Drum prüfe, wer sich bindet
Drum prüfe, wer sich bindet »A fool with a tool still is a fool« – so lautet eine bewährte Spruchweisheit in der Software-Entwicklung.


Noch mehr Gewicht hat dieser Grundsatz bei den höheren Ebenen der Automatisierung, etwa beim Geschäftsprozess- oder Projektmanagement. Ohne anwendungsfachliche und betriebswirtschaftliche Vorstellungen bringen entsprechende Werkzeuge nicht viel. Beim sogenannten Enterprise Architecture Management (EAM), Thema unserer Titelgeschichte in diesem Heft (ab Seite 12), multipliziert sich die Wirkung dieser Maxime, vereint es doch mit vielfältigen Werkzeugen unterschiedliche Ansätze, Business und IT näher zusammenzubringen. Der Grundgedanke von EAM, IT-Landschaften nachhaltig weiterzuentwickeln und im Sinn einer Governance konkreten Projekten geeignete Richtlinien vorzugeben, klingt vielversprechend und valide. Zunächst gilt es aber, ein tragfähiges Bild von der künftigen IT-Landschaft zu entwickeln. Sodann muss das Unternehmen in seinen Abläufen dafür sorgen, dass die Blaupausen der Super-Architekten nicht in Schränken verschwinden, sondern in konkrete Umsetzungen münden. Gewiss ein ehrgeiziges Unterfangen, und nicht wenige IT-Abteilungen sind daran schon gescheitert. Entsprechende Software-Produkte können sicher helfen. Ein Unternehmen braucht allerdings schon eine gewisse Größe und Finanzkraft, denn EAM-Lösungen erfordern beachtliche Investitionen und langen Atem. Für Mittelständler etwa wird die gezielte Verwendung einzelner Hilfsmittel oft die bessere Strategie sein. CIOs, die ein umfangreiches EAM-Paket einführen wollen, sollten bei der Auswahl besondere Sorgfalt walten lassen. Produktbewertungen etwa, die sich an einem bestimmten Anwendungsszenario orientieren, helfen natürlich nur, wenn das Unternehmen einen vergleichbaren Einsatz plant. Nichtsdestoweniger dürfte es für Interessenten von Nutzen sein, sich mit typischen Aufgaben und Eigenschaften solcher Software zu beschäftigen (mehr dazu ab Seite 16). Außerdem zu bedenken: Der EAM-Markt ist umkämpft und die Anbieter sind eher klein, sodass die Zukunftssicherheit der Produkte nicht ohne weiteres gegeben ist.
Dr. Werner Fritsch werner.fritsch@informationweek.de