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IT-Arbeitsmarkt: Leitfaden

Arbeitskräftemangel: Handeln statt Jammern

Der Missstand ist nicht neu, und darüber zu lamentieren, hilft nicht weiter: 20.000 offene Jobs in der deutschen ITK-Branche können derzeit nicht besetzt werden. Es fehlt an Fachkräften, klagen vor allem mittelständische Firmen. Einer indes klagt nicht, sondern handelt.

Autor:Martin Fryba • 11.9.2007 • ca. 1:35 Min


Holt sich Fachkräfte mithilfe von Stipendien: Thomas Steckenborn, Inhaber der Netzwerkfirma Cema AG in Mannheim.

Der ITK-Branchenverband Bitkom belegt mit aktuellen Zahlen die besorgniserregende Lage auf dem IT-Arbeitsmarkt: Laut einer vom Verband in Auftrag gegebenen Studie finden mehr als 60 Prozent der mittelständischen Hightech-Firmen mit bis zu 250 Mitarbeitern hier zu Lande nicht genug Spezialisten wie Softwareentwickler, Projektmanager oder IT-Berater mit Hochschulabschluss.

Bundesweit gibt es 20.000 offene Stellen in dieser Branche, die nur unter erheblichen Mühen, Zeit und vor allem Geld, besetzt werden können. »Das ist eine klare Wachstumsbremse«, konstatiert Bitkom-Vizepräsident Heinz Paul Bonn.

Viele Bewerber mit Hochschulabschluss klopfen laut Bonn zuerst bei großen Firmen an, viele mittelständische Arbeitgeber seien zweite Wahl. Der Verband rät solchen Firmen denn auch folgerichtig, aktiv auf potenzielle Fachkräfte zuzugehen. »Gerade Mittelständler«, weiß Bonn als Verbandschef und Inhaber eines solchen Unternehmens aus eigener Erfahrung, »sollten dem Fachkräftemangel individuell vorbeugen«.

Tipps für Personalsuche

Daher hat der Bitkom den kostenlosen Praxisleitfaden »Fachkräfte für den Mittelstand« zum Thema Personalsuche zusammengestellt. Darin wird neben der Qualifikation vorhandener Mitarbeiter und einem ausgewogenen Mix aus jungen und älteren Arbeitnehmern die Chance genannt, mit Hochschulen zu kooperieren, um sich rechtzeitig den Nachwuchs an Fachkräften zu sichern.

Diese Strategie setzt Thomas Steckenborn, Inhaber der auf Netzwerktechnik spezialisierten Cema AG, schon seit längerem mit Erfolg ein.

Steckenborns Firma ist, wie viele andere Firmen auch, Teilnehmer am Mannheimer Modell Mittelstands-Stipendien, einer Kooperation zwischen Wirtschaft und der dortigen Hochschule. Die Unternehmen finanzieren einen Stipendien-Fonds, in den sie mindestens für zwei Semester jeweils 500 Euro einzahlen.

Über Patenschaften zur Anstellung

Die Firmen übernehmen sozusagen eine »Patenschaft« für einzelne Hochschüler. »Damit ist eine frühzeitige Bindung der Studenten an das jeweilige Unternehmen möglich und die Chance hoch, sie als Absolventen anstellen zu können«, sagt Steckenborn.

Mittelfristig sei diese Strategie im Wettbewerb um die besten Köpfe Erfolg versprechend, ist sich der Manager sicher. Es zahle sich aber auch finanziell aus. Denn im Gegensatz zum überschaubaren Beitrag von 1.000 Euro, die ein Unternehmen mindestens in den Fonds einzahlt, koste Cema die Besetzung einer Stelle rund 3.900 Euro.

Zudem veranstaltet die Mannheimer Hochschule jährlich Mittelstandstage, auf denen sich die Unternehmen innerhalb der Hochschule präsentieren können.

Der Leitfaden des Bitkom kann kostenlos von dieser Web-Seite heruntergeladen werden.

www.bitkom.org