Ausfallschutz und Migrationshilfe
Double-Take bietet unter dem gleichen Namen verschiedene Applikationen an, mit denen sich Server zur Ausfallsicherung komplett replizieren lassen. Die Lösungen kopieren Daten in Echtzeit oder zeitgesteuert zwischen Quell- und Zielserver. Double-Take unterstützt die Replikation von physischen auf virtuelle Server und ermöglicht dadurch auch eine Migration in diese Richtung.
Die Lösungen von Double-Take ermöglichen die Replikation von Serverdaten zwischen physischen Servern und virtuellen Servern (Physical-to-Virtual, P2V) sowie zwischen virtuellen Computern (Virtual-to-Virtual, V2V). Quellserver lassen sich dabei ständig auf Zielserver replizieren. Somit zielen diese Lösungen nicht in erster Linie auf die Unterstützung von Migrationen ab: Das Hauptaugenmerk liegt darauf, einen gewissen Ausfallschutz für wichtige Server im Unternehmen zu gewährleisten. Während reine Migrationslösungen nach der Umstellung der Server von einer physischen zu einer virtuellen Infrastruktur meist ungenutzt im Schrank stehen, bietet Double-Take auch nach der Umstellung noch einen hohen Nutzen.
Wollen Unternehmen Double-Take nicht nur zur P2V-Migration einsetzen, sondern zudem eine Lösung zur Ausfallsicherheit aufbauen, besteht die Möglichkeit, mehrere Quellserver auf einen einzelnen Zielserver zu replizieren. Dabei ist es unerheblich, ob es sich bei Quell- oder Zielserver um physische Computer handelt, alle Richtungen sind möglich. Fällt einer der Quellserver aus, übernimmt der Zielserver dessen Aufgaben, und die Anwender können weiterarbeiten.
Der erste Vorteil, der beim Einsatz von Double-Take ins Auge fällt, ist die Hardware- und Anwendungsunabhängigkeit der Lösung: Daten lassen sich auch zwischen Servern verschiedener Hersteller und Leistungsstufen replizieren. Die Anwendung setzt für die Replikation auf der Betriebssystemebene auf. Das Betriebssystem muss also gestartet sein, damit die Anwendung Daten replizieren kann.
In unserem Test kamen ein Windows Server 2003 R2 sowie ein virtueller Server unter Vmware ESX zum Einsatz. Neben den aktuellen Windows-Versionen unterstützt die Lösung auch Linux. Für den Microsoft Small Business Server (SBS) stellt Double-Take eine eigene Version zur Verfügung. Dadurch lässt sich auch ein SBS-Server in kleinen Unternehmen ausfallsicher aufbauen, und zwar physisch wie auch virtuell. Für die V2V-Replikation in Vmware-Umgebungen bietet der Hersteller eine eigene Anwendung an, die Vmware ESX unterstützt. Über einen eigenen Programmpunkt kann man sich mit einer Vmware-Infrastruktur verbinden. Zwar besteht auch die Möglichkeit, als Zielserver Microsoft Virtual Server zu verwenden, aber die Lösung ist klar auf Vmware ausgerichtet. Schön ist, dass der Hersteller derzeit an einer Lösung arbeitet, die auch mit Hyper-V und Windows Server 2008 funktioniert.
Zahlreiche Einzellösungen
Was weniger gefällt, ist allerdings, dass der Hersteller sehr viele Produkte anbietet, die alle verschiedene Aufgaben wahrnehmen. Unternehmen, die beabsichtigen, eine P2V-Migration durchzuführen, müssen sich erst ausgiebig beraten lassen, welche Lösungen sie dabei brauchen. Sind im Unternehmen verschiedene Betriebssysteme im Einsatz, wird die Lage noch komplizierter. Hier wäre es schön, eine einheitliche Plattform zu erhalten, um die einzelnen Möglichkeiten der Software zentral zu verwalten.
Das wichtigste Mitglied der Lösungsreihe ist sicher Double Take für Windows. Es enthält den Virtual-Recovery-Assistenten, mit dem Systemverwalter physische Computer als virtuelle Maschinen sichern. Zwar ist der generelle Ablauf etwas komplizierter und weniger automatisiert als bei reinen Migrationslösungen, allerdings erhalten Unternehmen eine kostengünstige Ausfallschutzlösung. Von Vorteil ist, dass der Quellserver uneingeschränkt zur Verfügung steht, während die Software die Daten auf den Zielserver überträgt.
Der Virtual-Recovery-Assistent unterstützt den Administrator bei der Einrichtung der virtuellen Zielmaschine. Systemverwalter sparen sich dadurch die Konfiguration der Festplattendaten, des Arbeitsspeichers, der Anzahl der Prozessoren und natürlich die Installation des Betriebssystems, der Treiber und der Applikationen. Der Assistent führt durch die Einrichtung und hilft bei der Übertragung der Daten. Interessant ist, dass Double-Take für Windows nach der ersten Übertragung nur noch veränderte Daten auf die Zielmaschine überträgt. Dadurch sinkt die zu übertragende Datenmenge, und der Zielserver verfügt immer über einen aktuellen Stand. So lässt sich der physische Quellserver nach und nach ablösen, während Double-Take den virtuellen Zielserver mit den notwendigen Daten versorgt.
