Datenschutz? Nicht bei Lidl!
Neue Offenheit hatte Klaus Gehrig versprochen, Ernst gemeint war das zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil: Dem Chef der Handelsgruppe Lidl & Schwarz werden »Stasi-Methoden« vorgeworfen. Gut für Gehrig, dass der oberste Datenschützer im Ländle der Lidls in dieser Sache nichts zu suchen hat.

- Datenschutz? Nicht bei Lidl!
- »Gehrig verachtet eigentlich die Presse«
Man kennt die Marotten der medienscheuen Handelsriesen Aldi, Schlecker, Lidl & Co nur zu gut, die Berichte über unhaltbare Zustände, unter den die Mitarbeiter der Milliarden schweren Familienunternehmen zu leiden haben, auch. Gezielte Kampagnen und Diffamierungen, wird sich Klaus Gehrig auch in diesem Fall wie auch in früheren Fällen wehren. Der Druck auf den Chef der Handelsgruppe Lidl & Schwarz mit Sitz in Neckarsulm wird dieses Mal aber ein wenig stärker sein als sonst.
Das liegt an den ungeheuerlichen Vorwürfen, von denen das Magazin Stern über Lidl berichtet. Möglicherweise bleiben sie aber - wie in frühren Fällen auch - folgenlos, weil Lidl nun einmal im richtigen Bundesland beheimatet ist. Laut Stern soll Lidl seine Mitarbeiter in Bild und Ton überwacht, Protokolle angefertigt und Akten über einzelne Mitarbeiter geführt haben. Wie oft sie auf die Toilette gehen, wie lange sie dort verweilen, wer mit wem und dergleichen. Die stets misstrauischen Mitarbeiter schöpften keinen Verdacht, denn die vorwiegend in den Filialen in Niedersachsen installierten Minikameras sollten ja Ladendiebe aufspüren, so die offizielle Version.
Laut Stern habe Lidl die Existenz der Protokolle bestätigt, sie aber mit dem Verweis heruntergespielt, man habe lediglich Fehlverhalten der Mitarbeiter kontrollieren wollen. Die Gewerkschaft Ver.di, in Sachen Lidl stets kämpferisch eingestellt, spricht von einer »Schweinerei«, die Rede ist von »Stasi-Methoden«.
Eben das ist das Problem für Peter Zimmermann. Eigentlich die Stunde eines Datenschutzbeauftragten, wäre Zimmermann eben nicht in Baden-Württemberg im Amt. Nach dem dortigen Recht darf der oberste Datenschützer des Ländles nicht gegen Privatunternehmen ermitteln, so gern es dieser auch täte. »Ich bedauerte das zutiefst«, wird Zimmermann zitiert.