Elefantenhochzeit auf dem USV-Markt
Schneider Electric kauft APC für rund 6,1 Milliarden Dollar. Ein überraschender Schritt, denn der Anbieter von Elektro- und Automatisierungstechnik hat mit MGE USV-Systeme bereits eine 100-prozentige Tochter, die USV-Systeme herstellt. Die Reseller von APC reagieren mit gemischten Gefühlen auf die Akquisition.
Beide Firmen haben eine Fusionsvereinbarung unterschrieben, derzufolge Schneider Electric Aktien von APC für 31 Dollar pro Stück kaufen wird. Dies entspricht einem Investitionsvolumen von etwa 6,1 Milliarden Dollar. Im Frühjahr des kommenden Jahres müssen die Aktionäre von APC dieser Transaktion noch zustimmen.
Sobald alle Fragen geklärt sind, müssen die Strategen beider Firmen festlegen, ob sie ein Nebeneinander von MGE und APC akzeptieren oder die Produkte unter dem APC-Brand vermarkten wollen. »Der Markenname APC ist weltweit sehr stark«, sagte Thierry Nicolet, APC Director of Public Relations weltweit. Es wäre unverständlich, ihn aufzugeben. Ähnlich sieht es Sven O. Spitzley, Product Manager beim Konkurrenten Online USV-Systeme AG: »Alles andere wäre unverständlich, da APC als Marke gerade auch im Plug & Play-Bereich hohe Marktanteile belegt.« Aus Produktsicht gebe es nur wenige Überschneidungen, war von APCSeite zu hören.
Die deutsche GmbH der MGE USV-Systeme jedenfalls wird in Kürze unbeirrt ihr auf der diesjährigen Systems angekündigtes mehrstufiges Channel-Programm starten. Das Motto lautet »business as usual«. Hans Selzle, Vorstandsvorsitzender der Konkurrenten Online USV-Systeme AG, erwartet dagegen, »dass die Marke MGE vom Markt genommen wird.«
Interesse am Systemkonzept
Für Schneider Electric ist insbesondere das »InfraStruXure«-Konzept von APC von großem Interesse. Es vereint die USV-Stromversorgung, Kühlung, Rack-Systeme und entsprechende Tools in einem modularen, zentral verwalteten Gesamtsystem. Der Tochter MGE fehlt diese umfassende Gesamtlösung. Dank der Akquisition könnte Schneider Electric sowohl einphasige wie dreiphasige USV-Systemlösungen für den Industrial-Ethernet- wie auch den klassischen Datencenter-Bereich anbieten.
Die Reseller von APC zeigen sich überrascht und reagieren mit gemischten Gefühlen. »Wenn zwei große Unternehmen fusionieren, ist immer fraglich, ob das funktioniert. Das hat der Merger von Hewlett-Packard und Compaq gezeigt«, betont Carsten Zinnecker, Vertriebsleiter beim Berliner Systemhaus Dynabit. Peter Frech, Projektleiter für den Rechenzentrumsbau bei der Lean GmbH in Neuss, relativiert: »Wir sind solche Akquisitionen aber inzwischen gewöhnt.«
Für die Partner von APC ist es wichtig, dass der Hersteller schnell kommuniziert, welche Produktlinien er weiterführen und welche Lösungen von MGE eingebunden werden. »Es gilt, die Überschneidungen im Portfolio zu klären«, so Zinnecker.
Die Reseller verlangten außerdem, dass APC frühzeitig erläutert, wie der Support gestaltet wird. »Ich hoffe, dass durch die Akquisition das Netz für den Service dichter wird. Auf diesem Gebiet hat APC in der Vergangenheit Probleme gehabt«, so Zinnecker. Frech fügt hinzu: »Gerade beim Vertrieb und der Logistik hat APC derzeit große Schwierigkeiten. « Worauf genau die kommende Strategie des fusionierten Herstellers zielt, wird aber erst zu Beginn des kommenden Jahres deutlich werden.
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INFO
APC Deutschland GmbH
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MGE USV- Systeme GmbH