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TK-Disti bringt Licht in komplizierte Tarifstrukturen

Herweck profitiert vom Chaos

TK-Distributor Herweck will beim Jammern über intransparente Tarifstrukturen der Netzbetreiber nicht stehen bleiben. Schnelle Belieferung, vor allem aber schnelle Provisionszahlung für den klammen Fachhändler hat sich Herweck auf die Fahnen geschrieben und viel Geld in Software investiert.

Autor:Martin Fryba • 11.6.2008 • ca. 2:05 Min

Die Fußnoten in den Anzeigen der Netzbetreiber müssen mittlerweile mit einer Lupe gelesen werden, verstehen tut sie dennoch niemand, nicht einmal der TK-Fachhändler, der doch eigentlich seinen Kunden beraten und das für ihn günstigste Angebot zusammenstellen sollte. Vor allem die Tarifstrukturen der Festnetzangebote lassen Vergleiche der Netzbetreiber kaum noch zu. »Der Fachhändler hat den Durchblick längst verloren«, stellt Jörg Herweck fest. Ja, da sei frustrierend, räumt der Gründer des nach ihm benannten TK-Distributors aus dem saarländischen Kirkel offen ein. Ein Grund zur Resignation ist das nicht, im Gegenteil: TK-Disti Herweck ist dafür da, dass er Licht in die Komplexität solcher Tarifstrukturen bringt und dem Fachhandel das Leben ein Stück weit erleichtert. Und er lebt schließlich ganz gut von der – durchaus gewollten – Intransparenz der Netzbetreiber.

Allein die Auswahl der passenden Tarife für einen Kunden ist schon komplex genug, noch komplexer ist allerdings die Provisionierung der Reseller. Zu einem Vertrag gibt es eine Vielzahl von Produkt-Optionen, die unterschiedlich vergütet werden. Änderungen seitens des Endkunden müssen bei Provisionszahlungen genauso berücksichtigt werden wie Reklamationen oder gar Stornierungen. Das hat Auswirkungen auf die Zahlungsströme zwischen Netzbetreiber, Distributor und Reseller, vor allem negative. Denn der chronisch klamme Fachhändler hat natürlich ein Interesse an einer schnellen Vergütung seiner vermittelten Verträge. Gerade in diesem Punkt sieht Herweck neben einer schnellen Belieferung und guten Beratung seine Kernkompetenz. »Wir gehen in Vorleistung, provisionieren schnell, vor allem aber sehr korrekt«, führt Vorstand Dieter Philippi aus. Schnell und korrekt, das zumindest kann man vomZahlungsverhalten der Netzbetreiber nicht behaupten. »Wir haben noch Forderungen aus 2007 gegen Netzbetreiber von rund einer Million Euro«, klagt Philippi.

Auch deswegen hat Herweck viel Geld in Software und Personal investiert, um eine Plattform zu realisieren, auf der Bestellungen schnell abgewickelt und Provisionierungen stets aktuell und korrekt dargestellt werden können. Das neue Internetportal Freischalten24. de von Herweck basiert auf dem Order-Management- System der auf TK-Abrechnungen spezialisierten Passauer Softwarefirma AKT. Zwei Programmierer in Kirkel sorgen für Anpassungen der Standardsoftware. »Wir haben knapp eine Million Euro investiert«, sagt Philippi.

Unbürokratisch und schnell soll der Fachhandel über dieses Portal Verträge abschließen können. Und schnell an sein Geld kommen. Auch die Funktion eines Zwischenfinanzierers zählt mittlerweile zu einer der wichtigsten, gleichwohl heiklen Aufgaben eines Distributors. Beispielsweise das Kreditlimit eines Resellers mit den Provisionszahlungen zeitnah zu verrechnen. Auch das ist ein komplexes, bisweilen mit Risiken behaftetes Geschäft, da auch Rückbuchungen aus Stornierungen nachträglich zu berücksichtigen sind. »Wo es geht, greifen wir dem Fachhandel auch bei der Finanzierung unter die Arme«, sagt Philippi. Es geht eben aber nicht immer. Wenn das Bestellvolumen den Kreditrahmen sprengt, geht das Ausfallrisiko vom Kreditversicherer auf den Distributor über.

Ganz abgesehen von betrügerischen Banden, die alt eingesessene Firmen aufgrund ihrer guten Bonität übernehmen, Waren bestellen und sich in kürzester Zeit aus dem Staub machen.