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Carrier auf der Überholspur

Carrier auf der Überholspur. Schneller als von manchen Telefon­ge­sellschaften erwartet, entscheiden sich Businesskunden heute für den Einsatz von IP-­Telefonie. Doch nicht jeder ­An­bieter kann das gesamte Bedarfs­spektrum gleich gut ­bedienen.

Autor:Redaktion connect-professional • 1.6.2005 • ca. 2:45 Min

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  1. Carrier auf der Überholspur
  2. Carrier auf der Überholspur (Fortsetzung)

Carrier auf der Überholspur

Nach Jahren, in denen die IP-Telefonie von Anbietern als Technikwunder angepriesen wurde, scheint VoIP (Telefonieren über Internet Protokol, IP) nun endlich den Durchbruch geschafft zu haben: Bis 2006 werden laut einer aktuellen Studie des Beratungshauses Deloitte & Touche über 60 Prozent der 2000 weltweit größten Unternehmen VoIP implementieren. In Deutschland bieten derzeit nur wenige Carrier eine Angebotspalette, die von Call-by-Call für Privatkunden bis hin zu komplexen Sprach-/Datenlösungen für das Large-Enterprise-Segment reicht, wie beispielsweise die Deutsche Telekom mit ihren Ablegern T-Systems für Top-Kunden und T-Com fürs Massengeschäft, sowie die Vodafone-Festnetztochter Arcor. Im lukrativen Geschäftskundenbereich ist die Anbieterzahl aber weitaus größer, was den IT-Entscheidern in Unternehmen die Arbeit nicht unbedingt erleichtert. Dabei steht das Thema VoIP immer öfter auf der Tagesordnung. So hat beispielsweise das Telekom-Forum, der Geschäftskundenbeirat der Deutschen Telekom, eine Mitgliederbefragung zu den Trends im Telekommunikations- und IT-Markt durchgeführt. 300 deutsche Großunternehmen nahmen an der aktuellen Umfrage teil. Die Ergebnisse sind eindeutig: 53 Prozent der Befragten sehen Voice-over IP als allgemeinen, wichtigen Trend. Gut ein Viertel aller Befragten nennt VoIP darüber hinaus auch als Hauptthema im eigenen Unternehmen.

Kosteneinsparungen ­prüfen
Ein potentieller Wechsel zur IP-Telefonie und die damit erhofften Einsparmöglichkeiten müssen jedoch vorher überprüft werden. So ergab eine Un­tersuchung des Schweizer Markt­forschungsunternehmens Soreon Re­search, dass insbesondere mittelstän­dische Unternehmen mit hohem Gesprächsaufkommen bei einem Wechsel zu VoIP deutliche Kostenein­sparungen erzielen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren sei beim Umstieg auf reine IP-Telefonie eine Ersparnis von 31 Prozent realisierbar. Für Klein- und Großunternehmen ergeben sich nach Einschätzung der Schweizer geringere Kosteneinsparungen zwischen 16 bis 22 Prozent für Kleinunternehmen und 13 bis 15 Prozent für das Large-Enterprise-Segment. Insbesondere die um rund 25 Prozent höheren Kosten für IP-Endgeräte sorgen hier für hohe Anfangsinvestitionen.

Vielfältige Angebote
Unternehmen wie der Kölner Carrier QSC oder der in Frankfurt ansässige Anbieter Colt Telecom konzentrieren sich derzeit vorrangig auf das Segment Mittelstand. Auch Telekom-Gesellschaften wie Telefonicá Deutschland und BT (British Telecom) warten mit einem umfassenden Angebot für Mittelstand und Großunternehmen auf. Für Freiberufler und kleinere Mittelständler, die schon heute reine IP-Telefonie nutzen möchten, ist auch das Angebot der Hamburger Broadnet Mediascape interessant. Dessen CSO, Arnold Stender, glaubt in den nächsten Jahren an eine »Revolution durch IP-Telefonie«. Neue Geschäfts­modelle und neue Services seien auf Basis von VoIP erst möglich. Unternehmen könnten beispielsweise über eine zentralisierte Telefonanlage eigene Services individuell online buchen.

Verschiedene Strategien
Nicht alle Carrier haben sich in den letzten Jahren gleichermaßen auf den technischen Wandel vorbereitet: Während die Deutsche Telekom noch vor wenigen Jahren Milliarden in die Digitalisierung des bestehenden Telefonnetzes investierte und das Thema IP als langfristiges Projekt betrachtete, setzten die meisten Konkurrenten auf einen raschen Aufbau IP-basierter Netze. Daraus könnte sich ein Wettbewerbsvorsprung ergeben. So glaubt der Telekom-Konkurrent QSC, dass in Deutschland der Marktanteil für IP-Telefonie im Geschäftskundenbereich in den kommenden fünf Jahren auf 20 bis 30 Prozent steigen wird. Marktforschungsunternehmen rechnen außerdem mit einem stark wachsenden DSL- und VPN-Markt. Der Ersatz teurer Standleitungen durch flexible DSL-Leitungen sowie das zunehmende Bedürfnis nach Lösungen für die Vernetzung von Standorten führt nach Einschätzung des IT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmens IDC bis 2007 zu Wachstumsraten von 31 Prozent pro Jahr und einem möglichen Umsatz von bis zu 1,7 Milliarden Dollar. Während die Telekom ihr Telefonnetz erst bis zum Jahr 2012 vollständig auf IP umrüsten will, kündigte der auch auf dem deutschen Markt aktive Konkurrent British Telecom den Übergang in Großbritannien bis spätestens 2008 an. Das Unternehmen konzentriert sich im Bereich Geschäftskunden auf sogenannte »Multisite Corporates«, größere Unternehmen mit mehreren Standorten im Inland oder über mehrere Länder verteilt. Zugeschnitten auf die Kommunikationsbedürfnisse dieser Unternehmen betreibt BT ein eigenes Netz in ganz ­Europa und über Partner weltweit.