Dokumente nach Bedarf
Dokumente nach Bedarf Serviceorientierte Architekturen setzen sich auch im Dokumenten- und Content-Management durch: Gekoppelte Services verbinden unternehmensweit Anwendungen mit Informationspools auf unterschiedlichen Speichermedien.




»Der Begriff Content Management ist nicht neu, doch über die Modifikation zu Enterprise Content Management (ECM) reift er zu neuer Blüte heran«, erklärt Rüdiger Spies, Analyst bei IDC. »Und mit der Infrastrukturvirtualisierung und Applikationsflexibilisierung per SOA steht der nächste große Schritt an.« Auch die Hersteller sind sich einig, dass SOA eine wichtige Basistechnologie wird. »Für ECM haben wir seit zwei Jahren eine Referenzarchitektur, die Content Management und Business Process Management in einer verteilten Systemarchitektur beschreibt«, erläutert Ulrich Leuthner, Program Director ECM Platform bei IBM Deutschland. Sie setzt auf die OASIS-Standards für XML, Web Services, Registry und Repository, J2EE-Applikationsserver sowie Websphere-Produkte für Modellierung, Programmierung und Messaging. Filenet P8, inzwischen IBM-Software, bildet die ECM-Funktionalität für das Management von Content, Records, E-Mail und Geschäftsprozessen ab.
ECM im IT-Kontext »Ein entscheidender Aspekt von SOA ist die Trennung von Business- und IT-Logik«, meint Peter Fischer, hierzulande Product Solution Manager bei Microsoft. Beispielsweise ermögliche die Sharepoint-Software über den SOA-Ansatz, Metadaten von Dokumenten mit anderen Systemen einfach auszutauschen. Sharepoint Server 2007 ist seit letztem November auf dem Markt und vereinigt nicht nur viele Content-Management-Funktionen in einem System, sondern stellt diese auch in einem Framework für Anwendungen, Middleware und Services bereit. Auf diese Weise lassen sich etwa Collaboration- und Portal-Funktionen kombinieren. Die ECM-Suite Documentum von EMC beispielsweise arbeitet eng mit dieser Software zusammen. Das neue Paket Archive Services archiviert Dokumente automatisch anhand ihrer Metadaten oder definierter Ereignisse, während die Content Services direkt aus Sharepoint auf den Documentum-Server zugreifen können. »Die nächste IT-Generation basiert auf einer Kombination modellgetriebener und serviceorientierter Architekturen sowohl für Anwendungen als auch bei der Informationsbereitstellung und den IT-Ressourcen«, prognostiziert Jeff Nick, CTO bei EMC. Documentum sei schon heute SOA-konform. Open Text ermöglicht mit dem Produkt Livelink ECM ebenfalls eine enge Verzahnung mit Sharepoint. Es kombiniert ein Content Repository mit Services für Anwendungen und Prozesse in einer SOA. Auch der Hersteller Open Text, der zusammen mit EMC und IBM den ECM-Markt anführt, baut seine Software insgesamt serviceorientiert um.
SOA querbeet Neben den großen internationalen Spielern setzen auch kleinere ECM-Anbieter aus Deutschland auf SOA. »Der Ansatz einer serviceorientierten Architektur ist ein Eckpfeiler unserer ECM-Suite«, erläutert Manfred Zerwas, Geschäftsführer der Neustädter SER Solutions. »Die Technologien für Capturing, Archivierung, Information Lifecycle Management, DMS, Workflow, Business Process Management und Knowledge Management, die sich bislang parallel entwickelt haben, konvergieren jetzt.« Die Vorteile einer SOA sieht der Manager in der Kopplung von Services, um Anwendungen durch Austausch einzelner Services an neue Gegebenheiten anzupassen oder zu optimieren. »Durch Kombination von Services lassen sich neue Lösungen zusammenstellen.« Der Software-Hersteller d.velop aus Gescher sieht ECM und SOA ebenfalls als gelungene Kombination. »Harmonisierung und Optimierung der Prozesse stehen jetzt auf der Agenda vieler Unternehmen, und mit SOA-basierten Lösungen lassen sich diese Prozesse schneller an neue Marktanforderungen anpassen«, sagt Vorstand Christoph Pliete. In der Version 6.2 des Systems d.3 lassen sich ECM-Funktionalitäten wie Archivierung, Dokumentenmanagement oder Workflow in der Form von Services nutzen. Die Prozessabläufe sind grafisch per Business Process Modeling Notation (BPMN) darstellbar, die Orchestrierung der Prozesse per Web Services übernimmt die Business Process Execution Language (BPEL). »Ziel unserer SOA-Strategie ist, dass unsere Kunden eine applikationsunabhängige Architektur erhalten, mit der sie ihre Geschäftsprozesse flexibel gestalten können. Dabei steht die Prozessabbildung und -definition mit standardisierten Techniken und Verfahren im Mittelpunkt«, betont Pliete. Der Bielefelder Anbieter Ceyoniq hat schon 2003 begonnen, seine ECM-Software nscale auf eine SOA umzustellen. Modularität und Flexibilität standen dabei im Vordergrund. So wurde der DMS-Service im Release nscale 6 neu kodiert. Zudem stehen ein Repository-Management-Service und feingranulare Dienste für die digitale Signatur zur Verfügung. »Die IT muss bei neuen Geschäftsprozessen mit schneller Anpassung reagieren. Große monolithische Applikationen sind hier zu schwerfällig«, erläutert Business Development Manager Andreas Ahmann. Ein weiteres Bielefelder Unternehmen, die im März an den Markt gegangene Firma Oxseed, bietet ECM-Funktionalität als Software-Service im Abonnement über das Internet an. »Unsere Software ist durchgängig nach dem SOA-Konzept implementiert und besteht aus separaten Web Services für alle wesentlichen ECM-Funktionen. Die Web Services werden bedarfsgerecht über einen Enterprise Service Bus verbunden und via BPEL orchestriert«, fasst Vorstand Marcus Hartmann zusammen.
Achim Scharf ist Fachjournalist in München Mehr zum Thema SOA: www.informationweek.de/soa