Facebook zensiert Domian
Der Talkmaster Domian erhebt schwere Vorwürfe gegen Facebook. Mehrfach seien bereits Posts von ihm zensiert worden, auch völlig harmlose.

Die Zensur-Politik von Facebook sorgt wieder einmal für eine Welle der Aufregung in Deutschland. Dieses Mal ist es allerdings kein Datenschützer oder politischer Aktivist, der sich über die rigiden Richtlinien echauffiert, sondern der bekannte Moderator Jürgen Domian. In einem aktuellen Post beschwert er sich öffentlich darüber, dass Facebook bereits mehrfach Beiträge von ihm gelöscht habe. So sei etwa ein über eine Million Mal gelesener kritischer Kommentar über einen Auftritt des erzkonservativen Katholiken Martin Lohmann bei Günther Jauch samt der Kommentare anderer Nutzer dazu komplett gelöscht worden. Auch eine Veröffentlichung zur Gleichstellung homosexueller Ehepaare wurde laut Domian von Facebook gelöscht. »Das ist ungeheuerlich. Mit Meinungsfreiheit hat das nun rein gar nichts mehr zu tun. Die Texte hätten als Kommentar in jeder öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalt über den Sender gehen können, hätten in jeder Zeitung stehen können. Alle Grundbedingungen waren gefüllt.«, erzürnt sich der Moderator über das Vorgehen.
Während in diesen beiden Fällen vielleicht noch argumentiert werden kann, dass Domian damit einige der Regeln des Netzwerks gebrochen haben könnte, die es als Unternehmen selbst festlegen und umsetzen darf, sieht das im aktuellsten Fall etwas anders aus. Nach der Wahl des neuen Papstes hatte Domian einige Fragen zu dessen möglichen Zielen aufgeworfen und den Text mit den positiven Worten »Manche Menschen wachsen mit und in ihrem Amt. Und so werden wir uns vielleicht noch über Franziskus wundern. Hoffen wir es! Geben wir ihm eine Chance! In einem halben, spätestens einem Jahr wissen wir mehr« beendet. Doch auch dieser Post wurde von Facebook mit einer entsprechenden Mitteilung über den Regelverstoß an den Urheber gelöscht. Der Moderator vermutet deshalb inzwischen eine gezielte Kampagne durch Lobbyisten der Kirche. »Offensichtlich aber haben fanatische Kirchenanhänger bei Facebook so viel Wind gemacht, dass man dort eingeknickt ist. Das finde ich ausgesprochen erschreckend.«, äußert sich Domian auf seinem Profil.
Rechts Ja - kritisch Nein
Nun mag man über die zensorische Macht eines Unternehmens wie Facebook und seine Richtlinien denken wie man will: Auch wenn es im demokratischen Sinne äußerst schade ist, muss man zumindest verstehen, dass Facebook als Unternehmen eigene (finanzielle) Interessen hat und diese im Zweifelsfall vor die freie Meinungsäußerung der Mitglieder stellt. Sicherlich gibt es in dieser Hinsicht gute Gründe, Themen wie Religion, Sexualität oder auch Politik auszuklammern und dies entsprechend durchzusetzen. Solange allerdings Neonazis, Ausländerfeinde und Homophobie ungebremst auf Facebook nahezu ungehindert stattfinden dürfen, hinterlässt die Zensur solch vergleichsweise milder Meinungsbeiträge wie jener von Domian doch einen äußerst bitteren Beigeschmack. (siehe auch: Facebook bleibt Neonazis treu)