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DVB-T sorgt für Umsatzschub

DVB-T sorgt für Umsatzschub. Ende Mai wird das Empfangsgebiet des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T) um einige Sender in Bayern erweitert. Weitere Gebiete sind in Planung. Der Bedarf an DVB-T-Empfängern in den Umstellungsgebieten ist immens, und auch in der Folge bleibt die Nachfrage nach dem TV-Zubehör hoch.

Autor:Redaktion connect-professional • 18.5.2005 • ca. 3:40 Min

DVB-T sorgt für Umsatzschub

München, 5. April 2005: Ein Spezialhubschrauber russischer Bauart setzt dem Fernsehturm eine neue Spitze auf. Damit ist in der Bayern-Metropole alles für den Empfang des digitalen Fernsehens über Antenne vorbereitet. Mit München und Südbayern läutet auch der Großraum Nürnberg zum 30. Mai 2005 die neue Ära des Antennen-Fernsehens ein. Im November werden weite Teile Mitteldeutschlands folgen. DVB-T in Rostock, Schwerin, Kassel, Mannheim und Stuttgart ist noch in Planung.

Die Vorteile des digitalen terrestrischen Fernsehens klingen attraktiv: Im Gegensatz zur analogen Technik können über 20 Kanäle empfangen werden, oft sogar mit einfachen Stab- oder Zimmerantennen. Damit eröffnen sich auch neue Möglichkeiten des mobilen Empfangs ? »Überallfernsehen« eben. Doch zunächst werden nur Ballungsgebiete versorgt. Das »Überallfernsehen« ist noch lange nicht überall verfügbar. Vor allem die privaten Sender scheuen die Investitionen für eine Präsenz auf dem flachen Land.

Derzeit sind laut Schätzungen von Herstellern über 400.000 DVB-T-Empfangsgeräte in bayerischen Fachgeschäften und -handelsketten erhältlich. Zur Auswahl stehen insgesamt über 60 Gerätetypen von 30 unterschiedlichen Herstellern, die von Set-Top-Boxen über Nachrüstmodule bis hin zu Fernsehapparaten mit integriertem DVB-T-Empfänger reichen. Mitarbeiter des DVB-T-Infotelefons unter der Rufnummer 01805 310505 stehen für Fragen der Verbraucher zur Verfügung. Waren es Anfang April noch durchschnittlich 200 Anrufe pro Tag, liegen die Spitzenwerte mittlerweile bei 1.500 Anrufern täglich, die sich über ihre persönliche Empfangssituation informieren. »Mit den technischen Vorbereitungen liegen wir voll im Zeitplan«, berichtet Frank Strässle-Wendelstein, Leiter des Projektbüros DVB-T Bayern. Die Ausrüstung der Senderstandorte Olympiaturm in München, Wendelstein, Fernsehturm in Nürnberg und Dillberg bei Neumarkt in der Oberpfalz mit den DVB-T-Sendeanlagen ist fast abgeschlossen.

Mit der Umstellung auf DVB-T werden sukzessive die analogen Signale abgeschaltet, wie das bereits in Berlin, Norddeutschland, Nordrheinwestfalen und im Rhein-Main-Gebiet geschehen ist. In den Umstellungsgebieten müssen Fernsehzuschauer, die bisher ihr Gerät an eine Antenne angeschlossen hatten, auf ein digitales Empfangsgerät umrüsten ? das ist üblicherweise eine Set-Top-Box. Andernfalls ist auf dem Schirm nur noch Rauschen zu sehen. Entsprechend hoch ist zum Umstellungszeitpunkt der Bedarf an den Zusatzgeräten. Das bestätigt Chris Strijbosch, Geschäftsführer Hauppauge Computer Works GmbH: »Wir haben als Hersteller von TV-Lösungen von Anfang an die Umstellung auf DVB-T mit den entsprechenden Produkten begleitet und sind von der damit verbundenen Nachfrage begeistert.« Auch Zubehör-Anbieter Anubis will am Geschäft mit DVB-T teilhaben: »Wir stellen uns in diesem Produktbereich breit auf«, bekräftigt Albert Janzen, Produktmanager Anubis Electronic GmbH. Das Anubis-Portfolio umfasst beispielsweise Dual-Card-Bus, USB- und PCI-Lösungen.

