Chunghwa Telecom: Von der Spam-Schleuder zum Vorzeige-Breitband-Provider
Taiwan kommt in Sachen Breitbandpenetration zwar nicht an Südkorea heran - jedoch müht sich das Land mit staatlicher Unterstützung, jedem Bürger in irgendeiner Form die Möglichkeit für schnelles Internet zur Verfügung zu stellen. Vor drei Jahren beispielsweise wurde ganz Taipeh im Rahmen eines aufwändigen Projekts mit einer Infrastruktur aus Wi-Fi-Hotspots überzogen. Die Nutzung des günstigen Services blieb jedoch weit hinter den Erwartungen zurück, da ohnehin jeder im Café-Shop nebenan ins Internet kam - kostenlos.
Nun soll sogar mehr oder weniger das ganze Land mit einer breitbandigen Funk-Infrastruktur
abgedeckt werden – diesmal auf Wimax 16e-Basis. In den Großstädten indes gibt es parallel auch eine
ausgeprägte Landschaft an kabelgebundenen Breitbandservices. Und hier geht der Trend – wohl nicht
zuletzt auch dank staatlicher Förderprogramme – klar in Richtung Fiber. Laut FTTH Council Europe
rückte Taiwan im globalen FTTx-Ranking 2008 von früher dem fünften auf jetzt den vierten Platz vor.
Insgesamt seien in Taiwan aktuell sieben Prozent der Haushalte mit Fiber-Technik versorgt.
Chunghwa Telecom etwa will bereits 21,4 Prozent seiner Kunden mit FTTB (Fiber-to-the-Building)
plus VDSL ausgestattet haben. Taiwans größter Telekommunikations-Provider (Festnetz, Mobilfunk und
Internet) war mit seinem "Hinet" allerdings lange Zeit als weltführende "Spam-Schleuder" und
unzuverlässigster, langsamster Internetservice Asiens verschrien. Seit zwei Jahren betreibt das
Unternehmen, das auch POPs in Frankfurt, Amsterdam und London unterhält, sowohl technische als auch
strategische Modernisierung und sieht sich heute mit neuer Unternehmensspitze als führender "
Wertschöpfer" unter den Next Generation Network Service-Providern. Beispielsweise hat Chunghwa ein
durchgängiges IP-Multimedia Subsystem (IMS) implementiert, auf dessen Basis Geschäftskunden
FMC-Dienste (Fixed Mobile Convergence) wie "Instant Messaging" und "One Number" buchen können.
Kürzlich gab es dafür sogar eine entsprechende Auszeichnung von Frost & Sullivan für den
asiatisch-pazifischen Raum.
Unter dem Motto "Service- statt Netzwerk-orientiert" präsentierte sich Chunghwa auf der
Broadband in Taipeh denn auch als Vorreiter für zeitgemäße Breitbandservices. Nicht weniger als 13
neue Breitbandprodukte sollen nicht nur Business und Leben erleichtern – immer geht es auch darum,
die Energiebilanz zu verbessern. Fast alle Services basieren auf FTTx – in diesem Falle lag der
Schwerpunkt der Präsentationen allerdings nicht auf der Zugangstechnik als solcher, sondern darauf,
was sich daraus machen lässt. "Intelligent Energy Network", "Home Monitor- and Control-Service", "
Easy-Mo" Near Field Communications-Anwendung (NFC), "Uoffice", "Video Conference Service" und
weitere boten dabei interessante Anregungen, was vielleicht auch hierzulande demnächst vom
TK-Provider zu erwarten ist. Der Videoconferencing-Service etwa erlaubt, mithilfe von IP Softphone,
IP Video-Telefon, 3G-Handy oder Internet Konferenzen zwischen drei und mehr Gegenstellen
aufzusetzen. Beim Intelligent Energy Network geht es explizit ums Energie sparen, jedoch
gleichzeitig um die Optimierung der Umgebungsbedingung für die Mitarbeiter. Das Breitbandmodem wird
hier zum Konvergenzpunkt zwischen IT und Facility-Management. Sensoren aller Art – von Temperatur
über Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt, Helligkeit etc. sind hier via grafisches Managementinterface an
Lichtsteuerung, Klimaanlagen, Ventilatoren etc. gekoppelt. Energiesparplan und Energieregeln eines
Unternehmens sollen sich so einfach und effizient umsetzen lassen.
Stefan Mutschler/LANline