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Kopfnuss

Ausradiert

Ausradiert

Autor:Redaktion connect-professional • 1.8.2006 • ca. 1:35 Min

Nicht alle Zeitgenossen passen ins Bild. Das mussten die Stalinisten in den 30er Jahren feststellen. Die schönsten Lenin-Bilder waren durch den in Ungnade gefallenen Lew Dawidowitsch Trotzki verunstaltet und zu Propaganda- Zwecke nicht mehr zu gebrauchen. Sie hätten sicher viele Rubel für die leider erst ein dreiviertel Jahrhundert zu spät gekommene Software des Schweizer Unternehmens Future Lab ausgegeben. Die eidgenössische Entwicklung »Tourist Remover« schafft es nämlich, unerwünschte Personen aus Fotografien verschwinden zu lassen. Heute ist es allerdings nicht mehr ein russischer Revolutionär, der Lenin im Weg steht, sondern ein japanischer Tourist, der die Sicht aufs Matterhorn versperrt. Dank der ungebremsten Innovationskraft der alpenländischen Denkfabriken wird schon an einem Nachfolgeprodukt gearbeitet. Mit »Tourist Remover 2.0 Movie« lassen sich unerwünschte Personen aus Filmen entfernen, wie beispielsweise David Hasselhoff aus den Baywatch-Folgen. Die so frisierte Rettungsschwimmer- Soap bringt die Qualitäten von Pamela Anderson erst richtig zur Geltung.

Mit Hochdruck arbeitet ein Perspektive-Team der Schweizer Software-Schmiede außerdem an »Tourist Remover Extended 3.0a«. Damit solle man Touristen nicht nur virtuell aus Bildern, sondern überhaupt entfernen können. Allerdings stößt diese Version beim eidgenössischen Amt für Fremdenverkehr auf wenig Gegenliebe, das sich nun große Sorgen um die wichtigste Schweizer Einnahmequelle hinter dem Käseexport macht.

Erfolgreicher lassen sich da die Nebenprodukte wie »Schwiegermutter Remover« vermarkten. Das Produkt greift direkt in die elektronischen Krankenakten und auf die Gesundheitskarte zu. Die Schwiegermutter wird durch zahlreiche Klinik- und Kuraufenthalte zuverlässig aus dem Leben der gebeutelten Schwiegersöhne und -töchter entfernt. Der »Abteilungsleiter Remover« arbeitet hingegen nach dem umgedrehten Prinzip des »Tourist Removers «: In die Fotos der Führungskraft werden automatisch ein paar Blondinen in eindeutiger Pose montiert. Mit einem Druck- Tool lassen sich leicht Aushänge fürs Schwarze Brett erstellen. Der Abteilungsleiter wird sich nicht mehr lange auf seinem Posten halten.

Sorge bereitet indes der Einbruch im Futur-Lab vergangenen Monat. Sämtliche Entwicklungsergebnisse fielen Agenten der CIA in die Hände. In Washington hofft man nun, unbequeme Länder einfach von der Landkarte tilgen zu können. Laut geheimen Quellen arbeitet nun die CIA an »Irak Remover«, »Iran Remover« und »Nord-Korea Remover«. Und mit dem finalen »Schweiz Remover « gibt es keine lästigen Zeugen.