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Intel gehen die Chips aus

Intel gehen die Chips aus. Der Chiphersteller Intel hat mit massiven Lieferengpässen bei Prozessoren und Chipsätzen für Desktop PCs und Notebooks zu kämpfen. Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht. Zum Jahresendgeschäft wird sich das Problem für den Channel weiter verschärfen.

Autor:Joachim Gartz • 5.10.2005 • ca. 2:05 Min

Intel gehen die Chips aus

Intels Lieferengpass bei mobilen Prozessoren hält an und bringt Hersteller, Systemintegratoren und Distributoren in Schwierigkeiten, die nicht entsprechend vorgesorgt haben. Intels Finanzchef Adam Bryant hat gegenüber amerikanischen Medien zugegeben, dass Centrino-Chipsätze so gut wie ausverkauft seien (siehe auch CRN 37, Seite 16). Die wachsende Nachfrage zum Jahresendgeschäft und die jüngst von Intel vorgenommene Verlagerung der Produktion von billigen auf teurere Chips führt zu einer weiteren Verschärfung des Problems. Auf Anfrage von CRN erklärte Christian Anderka, Unternehmenssprecher Intel Deutschland, dass die Nachfrage an Prozessoren zwar bisher befriedigt werden könne, zahlreiche Desktop- und Notebook-Chipsätze jedoch derzeit nicht verfügbar seien. Voraussichtlich werde »dieser Zustand auch noch einige Zeit anhalten«.

Laut Wortmann-Vorstand Robin Wittland stelle Intels Chip-Engpass für Wortmanns Eigenmarke vorläufig noch kein Problem dar, da das Unternehmen in ausreichender Menge vorgesorgt habe. Die Wortmann AG sei jedoch gleichzeitig auch einer der wichtigsten Distributoren für Mainboards von Asus, Gigabyte, FSC und Intel. Im Distributionsbereich bestehe dagegen Wittland zufolge das Problem einer extremen Verknappung, die sein Unternehmen genauso wie alle anderen großen Distributoren betreffe.

Die Praxis einiger Hersteller, wie zum Beispiel Aopen oder Shuttle, Small-Form-Factor-Wohnzimmer-PCs mit mobilen Prozessoren anzubieten, sei allerdings für die gegenwärtige Verknappung von mobilen CPUs und Chipsätzen von eher untergeordneter Bedeutung. »Small-Form-Factor-PCs mit mobilen Prozessoren stellen bisher eher eine Ausnahmeerscheinung dar und fallen somit nicht allzu stark ins Gewicht«, erklärt Wittland.

Laut Florian Gerken, Business Group Manager CPU, Memory, Mainboards & Others bei Ingram Micro, deute allerdings vieles darauf hin, dass die Centrino-Technologie aufgrund niedrigen Stromverbrauchs, geringer Lautstärke und geringer Kühlerabmessungen zukünftig noch stärker ein Bestandteil von Small-Form-Faktor-PCs werden könnte. Die Verfügbarkeit von Pentium M-CPUs würde sich in diesem Fall noch weiter verschlechtern.

Gerken meint, dass Intel vor allem bei Celeron-Prozessoren Lieferschwierigkeiten habe, Pentium-4-CPUs seien dagegen bisher noch gut verfügbar: »Wir gehen davon aus, dass sich das Problem der Celeron-Verfügbarkeit zum Jahresende hin weiter deutlich verschärfen wird.«

Auch Torsten Seifert, Vertriebsleiter beim Broadliner Actebis Peacock, hofft auf ein baldiges Ende des Problems. »Der ganze Channel leidet momentan unter Intels Lieferengpässen.«

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Kommentar

Einerseits stöhnt der Channel unter Intels Lieferengpass bei Desktop- und Centrino-Chipsätzen, der sich in den kommenden Monaten eher noch verschärfen wird. Andererseits startet Intel dieser Tage eine große Werbekampagne, in der die Vorteile eben jener mobilen Centrino-Plattform angepriesen werden. Eine Antwort darauf, wie sich die Kampagne mit der akuten Knappheit von Centrino-Chipsätzen verträgt, ist Intel bisher schuldig geblieben.

In einigen US-Medien wird darüber spekuliert, ob die Verknappung künstlich herbeigeführt wurde, um den Absatz der nächsten Generation mobiler Prozessoren im Vorfeld anzuheizen. Sollte dies zutreffen, bietet sich für Konkurrenten wie AMD die Gelegenheit, dem Marktführer bei PC-Prozessoren weitere Marktanteile abzunehmen. Vor allem im Bereich preiswerter Chipsätze könnte Intels Status als Branchenprimus ernsthaft in Frage gestellt werden.

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INFO

Actebis Peacock GmbH
www.actebispeacock.de

Intel GmbH
www.intel.com

Ingram Micro Distribution GmbH
www.ingram-micro.de