Geldinstitute vertrauen auf externes IT-Know-how
Der europäische Zahlungsverkehr unterliegt seit diesem Jahr neuen EU-Richtlinien. Finanzdienstleister müssen Infrastrukturen und Applikationslandschaften an veränderte Zahlungssysteme anpassen. Von dieser Entwicklung profitieren IT-Dienstleister, Channel-Partner und Spezialanbieter.
- Geldinstitute vertrauen auf externes IT-Know-how
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Eine Untersuchung unter 90 Bankvertretern aus 13 Ländern fördert es zu Tage: Rund 60 Prozent der Geldinstitute erwarten grundlegende Veränderungen in ihrer IT-Umgebung. Das Beratungshaus The SEPA Consultancy fragte zusammen mit dem Finanzinformationsdienst Finextra nach den Auswirkungen des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums SEPA (Single Euro Payments Area) und der EU-Richtlinie PSD (Payment Service Directive). Demnach steigt die Nachfrage nach zentralen Transaktionsplattformen und standardisierten Schnittstellen – und das nicht nur, um die EU-Forderungen zu erfüllen, sondern auch um neue Geschäftschancen zu erschließen.
Von dieser Entwicklung profitieren IT-Dienstleister, Channel- Partner und Spezialanbieter. Der kanadische Software-Hersteller Zafin Labs, der ein Büro in Berlin unterhält, stellt vor allem im Privatkunden- Management der Banken einen größeren Nachholbedarf fest. Meist fehle den Applikationen für das Kundenbeziehungs- Management, die in der Regel nicht zum Kernbereich der IT-Systeme gehören, der One-to- One-Bezug, kritisieren die Kanadier. Stattdessen halten sich viele Anwendungen an starre Regeln, die eine individuelle Betreuung nicht zulassen. Der IT-Provider geht deshalb den Weg individualisierbarer Software-Lösungen mit modular aufgebauten Management- Tools.
Das Marktforschungs- und Beratungshaus Experton Group sieht in den kommenden Jahren ebenfalls einen hohen Bedarf für IT-Dienstleistungen im Bankensektor. Allerdings steigen die Anforderungen an das Branchen- Know-how. Denn IT-Dienstleister unterstützen immer stärker bankfachliche und operative Aufgabenstellungen, wie Matthias Zacher, Senior Advisor der Experton Group, erläutert. Das sei daran abzulesen, dass »zahlreiche IT-Beratungs- und Dienstleistungs-Unternehmen in den vergangenen Jahren umfassende fachspezifische Ressourcen aufgebaut haben«. In Deutschland sind mehr als 100 IT-Dienstleister und -Beratungs- Unternehmen innerhalb der Finanzwirtschaft tätig, darunter Schwergewichte wie Accenture, Capgemini oder CSC.
Mehr Unterstützung durch Dienstleister
Dem Ausbau von Ressourcen auf Seiten der Dienstleister entspricht die wachsende Bereitschaft von Banken, IT-Aufgaben und sogar die Verantwortung für Teile ihrer IT-Landschaft an Externe zu vergeben. Kosten- und Konsolidierungsdruck sind in allen großen Finanzinstituten zu sehen. Der Austausch veralteter Software und der Einsatz moderner Werkzeuge bis hin zur Migration der Programmiersprachen und Datenbanken sind im Banking- Umfeld kein Tabu mehr. Wo ständig wechselnde Kundenbedürfnisse und häufiger Produktwechsel das Geschäft diktieren, müssen sich die Mitarbeiter auf eine flexible und zuverlässige Software-Unterstützung verlassen.