Ein Tag am Verkaufstresen
Schwierige Kunden, unrealistische Preisvorstellungen, ausführliche Beratung ohne Abschluss – Händler mit Ladengeschäft haben es nicht immer leicht. CRN-Redakteurin Ulrike Wendel verbrachte einen Tag bei EP: Bauer in München und lernte viel über die Kunst des Verkaufens.

- Ein Tag am Verkaufstresen
- Hohe Servicekompetenz gefragt
- Konkurrenz aus dem Internet
Der ältere Herr macht seinem Ärger Luft, noch bevor sich die Ladentür hinter ihm geschlossen hat. »Wenn man so ein Ding kauft, setzen die voraus, dass man schon einen Computerkurs gemacht hat«, faucht er. Er bringt einen Schwall kalter Luft mit in den Laden. Eine dicke Winterjacke schützt ihn vor der herbstlichen Kälte, die blaue Wollmütze hat er tief ins Gesicht gezogen. Er legt das Notebook, das er unter dem Arm trägt, vor Thomas Fischer auf dem Tresen ab und sieht den Verkäufer fordernd an. Vor zwei Tagen hat er das Gerät bei Fischers Kollegen Benjamin Doose gekauft, aber weder die Fernsehfunktion noch der »Schreibmaschinenersatz« funktionieren. »Ich habe keine blasse Ahnung. Aber da muss was kaputt sein«, beschwert sich der Herr. Thomas Fischer nickt dem Kunden aufmunternd zu, während er das Notebook hochfährt. »Da ist ja überhaupt keine richtige Beschreibung dabei. Gibt es denn keine Bücher, die erklären, was diese ganzen Begriffe bedeuten?« fragt der Herr. Er richtet sich auf einen längeren Aufenthalt im Laden ein, legt die Mütze ab, zieht die Jacke aus, platziert alles auf einem Tisch.
»Das muss man leider alles schon wissen«, sagt Fischer ruhig, während er sich durch die Menüs klickt. Der Redefluss des Kunden ist nicht zu stoppen. »Was heißt das eigentlich, wenn da so Kringel rumsausen? Hat der Fernseher auch dieses neue Hochauflösende?« Fischer erklärt, richtet die Sender ein, zeigt wo die Office-Programme zu finden sind. Der ältere Herr notiert alle Schritte sorgfältig in einem Notizbuch. Als er schon gehen will, fällt ihm noch etwas ein: Aus seinem Rucksack kramt er einen Stapel alter DVDs hervor. »Die schenke ich euch«, verkündet er, bevor er den Laden verlässt. Fischer seufzt, als der schrille Ton der Ladenglocke verklungen ist und betrachtet stirnrunzelnd die DVDs auf dem Tresen. Sein Kollege grinst zu ihm herüber. »Manchen Kunden«, sagt er, »solltest du vielleicht lieber kein Notebook verkaufen.« … Lesen Sie weiter