Alternativen gefragt
Alternativen gefragt Wettbewerb fördert Innovationen und Preissenkungen.


Bei Betriebssystemen und Büroanwendungen für PCs und Notebooks regiert jedoch ein allseits bekannter Anbieter nahezu unumschränkt. Gut nachzuvollziehen daher, dass das Interesse im In- und Ausland beträchtlich war, als die Stadt München vor drei Jahren beschloss, auf ihren PCs in großem Maßstab quelloffene Software einzuführen. Der Support für ältere Windows-Versionen lief aus, und die Stadt wollte sich aus den Update-Zyklen des Software-Riesen befreien, Kosten sparen und wohl auch ein politisches Zeichen setzen. Technisch taugt Linux durchaus für den Desktop, und auch OpenOffice genügt professionellen Anforderungen. Manche Behördenapplikationen und Legacy-Anwendungen erfordern allerdings Windows. Die Münchner werden deshalb Windows in gewissem Umfang beibehalten, die Umstellung auf Linux soll bei etwa acht von zehn Arbeitsplatzrechnern erfolgen. Manche Kompromisse scheinen nötig zu sein. Eine stromlinienförmige IT ist freilich auch in anderen größeren Organisationen im Allgemeinen nicht in Sicht. Zurzeit stecken die Münchner noch voll in den Umstellungsarbeiten. Wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird, dürfte es als gute Referenz für andere öffentliche und privatwirtschaftliche IT-Abteilungen dienen. Von einer anderen Seite kommt ebenfalls vernehmlich der Ruf nach Alternativen: Rund 100000 Dell-Anwender wünschen sich Linux. Der zweithäufigste Wunsch der Kunden dieses bislang ganz auf Microsoft ausgerichteten PC-Herstellers betrifft das quelloffene und lizenzkostenfreie Büropaket OpenOffice. Marktbeherrschende Firmen, die sich in erster Linie ihren Anteilseignern verpflichtet fühlen, spielen nicht immer fair. Microsoft sitzt deshalb seit Jahren auf der Anklagebank der EU-Kommission und musste schon manches Urteil einstecken. Mit der Taktik, Software verschiedenster Art mit dem Betriebssystem zu bündeln, hat das Unternehmen schon öfter Konkurrenten den Garaus gemacht, beispielsweise Netscape. Und dadurch, dass der Windows-Hersteller anderen Software-Anbietern technische Informationen vorenthält, versucht er den Markt abzuschotten. Die Open-Source-Gemeinschaft klagt außerdem darüber, dass Microsoft immer wieder Unsicherheiten und Ängste im Hinblick auf quelloffene Software schürt, ohne auf den Punkt zu kommen. Auch diese Umstände machen das Interesse an Alternativen verständlich.
Dr. Werner Fritsch werner.fritsch@staatundit.de