Die Zukunft ist (un)gewiss
Die Zukunft ist (un)gewiss Voraussagen sind bekanntlich ungewiss, besonders dann, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen.

Nichtsdestoweniger sind Prognosen gefragt und am besten in quantitativer Form. Das gilt in der IT für Marktumsätze und Amortisierungsrechnungen gleichermaßen. Oft ist der Wunsch Vater des Gedankens und der Auftraggeber erhält, was er bestellt hat. Wie substanziell die gelieferten Aussagen tatsächlich sind, das steht dann buchstäblich auf einem anderen Blatt. In die Zukunft weisende Ideen, gern auch Visionen genannt, sind ebenfalls be- liebt wie nie zuvor. Offenbar lässt der Status quo viele Wünsche offen. Der Trendforscher Jeremy Rifkin etwa meint, dass wir in den entwickelten Gesellschaften künftig mehr nutzen werden, aber weniger besitzen. Entscheidend sei der Zugang zu einem Angebot. Bei der IT ist diese Idee schon länger verbreitet: Statt selbst Investitionsgüter anzuschaffen und gebrauchsfähig zu machen, lassen sich benötigte Leistungen von Dienstleistern beziehen – die Grundidee des Outsourcings. Eine besondere Spielart besteht darin, Software nicht mehr zu kaufen und auf einer eigenen IT-Infrastruktur zu betreiben, sondern sie über das Internet auf Mietbasis zu nutzen. Die ersten Experimente dieser Art wurden vor rund zehn Jahren unter der Bezeichnung Application Service Providing (ASP) unternommen. Neuere Versuche tragen den Namen Software as a Service (SaaS) – und werden von den Auguren für aussichtsreicher gehalten. Je innovativer und grundlegender eine Technologie ist, desto schwieriger wird es, ihre Folgen abzuschätzen. Bei SaaS liegen die Marktforscher mit ihren Prognosen ziemlich weit auseinander, wie unsere Titelgeschichte zeigt (Seite 20). Zum Vergleich: Bei der Idee einer serviceorientierten Architektur (SOA) handelt es sich auch nach Jahren nicht zuletzt um eine Verheißung. Die Angebote der Hersteller sind zwar schon fortgeschritten, aber in den realen IT-Landschaften der Anwender macht sich SOA noch nicht durchgreifend bemerkbar, worauf ein Überblicksartikel in diesem Heft hinweist (Seite 36). Auch die begrifflichen Grenzen zwischen SaaS und gewöhnlichem Hosting werden im Sprachgebrauch nicht immer respektiert, nach dem Motto: SaaS klingt im Moment schicker und verkauft sich mutmaßlich besser. Bislang findet SaaS den Erfolg indes eher in kleiner Münze. Am Ende, das heißt in etlichen Jahren, könnten die IT-Landschaften der Anwender dann aber trotzdem wesentlich anders aussehen als heutzutage. Fest steht, dass nichts bleibt, wie es ist. Wie der Wandel konkret verlaufen wird, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Doch eines ist gewiss: Wer morgen noch vorn dabei sein will, der muss sich heute mit den neuen Technologien befassen. Und von Relevanz ist dabei eben auch die Frage: Kaufen oder mieten?
Dr. Werner Fritsch (werner.fritsch@informationweek.de)