Hose runter: Die E-Mail macht's schneller
Niemand wird es bestreiten: Die E-Mail ist eine phantastische Erfindung. Ältere Leser können sich vielleicht noch erinnern: Vor dem Aufkommen der elektronischen Post versandte man Nachrichten als Brief oder Telefax, manchmal auch als Telegramm oder Fernschreiben.
Aber das ist lange her und soll uns hier gar nicht weiter beschäftigen. E-Mails sind nämlich viel praktischer! Ratzfatz getippt – und schon ist die elektronische Post verschickt. Manchmal geht es freilich etwas zu schnell.
Dann passiert es, dass ein großer Internetprovider aus Hamburg eine Pressemitteilung verschickt, die folgenden – grammatikalisch übrigens völlig korrekten – Satz enthält: »Einfach das Handy einschalten und das Tor zum World Wide Web für die Hosentasche steht sofort ganz weit offen.« Und, welche Worte bleiben davon in unseren Neandertaler- Hirnen haften? Richtig! Die Hose steht ganz weit offen.
Im Zeitalter der Schneckenpost wäre vor dem Gang zum Briefkasten noch genug Zeit gewesen, dass ein Mensch mit etwas Sprach-Gefühl einen kurzen Blick auf den Text wirft. Sie oder er hätte dann zwei Sätze daraus gemacht und schon würde niemand mehr an den offenen Hosenstall denken. Doch die Nähe der »Enter«-Taste ist nicht das einzige Problem der E-Mail.
E-Mails können nämlich noch mehr. Zum Beispiel Anleitungen zum Bombenbau enthalten. Kurz »Enter« geklickt – und schon haben Terroristen alle Informationen, die sie brauchen. Im Zeitalter der Briefpost war das nicht möglich, weshalb man damals die reale Bombe gleich in den Brief mit eingebaut hatte. Das nannte sich dann Briefbombe. Die hat der Terrorist direkt an sein Opfer versandt, was leider manchmal auch recht effektiv war.
Damit mit E-Mails so etwas nicht passiert, muss übrigens seit 2005 jeder deutsche Internetprovider laut staatlicher Anordnung Hard- und Software vorhalten, damit der Bundesnachrichtendienst jederzeit jede Sendung abfangen oder mitlesen kann. Bei der Briefpost haben diesen Job manchmal allzu neugierige Zusteller übernommen. Die Briefe wurden über heißem Wasserdampf geöffnet und gelesen. Ließ sich der Briefträger dabei erwischen, wanderte er dafür in den Knast. Heute hat der Staat hingegen die offizielle Lizenz zum Mitlesen.
Und künftig wollen uns Schlapphüte sogar mit gefälschten E-Mails ausspionieren. Wie das wohl funktionieren mag? Mails mit Betreffzeilen wie »V*i*a*g*r*a von Angie – jetzt ausprobieren « werden selbst von drittklassigen Spamfiltern aussortiert. Da braucht es schon subtilere Tricks. Nach unseren Informationen enthält die erste Bundes-Spionagemail Schad-Software aus chinesischer Fertigung und den Betreff »Jetzt cooles Programm installieren und das Tor zum World Wide Web für die Hosentasche steht sofort ganz weit offen«. Na bitte, klappt doch!