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Umzug nach Hongkong

Googles Kampfansage an die chinesische Zensur

Um sich der Zensur und den stetigen Problemen und Diskussionen zu entziehen, hat Google sein Angebot für China jetzt nach Hongkong verlegt und damit von den Schranken der Zensur befreit. Mit einer auch für Google selbst ungewohnten Transparenz wird dabei der Druck auf die chinesische Regierung provokativ noch weiter erhöht.

Autor:Lars Bube • 23.3.2010 • ca. 1:05 Min

Inhalt
  1. Googles Kampfansage an die chinesische Zensur
  2. Google erhöht den Druck weiter
  3. China gibt sich empört

Überraschende Wende im Dauerstreit zwischen Google und der Volksrepublik China: Nach über zwei Monaten fruchtloser Diskussionen mit den chinesischen Behörden und Volksvertretern über Web-Zensur und Hacker-Angriffe hat Google jetzt einfach kurzen Prozess gemacht. Ab sofort ist die Suche für den chinesischen Raum nicht mehr unter google.cn zu finden, sondern unter der Hongkonger Domain google.com.hk. Wer die alte Seite ansteuern will, wird automatisch dorthin umgeleitet.

Die auf den ersten Blick kleine Änderung an der Domainendung bringt große Sprengkraft mit sich: Durch die künftige Bereitstellung der Suche und anderen Services über Hongkong umgeht Google nun auf einen Schlag die chinesischen Zensurvorgaben, denen man sich bisher widerstrebend unterworfen hatte. »Benutzer, die Google.cn besuchen, werden direkt auf Google.com.hk umgeleitet, wo wir eine unzensierte Suche in vereinfachtem Chinesisch anbieten, die speziell für die Nutzer auf dem chinesischen Festland eingerichtet wurde und über unsere Server in Hongkong läuft.«, bestätigt David Drummond, Googles SVP, Corporate Development and Chief Legal Officer im offiziellen Google-Blog. Darüber hinaus forderte Google auch gleich noch andere international tätige Unternehmen auf, seinem Beispiel zu folgen und so die chinesische Zensur aktiv zu bekämpfen.

Diese Entscheidung ist ein doppelter Affront für China, da Google damit den auf Deng Xiaoping zurückgehenden besonderen Status der »Sonderverwaltungszone Hongkong der Volksrepublik China« nutzt, um die chinesische Zensur sozusagen von innen heraus zu umschiffen. Ziel der besonderen Freiheiten für Hongkong unter der Doktrin »Ein Land, zwei Systeme« ist es eigentlich, die Rolle der Metropole als asiatisches Finanzzentrum auch nach der Rückführung an China im Jahre 1997 zu erhalten.