Zum Inhalt springen

APM verkürzt Antwortzeiten

APM verkürzt Antwortzeiten Für Unternehmen mit mehreren Standorten erweist sich das Wide Area Network zwischen der Zentrale und den Niederlassungen oft als Hindernis für den reibungslosen Datenfluss. Application Performance Management (APM) kann hier Abhilfe schaffen.

Autor:Redaktion connect-professional • 13.12.2006 • ca. 3:45 Min

Eine im Auftrag des Sicherheitsspezialisten Symantec durchgeführte Befragung brachte kürzlich Erschreckendes an den Tag. Durchschnittlich 24 Prozent ihrer Zeit verbringen die IT-Mitarbeiter in den Firmen ausschließlich mit der Bearbeitung von Leistungsverzögerungen der Unternehmensapplikationen. 76 Prozent der befragten IT-Manager räumten ein, dass Performance-Probleme die Treue der Kunden zum Unternehmen beeinträchtigen. Doch nicht nur externe Anwender ärgern sich über einen zu langsamen Aufbau von Webseiten, Verzögerungen bei Transaktionen oder träge Reaktionen auf Eingaben. Auch die eigenen Mitarbeiter leiden laut der Symantec-Studie unter den Leistungseinbußen. So gaben rund 86 Prozent der befragten Anwender an, die ständigen Verzögerungen minderten ihre Arbeitsmoral. 93 Prozent sahen sich durch Applikationsprobleme sogar in ihrer Produktivität beeinträchtigt. Die Ursache für diese Probleme ist der in vielen Unternehmen wachsende Gegensatz zwischen den Anforderungen – wie zum Beispiel rasant zunehmenden Datenmengen, Geschäftsprozessen über mehrere Standorte hinweg, heterogenen Netzwerken und einer wachsenden Zahl von Internet-Applikationen – und den verfügbaren Ressourcen. Dieser Engpass erfordert eine Konsolidierung, etwa bei Servern und Datensicherung, beim Personal oder beim Schutz des geistigen Eigentums.

Bessere Ausnutzung der Bandbreite
Genau an dieser Stelle setzt das Application Performance Management (APM) an. Mit Hilfe dieses Lösungsportfolios lassen sich die Antwortzeiten der Anwendungen minimieren. APM bedeutete anfangs, in den späten 90er Jahren, vor allem eine Priorisierung von Applikationen (wie Video vor Voice vor Daten). Später kam die Komprimierung von Daten zur Erhöhung der Bandbreite hinzu. Probleme mit zu hohen Antwortzeiten können allerdings nicht zwangsläufig durch diese beiden Techniken alleine behoben werden, so dass sich APM heute verstärkt auch mit der Beschleunigung von Applikationen beschäftigt. Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielfältig. Mit Hilfe einer integrierten APM-Lösung können zum Beispiel Außenstellen sicher und performant an das Firmennetz angeschlossen werden. Ziel ist dabei neben der sicheren und schnellen Bereitstellung der Applikationen vor allem die zentrale Verwaltbarkeit und die Entlastung des IT-Personals von zeitaufwändiger Routinearbeit. Die Konsolidierung von Servern und Rechenzentren ist ein weiteres Einsatzgebiet. Mit Hilfe der effizienten Ausnutzung der WAN-Verbindungen lassen sich etwa mehrere bestehende Datenzentren zusammengelegt und Applikationen wie SAP von einem Standort weltweit verfügbar halten. Ein dritter Einsatzbereich ist die Storage- beziehungsweise Backup-Optimierung. Durch sie verkürzen sich auch die Wiederherstellzeiten bei der Disaster Recovery. APM-Lösungen können die Dauer der Backups drastisch verkürzen, da sich jeweils nur ein begrenzter Teil der Daten verändert. Statt nur am Wochenende lässt sich die Datensicherung durch diesen Zeitgewinn nun beispielsweise jede Nacht durchführen und damit Sicherheit erhöhen.

Lösung aus dem Baukasten
Application Performance Management erfordert eine Kombination verschiedener Hard- und Softwarekomponenten, die nach einer gründlichen Analyse der Geschäftsprozesse individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten werden. Der Vorteil: Die IT-Anwendungen des Unternehmens werden so gesteuert, dass es für den Nutzer zu keinen langen Wartezeiten kommt. Wie die Lösung im Detail aussieht, hängt dabei jedoch von der jeweiligen Situation im Netzwerk und den eingesetzten Applikationen ab. Lösungen von der Stange gibt es in diesem Bereich nicht. Und so sind auch der Investitionsbedarf und die konkreten Einsparungen von Fall zu Fall unterschiedlich. Allerdings sollten sich Unternehmen nicht blindlings ins Abenteuer Application Performance Management stürzen. Denn nicht immer ist APM die Lösung aller Probleme. So gilt für Mittelständler beispielsweise die Faustregel: Nur wer mehrere Niederlassungen – unter anderem im Ausland – unterhält, erzielt mit APM einen Effizienzvorteil. Für Unternehmen mit nur einem Standort dagegen sind eher WAN-Performance-Management-Lösungen von Vorteil, um beispielsweise die Antwortzeiten der Internetanwendungen zu beschleunigen.

Von der Analyse zur Optimierung
Um aber beurteilen zu können, warum sie überhaupt zu langsam sind und ob Optimierungstools etwas daran ändern können, muss den Ursachen für Staus im Netzwerk zunächst mit Monitoring- und Reporting-Software auf den Grund gegangen werden. Erst wenn man die Gründe für die Performanceschwächen kennt, ist ein gezielter Eingriff in die unternehmenseigenen Systeme möglich. Wird auf diese sorgfältige Analyse verzichtet, läuft das Unternehmen Gefahr, an der falschen Stelle anzusetzen und so die Probleme vielleicht noch zu verschärfen.

Hilfe von externem Dienstleister
Es kann es hierbei sinnvoll sein, auf die Hilfe eines externen Dienstleisters zurückzugreifen. Dieser sollte entsprechende Erfahrungen im Bereich des Application Performance Management mitbringen und erfolgreich realisierte Projekte auf diesem Gebiet vorweisen können. Ein weiterer wichtiger Faktor: Da beim APM geschäftskritische Anwendungen genau unter die Lupe genommen werden, muss zwischen Unternehmen und Dienstleister absolutes Vertrauen herrschen. Wenn die Ursachen für die Performance-Probleme ermittelt sind, folgen in einem zweiten Schritt Gegenmaßnahmen. Angepasst an die Richtlinien für den Datenverkehr im Unternehmen setzt man gezielt Werkzeuge im Application-Front-End ein. Sie bieten Funktionen wie Load Balancing, Caching oder SSL-Acceleration, welche die Performance und Verfügbarkeit der Server steigern. Das WAN-Performance-Management priorisiert die tatsächlich relevanten Daten. Es optimiert so die Datenübertragung und reduziert Bandbreiten sowie Latenzzeiten im WAN-Verkehr. Der Zukauf weiterer kostenintensiver Leitungskapazität wird damit überflüssig. Unproduktive Wartezeiten für Mitarbeiter und Kunden gehören der Vergangenheit an.

Fazit
Um seinen Zweck zu erfüllen, erfordert das Application Performance Management eine gründliche Analyse des Netzverhaltens und der gesamten Anwendungsarchitektur im Vorfeld. Es nutzt wenig, nur den Webserver oder die Datenbank zu überwachen – im Gegenteil. APM betrifft die gesamte Anwendungskette – vom Browser bis zum Speichermedium.

Tonis Rüsche ist Geschäftsführer der NK Networks & Services GmbH in Köln.