nur langsame PCI-Karten. Die 1-GBit/s-Ethernet-Schnittstellen adressiert das Board über 64 Bit.
Im Test installiert Network Computing das Tomcat K8S mit der 64-Bit-Version der freien Redhat-Linux-Distribution »Fedora Core«. Die Beta-Version des Release 2 arbeitet bereits mit dem neuen Kernel 2.6. Die Systeminstallation erkennt umgehend alle Hardwareressourcen des Tomcat und lädt die passenden Treiber. Über einen NFS-Server installiert das Board die komplette Distribution binnen weniger Minuten. Anschließend arbeitet das Linux-System schnell und, trotz Beta-Version des OS, sehr stabil. Bis auf wenige Desktop-Programme liefert Fedora Core alle Anwendungen und Treiber in 64 Bit aus.
Das Tomcat eignet sich gut als Board für Edge- und Infrastruktur-Server, die viel Netzwerk-I/O verarbeiten müssen und dazu viel Speicher adressieren. Dank der schnellen Speicherarchitektur und des geräumigen Hauptspeichers kann das Board Unmengen an Daten im Cache behalten und daher Anfragen aus dem LAN zügig bearbeiten. Mit dem günstigen Preis stellt das Board auch eine Alternative zu auf Pentium 4 und Xeon basierenden Servern dar. [ ast ]