From Russia no love
Noch nie erhielt ich so viele Leserzuschriften wie auf mein Editorial über »Schweinepreise« in der letzten Ausgabe. Mit vielen Händlern unterhielt ich mich in den vergangenen Tagen über diese Problematik.
»Der stationäre Handel sollte sich vielleicht überlegen, ob er nicht in seinem Geschäft mit Festpreisen für Standard-Services wirbt«, schrieb ich in der vergangenen Ausgabe. Daraufhin entgegneten mir viele Leser: Natürlich bieten wir Standard- und Individual-Services an. Das sei aber kein Grund, mit den Margen aus dem Servicegeschäft das Handelsgeschäft zu subventionieren. Nein, das ist natürlich kein Grund! Nach wie vor denke ich, dass einige Händler mit Ladengeschäft stärker für ihr Service-Angebot werben könnten. Aber der Handel muss auch mit Hardware Geld verdienen können. Und hier sind Hersteller und Distributoren in der Pflicht. Wir werden auch künftig direkt bei den Unternehmen intervenieren, wenn es hier zu unsauberen Praktiken kommen wird. Wie der Fachhandel auf die Billig-Preise im Internet reagiert und was er von den Herstellern erwartet, lesen Sie auf Seite 12.
Der zweite Brennpunkt der Woche: Die Insolvenz von COS. »Mehrere Millionen Euro werden jetzt in die Tiscon investiert«, sagte mir vor zehn Tagen der scheidende Tiscon-Vorstand Michael Krings. Acht Tage später musste der Distributor Insolvenz beantragen. Kaum zu fassen. Jetzt soll der russische Investor Greengold schuld sein. Aber auch auf die Beteiligungsgesellschaft Arques wirft diese Farce kein gutes Licht. Denn dass der »Käufer« Greengold etwas merkwürdig ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, war schnell klar. Nicht nur die schrullige Website www.greengoldag.com schürt Misstrauen. Es gab darüber hinaus keinen Greengold-Mitarbeiter, der sich zum Tiscon-Kauf äußern wollte. Und nach der Pleite will man Tiscon gar nicht mehr übernommen haben. Bitter für die 200 COS-Mitarbeiter. Und für die gesamte IT-Branche, die mal wieder bewiesen hat, wie unseriös sie sein kann.