Auch beim Nettetaler Multimedia-Spezialisten Terratec freut man sich über hohe Nachfrage: »Bereits im November 2004 beim Start des digitalen Fernsehens in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland war die Euphorie immens ? was sich auch in den verkauften Stückzahlen ausgedrückt hat. Unsere mobile Lösung ?Cinergy T2? war laut GfK bereits im Dezember 2004 meistverkaufte TV-PC-Lösung im deutschen Markt«, erklärt Terratec-Vertriebsleiter Ralf Geppert. »Der Start von DVB-T in Bayern Ende Mai wird dem Thema einen weiteren, wichtigen Schub geben. Wir schätzen, dass übers Jahr gesehen bereits in 2005 25 Prozent aller TV-Karten DVB-T-Produkte sein werden«, glaubt der Vertriebsleiter.

Nicht nur Set-Top-Boxen gefragt

In den Umstellungsgebieten ist zunächst die Nachfrage nach Set-Top-Boxen hoch, da bisherige Antennen-Nutzer ihre Fernsehgeräte weiter betreiben können. Interessant wird DVB-T aber auch für Kabel- oder Satelliten-Nutzer mit Zweitgeräten, die diese nicht aufwändig verkabeln wollen. Zudem lassen sich PCs und Notebooks mit Zusatzkarten und externen Lösungen zu Fernsehempfängern umrüsten. Doch Hersteller von Fernsehgeräten und Videoaufzeichnungsgeräten haben bereits die Ausrüstung ihrer Produkte mit entsprechenden Receivern angekündigt. So wird Hyundai Image Quest TV-Geräte mit Twin-Receivern ausstatten. Liteon arbeitet auch an einem entsprechenden Konzept: »2006 werden unsere DVD-Festplatten-Rekorder diese Empfangsmöglichkeit haben«, kündigt Vivian Crooijmans, Marketing Director Europe bei Liteon, an.

Doch von einer flächendeckenden Versorgung kann noch lange keine Rede sein ? mittelfristig bleibt der DVB-T-Empfang den Ballungsgebieten vorbehalten. »Aber das scheint der Euphorie und den Möglichkeiten des Fachhandels keinen Abbruch zu tun«, wundert sich Terratec-Manager Geppert. »Wir sind daher davon überzeugt, dass der Fachhandel ? und jetzt speziell in Bayern ? gut daran tut, sich dieser Technologie zu öffnen.«

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Kommentar

Fernsehzuschauer sind konservativ, besonders was die Wahl der Empfangsmöglichkeiten betrifft. Um sie zum Umstieg auf einen neuen Standard zu bewegen, reicht die Bildqualität allein nicht. HDTV wird schon seit 15 Jahren propagiert und hat sich immer noch nicht durchgesetzt. Kabel und Satellit wurden nur gewählt, weil private Fernsehprogramme in vielen Gegenden nicht zu empfangen waren. DVB-T ist eine interessante Alternative, doch der Durchbruch gelingt nur, wenn das Angebot stimmt. So werden aus Kostengründen in manchen Gebieten nur die öffentlich-rechtlichen Sender eingespeist und die Abdeckung des flachen Landes wird noch lange auf sich warten lassen. Wurde die Region um Dresden in Vorwendezeiten als »Tal der Ahnungslosen« bezeichnet, weil dort kein Westfernsehen zu empfangen war, trifft sie heute ein ähnliches Schicksal: Die Region steht noch lange nicht auf der Liste der DVB-Planer. Doch einen Trost gibt es für die Dresdner: Sie sind nicht alleine, in Deutschland wird es noch lange viele Täler der DVB-T-Ahnungslosen geben.

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INFO

www.anubisline.de
www.hauppauge.de
www.hyundaiq.de
www.liteonit.com
www.dvb-t-bayern.de
www.terratec.de