Der Erfolg lässt auf sich warten
Media Center PCs haben sich nicht wie erhofft als Steuerzentrale des digitalen Heims etabliert. Hersteller und Handel klagen über geringe Nachfrage und zu wenig Unterstützung von Microsoft für die Media Center Edition. Nur wenige Händler bemühen sich jedoch, die erklärungsbedürftigen Geräte aktiv zu vermarkten.
- Der Erfolg lässt auf sich warten
- Geräte sind immer noch nicht bedienerfreundlich
- Interview: »Für den Händler nicht lohnend«
Jahre nach der Markteinführung des Betriebssystems Windows Media Center Edition (MCE) sind Media Center PCs alles andere als eine Erfolgsgeschichte. (CRN berichtete in Ausgabe 32/2006). Nach Microsoft-Angaben wurde das Windows XP Media Center inzwischen 30 Millionen mal weltweit verkauft. Microsoft Deutschland-Chef Achim Berg erwartet bis zum Jahresende sechs Millionen Rechner mit Media Center in Deutschland. Der Software-Anbieter ist laut Firmensprecherin Irene Nadler mit den Zahlen außerordentlich zufrieden und geht davon aus, dass der PC mit dem Media Center auch das Wohnzimmer erobern wird. Dazu soll auch das neue Betriebssystem Vista beitragen, in dessen Paketen Home Premium und Ultimate die Media Center-Funktionen jetzt integriert sind. Auch neue Geräte für das digitale Heim, wie der kürzlich vorgestellte Microsoft Home Server, sollen die Nachfrage ankurbeln.
Distributoren und Handel zeigen sich eher skeptisch, ob der erhoffte Nachfrageboom nach Multimedia-PCs eintritt. Denn mittlerweile hat auch Intel die Unterstützung für die Marke »Viiv« eingestellt. Der Chip-Hersteller hatte Viiv als Plattform für Home-Entertainment-Systeme vor rund eineinhalb Jahren eingeführt. Obwohl zahlreiche Hersteller entsprechende PCs vorgestellt hatten, haben die Verkaufszahlen wohl die Erwartungen nicht erfüllt. Zwar wird es weiterhin Viiv-zertifizierte Multimedia-PCs geben, Intel wird die Marke aber nicht mehr bewerben.
Die Nachfrage bei Herstellern und Distributoren ergab, dass in den vergangenen Jahren Media Center PCs nur in homöopathischen Dosen abgesetzt wurden. »Wir bauen Media Center PCs seit Microsoft das Betriebssystem eingeführt hat, aber die Nachfrage ist so gering, dass wir die Geräte nicht auf Vorrat bauen, sondern nur auf Anfrage. Das ist kein Massenprodukt und daran wird sich auch mit Vista nichts ändern «, erklärt Torsten Duffner, Geschäftsführer von Leo Computer. Mehr Hoffnungen setzt er auf den Microsoft Home Server, den Leo bereits anbietet. Demnächst wird es ein Gerät im Hifi-Format geben, dazu wird Leo auch neue Media Center- PCs im passenden Format zeigen. Das könnte die Nachfrage beflügeln. Trotzdem sei eine Lösung aus PC und Home Server sicher nur für eine kleine Schicht begüterter Kunden interessant, die sich das Ganze vom Händler auch noch einrichten lassen. Duffner sieht aber auch den Handel in der Pflicht: »Das sind beratungsintensive Produkte, die dem Kunden auch nahe gebracht werden müssen.« Für den Home Server führt der Hersteller deshalb in Flächenmärkten Schulungen für die Verkäufer durch. Trotzdem glaubt Duffner nicht, dass Media Center PCs sich nur über den qualifizierten Fachhandel vertreiben lassen: »Wir brauchen Retail und Fachhandel, sonst erreichen wir die Masse nicht.«