Durch Dick und Dünn
Wer etwas über den Zustand des Infrastrukturmarktes wissen, gar eine Prognose wagen will, kommt an dem Hersteller Cisco nicht vorbei. Dem Zahlenmaterial führender Institute und Analysten zufolge dominiert der Route-Riese den LAN-Bereich mit Anteilen um die 70 Prozent.

Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um die Entwicklung des Speichermarkts 2008 einigermaßen vorherzusehen. Keine andere IT-Technologie entwickelt sich so schnell weiter. Die Umsätze steigen und die Kapazitäten explodieren nahezu. Dennoch dürfte 2008 ein spannendes Jahr werden, denn nie bestimmten zwei so konträre Entwicklungen den Markt. Das große Thema schlechthin lautet »Deduplication«: Redundanzen entfernen und auf diese Art und Weise terabyteweise Daten einsparen. Die Technik entwickelte sich aus dem Disk-to-Disk-Backup-Bereich heraus.
Hier vermeiden intelligente Sicherungsprogramme, dass einzelne Dateien mehrfach in den Backup-Speicher wandern. Doch das ist erst der Anfang. Jetzt setzen die Hersteller auf blockorientierte Deduplizierung direkt im Speichersystem. Dabei ist Deduplizierung nicht mit Kompression zu verwechseln, auch wenn die Technologien einander ähneln. Kompressionsalgorithmen entfernen Redundanzen innerhalb eines Datenblocks. Gute Deduplizierungsverfahren hingegen erkennen blockübergreifende Redundanzen und entfernen diese.
Aktuell stecken viele Produkte noch in einem Frühstadium. Die Anwender schieben erst einmal alle Daten auf ihr Speichersystem, welches sich dann bei Nacht und Nebel auf die Jagt nach Dubletten macht. Doch den Schritt zwei haben einige Hersteller auch schon angekündigt, die »On-the-Fly«-Deduplication. Mit den Redundanzkillern lassen sich, je nach Datenbestand, tatsächlich um die 50 Prozent des Datenvolumens entfernen. Dem entgegen stehen neue Arrays mit 300-GByte-SAS- oder 1000-GByte-S-ATA-Laufwerken – wer soll das alles vollspeichern?
SAN für die Kleinen
Der anhaltende Trend zur Servervirtualisierung setzt sich nicht nur bei großen Unternehmen durch. Auch kleine und mittelgroße Betriebe profitieren von virtuellen Maschinen. Zu einer gut durchdachten VM-Lösung gehört auch immer ein Speichernetz. Daher finden sich auch in kleineren Netzen immer mehr FC- und iSCSI-SANs. Diesem Trend folgend hat Dell sich mit Equallogic einen iSCSI-Spezialisten einverleibt und wird in Kürze wohl eine ganze Reihe kostengünstiger iSCSI-SAN-Komponenten vertreiben.
Doch während iSCSI erst mit zwei Jahren Verzögerung die Martdurchdringung erreicht, brüten die SAN-Spezialisten schon an einem Nachfolger. Das Konzept, Storage-Pakete über Ethernet-Leitungen mit dem IP-Protokoll zu transportieren, hat etliche Nachteile. Bei einer Geschwindigkeit von 10 GBit/s haben selbst moderne CPUs Mühe, iSCSI-Pakete in Echtzeit zu bauen. In der Regel braucht es kein routbares Protokoll für SAN-Pakete. Ein viel versprechender Ansatz soll daher die SAN-Daten ohne IP auf Ethernet-Verbindungen legen: Fibre-Channel-over-Etherent (FCoE). Diese Technologie muss allerdings mit den Tücken des Ethernet kämpfen.
Während es das LAN mit dem zeitkritischen Timing nicht so genau nimmt und schon mal Pakete verloren gehen dürfen verlangt das SAN nach mehr Disziplin. Garantierte Laufzeiten ohne Paketverluste sind hier das Maß aller Dinge. Speziell für FCoE soll es daher angepasste aktive Komponenten geben, die einem Standard für »Enterprise Ethernet« folgen. Ein zuverlässig funktionierndes FCoE drängt iSCSI als simples 1-GBit/s-billig-SAN oder Edge-Technik für WAN-Verbindungen in eine Nische. Fertige FCoE-Lösungen werden frühestens Ende 2008 zu sehen sein.
Leider entwickelt sich auch ein anderer Trend weiter. Während sich Saturn in Deutschland von seinem Slogan verabschiedet hat, bestimmt »Geiz ist Geil« immer noch den Entscheidungsprozess vieler IT-Einkäufer. Dadurch bringen selbst renomierte Unternehmen Low-Cost-Lösungen, auch wenn diese technisch nur wenig sinnvoll sind und für den Anwender ein Sicherheitsrisiko darstellen. An dieser Stelle ist es mal wieder Zeit für die üblichen ermahnenden Worte: Wer im Einkauf bei Speichersystemen zu stark spart, darf bei einem Ausfall das Zigfache der ersparten Euro für die Datenrettung ausgeben.
Zu guter Letzt gibt es auch im Bereich Storage den Buzzword-Trend der »Green-IT«. Dass IT-Verantwortliche angesichts der steigenden Energiepreise Strom sparen sollten, ist eigentlich nichts wirklich Neues. Außerdem sparen eigentlich alle neuen Speichersysteme gegenüber alten automatisch Energie, selbst wenn sie ohne »Green«-Auszeichnung daherkommen. Dank der größeren Platten liefern kleine Subsysteme mehr Kapazität bei weniger Verbrauch. Administratoren, die immer noch große, alte Arrays mit 9-GByte-Laufwerken betreiben, wird es kaum mehr geben.