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Multichannel-Vertriebsmodell setzt sich durch

Etailer eröffnen Flächenmärkte

Noch vor einigen Jahren galt der Internethandel als Goldgrube: bei nur geringen Angebotskosten lockten nahezu unbegrenzte Geschäftsmöglichkeiten. Inzwischen hat sich der Markt konsolidiert und bei vielen der großen Anbieter findet eine Rückbesinnung auf den stationären Handel statt: Die Etailer setzen plötzlich auf Flächenmärkte.

Autor:Redaktion connect-professional • 18.4.2007 • ca. 1:45 Min

Inhalt
  1. Etailer eröffnen Flächenmärkte
  2. Neue technologische Möglichkeiten

Die Magie scheinbar konkurrenzlos günstiger Internet-Angebote hat spürbar nachgelassen – zu sehr haben betrügerische Anbieter, hohe Versandkosten und schlechte Serviceleistungen das Vertrauen vieler Onlinekäufer erschüttert. Diese Entwicklung bestätigt auch Christian Böhme, Chef des Etailers Norsk-IT, der selbst in der Vergangenheit bei einigen Kunden für massive Unzufriedenheit sorgte: »Der Kundschaft geht es vermehrt um Leistung und Differenzierung, eine reine Fixierung auf Billigpreise wie bei Media Markt und Saturn kann für den Internethandel kein Vorbild sein.« E-Commerce- Experte Pascal Finette erkennt bei den Internetkäufern heute drei große Interessen: das Bedürfnis nach Beratung, den Wunsch nach Sicherheit sowie den Bedarf an einem sinnlichen Einkaufserlebnis. Für Finette, der sich nach seiner Zeit als Deutschland- Chef des Anbieters von ECommerce Software Channeladvisor derzeit dem Aufbau seines Beratungsunternehmens Elektronauten widmet, folgt daraus ein »Trend zurück in die Offline- Welt«.

Als Musterbeispiel für diese Tendenz kann der Etailer HOH (Home of Hardware) gelten. Zwar konnte Unternehmenschef Martin Wild in den letzten Jahren beeindruckende Zuwächse verbuchen – zuletzt ein Umsatzplus von 75 Prozent in 2006 –, doch sieht er die Zukunft von HOH zum Teil auch im stationären Handel. Seit letztem Jahr betreibt das Unternehmen am Firmensitz im nahe Augsburg gelegenen Westendorf einen Abholmarkt, den man künftig weiter ausbauen will. »Wir wollen nicht nur für Abholer da sein, sondern unseren Kunden auch einen klassischen Flächenmarkt bieten«, so Wild im Gespräch mit Computer Reseller News. Mit der Rückwendung zum stationären Handel steht Home of Hardware nicht alleine da: »Alle größeren Internethändler bieten inzwischen einen Abholmarkt«, bestätigt auch Schottenland-Geschäftsführer Steffen Schwuchow.

Aus Sicht von E-Commerce-Experte Pascal Finette ist der Trend zum stationären Handel die logische Folge eines Multichannel- Vertriebsmodells: »Die großen Etailer versuchen heute, ihre Kundschaft auf allen Kanälen zu bedienen«. Auf diese Weise könne man nicht nur Bestandskunden stärker binden, sondern auch Umsatz mit Kunden machen, die man online eben nicht ansprechen könne. Daneben scheint es aber auch so, als ob es die erwachsen gewordenen Etailer ganz einfach reizt, ihre Marktmacht am konventionellen Handel zu messen. So kokettiert HOH-Gründer Wild damit, dass man »als klassischer Onliner jetzt den Weg rückwärts in den stationären Handel geht«, während Norsk-IT-Chef Böhme sich für seine geschäftliche Zukunft »eine Kombination von Etailer und Flächenmarkt« wünscht. Skeptisch betrachtet dagegen Notebooksbilliger-Geschäftsführer von Wedemeyer die Bestrebungen seiner Konkurrenten: »Als Onliner ein Vollsortiment abbilden zu wollen, ist bereits wirtschaftlich fatal. Noch sinnloser ist es, als Onliner auf die Fläche setzen zu wollen.«