Die schwäbische IT-Scheidung der Ehe Chrysler
Die Trennung der IT-Systeme von Daimler und Chrysler war eine herkulische Aufgabe, konnte aber - tugendhaft schwäbisch - letztlich doch mit deutlich weniger Aufwand als geplant umgesetzt werden. Ganz nach dem Motto: Selbst ist der Mann.

- Die schwäbische IT-Scheidung der Ehe Chrysler
- Räumliche Trennung durch Mietverhältnis
- Software-Fossilien in den Tiefen des Systems
Scheiden tut weh und ist außerdem teuer. Dieser alten Weisheit entsprechend, waren denn auch die ersten Schätzungen der IT-Trennung von Daimler und Chrysler erschreckend: Es würde Jahre dauern und hunderte von Millionen kosten, die vollständige Trennung der IT-Infrastrukturen zu bewältigen. Die bei Daimler für diese Aufgabe Verantwortlichen Jan Brecht und Klaus Entenmann ließen sich davon aber nicht abschrecken und fanden erfolgreich Wege, das Ganze doch wesentlich schneller und kostengünstiger über die Bühne zu bringen.
Dass es zur Trennung von Daimler und Chrysler kommen würde, erfuhr Brecht erstmals im Februar 2007. Drei Monate später erfolgte die offizielle Ankündigung und im August wurde der Verkauf von Chrysler an Cerberus abgeschlossen. 126 Anwendungen mussten dafür bewegt werden, mit einem gesamten Datenvolumen, das 350 Millionen bedruckten Seiten entspricht. CIO Brecht sprach zunächst mit einigen Consulting-Firmen, fand aber deren Preis- und Zeitvorstellungen so überzogen, dass er sich entschloss, die Aufgabe selbst in Angriff zu nehmen. Die Daimler-interne IT-Abteilung zog nur einige Dutzend externe Berater zu und schaffte es so, die Mammut-Aufgabe in weniger als einem Viertel der vorhergesagten Zeit und zu einem Preis von weniger als 50 Millionen Dollar zu bewältigen.