Der Wettlauf des Logistikers gegen die Uhr
Logistiker brauchen Nerven wie Stahlseile. Arbeiten sie gar für einen Distributor, der noch dazu mit seinem Lager umziehen will, dann sind generalstabsmäßige Planung und ein absolut genauer Zeitplan unverzichtbar. <i>CRN</i> war dabei, als Bell Micro am letzten Juliwochenende mit dem Lager umgezogen ist.
- Der Wettlauf des Logistikers gegen die Uhr
- Vertrauen und Kontrolle
- Am Montag geht es nahtlos weiter
Bernhard Bopp und John Pereira stehen vor dem Gebäude Nummer 17 in Ottobrunn. Beide beobachten die Laderampe der Deutschlandzentrale von Bell Microproducts. Der Distributor zieht um, und Bopp hat die Verantwortung. 45 bis 50 Personen bewegen Paletten, Kisten und Inventar durch das zweistöckige Lager in Ottobrunn, das jetzt umziehen muss ins neue europäische Zentrallager nach Poing bei München.
Bernhard Bopp ist in seinem Metier. Der 42jährige Chief Administration Officer Deutschland gibt sich gewohnt locker. Aber die Anspannung ist ihm anzusehen. »In 13 Stunden ist hoffentlich alles erledigt. Ohne Zwischenfälle.« Bopp hat den Zeitplan genau im Kopf, weiß, wann welche Paletten, welche Produkte auf welchem Lkw zu welcher Zeit auf die Reise zu gehen und wann sie im neuen Zentrallager in Poing anzukommen haben.
Wissen, wo was schief gehen könnte
»Man darf niemals den Überblick über 36 Trailer, die an diesem Tag auf Tour gehen, verlieren«, meint Bopp. So kennt er natürlich auch die Strecke zwischen Ottobrunn und Poing – gerade mal 25 Kilometer lang. »Dabei spielt die Entfernung keine so große Rolle. Man muss nur wissen, wo was schief gehen könnte und entsprechende Vorkehrungen treffen.« Der Logistik-Experte hat die Strecke in den vergangenen Wochen und Monaten tagtäglich abgefahren. »Wir haben uns in Poing in einem ehemaligen Lager einer Lebensmittel- Handelsgruppe eingemietet und alles auf unsere Anforderungen hin umbauen lassen. « Dafür investierte Bell Micro etwa eine halbe Million Euro.
In Poing werden aber nicht nur Produkte aus Ottobrunn gelagert, sondern auch alle Waren aus dem niederländischen Almere. Denn das neue Lager, immerhin 8.500 Quadratmeter groß, wird zum Zentrallager für Kontinental- Europa. »Nur in Großbritannien und Skandinavien werden wir weiterhin aus dem Lager in Großbritannien liefern«, sagt European Logistic Director Pereira. Und die Mitarbeiter in Almere, was wird aus denen? Einer von ihnen habe das Angebot angenommen, nach Poing zu kommen, fügt Pereira hinzu. Aber, so Bopp, in Poing werden nicht nur alle Beschäftigten aus dem Lager in Ottobrunn benötigt, sondern sogar noch zehn neue Arbeitsplätze entstehen. Denn das neue Logistikzentrum beherbergt »Warehouse, technischen Support, Import und Export sowie RMA«, umschreibt Bopp die Funktionen.
Doch der Umzugs-Chef hat nicht nur eine Route zwischen Ottobrunn und Poing im Kopf, »sondern gleich mehrere Strecken, aus Sicherheitsgründen und auch aus verkehrstechnischen Gründen«. Denn in Bayern haben die Schulferien begonnen. Und genau um Ottobrunn brodelt auf den Autobahnen und Zufahrtsstraßen der Urlauberverkehr. »Wenn irgendwo auf unserer Tour ein Stau bekannt wird, dann gibt es Alternativwege. Unser Vorteil ist, dass wir mit einem Transportunternehmen zusammenarbeiten, das die Gegend kennt«, erzählt er mir und blickt mal wieder auf die Uhr, um gleich darauf mit einem Mitarbeiter den termingerechten Ablauf zu prüfen.