Ablauf der Replikation
Da die eigentliche Replikation der Daten immer mit gestartetem Betriebsystem stattfindet, bleibt der Quellserver ständig verfügbar. Double-Take ermöglicht auch die Datenübertragung über WAN-Leitungen hinweg. Dazu kann der Systemverwalter die nutzbare Bandbreite und ein Zeitfenster für die Replikation festlegen. Bei der Einrichtung hilft das ausführliche Handbuch, das Systemverwalter vor der Konfiguration der Infrastruktur erst studieren sollten. Es enthält zahlreiche Anleitungen und Beispiele. Neben der Übertragung der Betriebssystemdateien und Daten lassen sich auch problemlos Serverlösungen wie Exchange, SQL Server, Oracle oder Sharepoint replizieren beziehungsweise auf eine virtuelle Maschine migrieren.
Auf den Computern, die der Systemverwalter replizieren will, muss er den Client für Double-Take installieren. Die eigentliche Replikation zwischen Quell- und Zielserver, der Double-Take-Systemdienst und die Protokollierung finden über den Double-Take-Serverdienst statt. Von diesem System aus lässt sich auch der Status aller angebundenen Computer überwachen und die Replikation steuern. In die Systemverwaltung von Double-Take dürfen nicht alle Administratoren eingreifen. Der Installationsassistent legt eine eigene lokale Gruppe an. Nur Mitglieder dieser Gruppe dürfen den Server verwalten. Dabei ist der Administrator, mit dem man unter Double-Take arbeitet, manuell in die lokale Gruppe der Double-Take-Administratoren aufzunehmen. Das Setup-Programm erledigt dies leider nicht automatisch.
Replikationen definieren
Im Verwaltungsprogramm lässt sich genau einstellen, welche Daten Double-Take auf welche Server replizieren soll. Dabei lässt sich auch festlegen, dass der Zielserver den Quellserver überwachen soll, wenn beide aktiv bleiben. Fällt der Quellserver aus, kann der Zielserver automatisch IP-Adresse, Computername und Freigaben übernehmen. Natürlich muss der Systemverwalter diese Übernahme erst bestätigen. Geht der ausgefallene Quellserver später wieder in Betrieb, lassen sich die neueren Daten des Zielservers wieder zurück auf den Quellserver übertragen.
Generell gefallen die Einrichtung und Installation, weil beides sehr einfach abläuft. Assistenten helfen bei der Einrichtung und der Datenübernahme. Zudem sind die Automationsmaßnahmen ideal für P2V-Migrationen, die außerhalb der Geschäftszeiten ablaufen. Neben ganzen Computern kann der Systemverwalter auch lediglich einzelne Verzeichnisse oder Laufwerke zur Replikation auswählen. Double-Take unterstützt dabei auch Snapshots und den Schattenkopiedienst von Windows.
Die Verwaltungsoberfläche selbst macht allerdings einen etwas altmodischen Eindruck und bietet keine effiziente Ansicht. Hier wäre es besser, wenn sich der Hersteller an der Managementkonsole von Windows orientieren würde. Windows- wie auch Linux-Administratoren kämen mit dieser sicherlich besser zurecht. Double-Take für Windows 5.0 kostet rund 3000 Euro, das Zusatzmodul für die Serverwiederherstellung zirka 1000 Euro.
Fazit
Double-Take ist im Grunde genommen keine reine P2V-Migrationshilfe. Zwar sind entsprechende Assistenten enthalten, diese stehen aber nicht im Fokus der Anwendung. Die Hauptaufgabe der Anwendung liegt klar im Aufbau einer Infrastruktur zur Ausfallsicherheit. Ob es sich dabei um einen oder mehrere virtuelle oder physische Maschinen handelt, ist unerheblich. Zwar muss der Administrator etwas mehr Hand anlegen als bei reinen Migrationslösungen, dafür erhält er aber eine leicht zu bedienende und kostengünstige Ausfallschutzlösung. Wichtige Daten und ganze Server lassen sich auf Ausfallsysteme übertragen, die im Notfall den Betrieb übernehmen können. Leider unterstützt Double-Take neben Vmware und Microsofts Virtual Server keine weiteren Virtualisierungslösungen wie zum Beispiel Xen. Auch lassen sich keine selbst erstellten Images zur P2V-Migration nutzen. Unternehmen, die Vmware oder Microsofts Virtual Server einsetzen oder nach einer kostengünstigen Software für Ausfallsicherheit suchen, finden mit Double-Take eine wertvolle Hilfe. Dass diese auch die P2V-Migration erleichtert, macht die Anwendung noch nützlicher. Wer ausschließlich eine reine Migrationslösung sucht, greift aber besser zu spezialisierten Lösungen wir Platespin Powerconvert (siehe Teil 1 dieser Serie unter
Info: Double-Take Tel.: 069/68977760 Web: de.doubletake.com/