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Börsenchefin sieht Frauenquote als richtigen Weg Gespräch: Daniela Wiegmann, dpa

München (dpa) - Die Führungsetagen deutscher Unternehmen sind überwiegend reine Männergesellschaften - der Ruf nach einer Frauenquote wird deshalb lauter. Aus Sicht der Münchner Börsenchefin Christine Bortenlänger führt an einer gesetzlich...

Autor:Redaktion connect-professional • 4.7.2010 • ca. 1:40 Min

…vorgeschriebenen Quote kein Weg vorbei. Nur so werde der Anteil der Frauen im Top- Management steigen. «Es bewegt sich zu wenig ohne die Quote», sagte die 43-Jährige der Nachrichtenagentur dpa in München. Lange habe sie eine Quote abgelehnt, da niemand gerne das Gefühl habe, nur aufgrund einer Gesetzesvorgabe einen Spitzenposten zu erhalten. «Inzwischen habe ich meine Meinung geändert, weil ich sehe, dass es anders nicht geht.»

Bortenlänger ist eine der wenigen Frauen in den Chefetagen der deutschen Finanzlandschaft. Als sie den Posten an der bayerischen Börse vor zehn Jahren übernahm, glich das einer kleinen Sensation. Die damals 33-Jährige war nicht nur die erste Frau in der Geschäftsführungsspitze einer deutschen Börse, sondern auch das jüngste Mitglied in einem solchen Gremium und außerdem Mutter eines damals zwölf Jahre alten Sohnes. Noch immer ist die Börse und ihr Umfeld in großen Teilen eine frauenfreie Zone. Rund 98 Prozent ihrer geschäftlichen Kontakte, so schätzt sie, sind Männer. Derzeit wird in der Politik über ein Gesetz diskutiert, um mehr weiblichen Führungskräften den Weg an die Spitze zu ebnen.

Die Frauenquote müsste nach Ansicht von Bortenlänger zuerst in den Aufsichtsräten der deutschen Konzerne eingeführt werden. «Man muss ganz oben beginnen, damit sich von oben nach unten etwas bewegt», sagte sie. Für die Aufsichtsräte hält sie einen Frauenanteil von 40 Prozent für angemessen. Damit würde aus dem Kontrollgremium der Firmen heraus dafür gesorgt, dass auch im Vorstand und in den unteren Ebenen nicht nur Männer im Chefsessel sitzen. «An geeigneten Frauen für diese Posten mangelt es nicht.»

Dass die Spitze der deutschen Wirtschaft noch immer eine Männer- Domäne ist, liegt aus Sicht der Betriebswirtin vor allem an der Angst vor Veränderungen. «Gleich und Gleich gesellt sich gerne», sagte sie. Ein Vorgesetzer befördere lieber einen Mann, eine Chefin eher eine Frau. Dieses Verhalten sei ganz normal. «Kein Mann will einer Frau absichtlich Steine in den Weg legen.» Durch eine Frauenquote könne der Automatismus aber durchbrochen werden. Mit öffentlichen Vorbildern wird aus ihrer Sicht auch die Akzeptanz von berufstätigen Müttern in der Wirtschaft steigen. «Bis jetzt ist das klassische Modell mit Kind und Haushalt vor allem in Westdeutschland leider immer noch besser angesehen.»

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