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Beim Zeus

Beim Zeus Die Empörung über den Bespitzelungsskandal bei der ­Telekom ist noch nicht verhallt, da sorgt die Telekom-Tochter T-Systems für neue Schlagzeilen – diesmal, weil sie in ­einen Provisionsschwindel verwickelt ist.

Autor:Markus Bereszewski • 27.6.2008 • ca. 1:10 Min

Markus Bereszewski

In sogenannten Kreislaufgeschäften soll ein Ring von IT-Unternehmen aus ­Nordrhein-Westfalen bei T-Systems gekaufte Ware über Scheinrechnungen weiterverkauft haben, ­bevor diese wieder zum ursprünglichen Preis an die Telekom-Tochter zurück­veräußert wurde. Dabei sollen sich die Beteiligten Provisionszahlungen in Höhe von 2,5 Millionen Euro ­ergaunert haben. T-Systems ist damit ins Visier der Fahnder geraten, die jedoch betonten, dass die Konzerntochter in diesem Fall als Geschädigte betrachtet wird. Aus­schließen, dass Mitarbeiter von T-Systems aktiv an den Scheingeschäften beteiligt waren, kann man ­natürlich nicht. Wie bekannt wurde, hat T-Systems bereits Ende 2006 Unregelmäßigkeiten fest­gestellt und selbst die ­Finanzbehörden eingeschaltet. Das blieb nicht die ­einzige Maßnahme. Wie die Frankfurter Rundschau berichtete, soll die gleiche Agentur für die interne Aufklärung des Provisionsschwindels engagiert worden sein, die in der Spitzelaffäre mit der Überwachung von ­Journa­listen ­betraut war. Das macht ja auch Sinn, immerhin kann man so Mengenrabatt einfordern. Und: Wenn einer beschatten und nachstellen kann, kann er das beim einen genauso gut wie beim anderen – kein Grund also, den Dienstleister zu wechseln. Dass die Spitzel bei den – laut Zeitungs­bericht unter dem Decknamen »Zeus« ­laufenden – Nachforschungen intern allerdings keinen ­Erfolg ­vorweisen konnten, lag laut deren Chef nur daran, dass T-Systems den Auftrag abrupt beendet hat. Immerhin sollte T-Systems verkauft werden; da hätten kritische Enthüllungen über interne Unregelmäßigkeiten das ­Verhandlungsklima sicher empfindlich gestört. Es wäre ja auch völlig unverhältnismäßig, einen potenziellen ­Investor wegen ­solcher Kleinigkeiten zu verunsichern und ­womöglich derart zu verschrecken, dass er am Ende noch abspringt!? Wobei: mal sehen, welche »Kleinigkeiten« am Ende ans Tageslicht gefördert werden.