IT-Dienstleister realisieren mobile Autoträume
IT-Dienstleister realisieren mobile Autoträume. Verbeamtete Familienväter mit Eigenheim und Einzelgarage, die ihr Fahrzeug möglichst kaum benutzen ? das sind die idealen Kunden für KFZ-Versicherer. Letzteres jedoch ist nur schwer zu kontrollieren. Das könnte sich bald ändern, wenn IT-Dienstleister Daten sammeln, die Aufschluss über das Fahrverhalten geben. Versicherungen arbeiten am flexiblen Prämienmodell, das so weit gehen soll, dass risikoarmes Autofahren belohnt wird.
IT-Dienstleister realisieren mobile Autoträume
Wer nur wenig fährt, sein Auto meist an verkehrsarmen Tagen nutzt und überdies Strecken fährt, die in der Unfallstatistik kaum negativ in Erscheinung treten, könnte künftig bei der Prämie rund 50 Prozent sparen. Zumindest dieses Argument führen einige Versicherungen ins Feld, wenn es darum geht, mit Hilfe modernster Satelliten- und IT-Technik das tatsächliche Fahrverhalten ihrer Klientel kontrollieren zu wollen. Wer riskant fährt ? zum Beispiel junge Fahrer bis 21 Jahre, die zwischen 23 und 6 Uhr unterwegs sind ? soll mehr zahlen. Andere, die etwa sichere Autobahnen nutzen und Landstraßen mit hoher Unfallgefahr meiden, würden weniger zahlen.
Solche Daten ermittelt eine On-Board-Unit, eine kleine Box, die ähnlich wie bei LKWs auch im privaten KFZ eingebaut ist und permanent GPS-Navigationsdaten über das GSM-Netz an Rechenzentralen von IT-Dienstleistern sendet, die solche Daten individuell aufbereiten und sie den Versicherungsgesellschaften melden. Ein Zukunftsszenario aus Forschungslaboratorien? Keinesfalls. Ein solches System ist bereits in Großbritannien installiert, auf dessen Basis die Norwich Union, das größte Versicherungsunternehmen auf der Insel, seit Anfang 2005 den Tarif »Pay as you drive« anbietet. Dabei erhalten die Kunden eine Rechnung, in der ihre persönliche Autoversicherung nach Kilometern, Straßen und Tageszeit pro Monat abgerechnet wird.
Vorreiter IBM und T-Systems
»Wir können die Versicherungsprämie erstmals nach der wirklichen Nutzung des Autos berechnen, jubelt bereits Johannes Hajek, Vorstandssprecher des österreichischen Versicherers Uniqa. Innovativ, zukunftsträchtig und ein perfektes Geschäftsmodell für die Zukunft, unterstreicht Axel Preiss, Leiter IBM Business Consulting, das lupenreine »Business on Demand«-Pilotprojekt. Doch was in Großbritannien bereits in der Praxis erprobt ist, befindet sich in Österreich und Deutschland derzeit noch in der Testphase. Als technischer Partner von Uniqa wertet Big Blue gerade eine Machbarkeitsstudie aus. Die Knackpunkte eines solchen Ansatzes: Zum einen die Akzeptanz der Kunden, die ihre Zustimmung zu einem lückenlos dokumentierten Fahrprofil geben müssten. Zum anderen ist es noch keinesfalls ausgemacht, ob sich die teure Infrastruktur wirklich rechnet. Frühestens nächstes Jahr will Hajek einen Tarif auf Basis dieser mobilen Lösung anbieten, sofern die Auswertungen positiv ausfallen.
Auch T-Systems preist das praktisch gleiche Modell als Innovation an. Ausgerechnet eine Genossenschaft, die ursprünglich für den öffentlichen Dienst gegründet wurde, erweist sich hier als Vorreiter für eine ITK-Pionierlösung: Die Württembergische Gemeinde-Versicherung WGV aus Stuttgart, eine von Städten und Kommunen gegründete Versicherung. Drei Monate wird T-Systems zusammen mit der WGV das Modell testen. Die Daten werden aufbereitet und stehen WGV dann online zur Verfügung. Die Versicherung brauche nicht mehr in eine eigene IT-Infrastruktur zu investieren, verspricht T-Systems. Abgerechnet wird pauschal pro Fahrzeug und Service. Dabei geht der IT-Dienstleister sogar einen Schritt weiter und verknüpft das System mit einem elektronischen Fahrtenbuch, das den jeweiligen Fahrer erkennt und so eine Zuordnung von Dienst- und Privatfahrten erlauben soll. Wie eine solche Lösung aussieht, wird T-Systems auf der diesjährigen Cebit in Halle 26 präsentieren.
»Risikoarmes Fahren wird belohnt«, gibt WGV-Vorstand Klaus Hackbarth den Trend für die hart umkämpfte Branche der KFZ-Versicherer vor. Aber das soll noch nicht alles sein: Die Prämieneinsparungen sollen Autofahrer disziplinieren und so die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen, ist der Versicherungsmann überzeugt. Ein wenig überzeugendes Argument, denn noch nicht einmal hohe Benzinpreise sorgen dafür, dass der Geldbeutel über den Unverstand mancher Autofahrer siegt.
_____________________________________________
INFO
IBM Deutschland GmbH
Pascalstraße 100, D-70569 Stuttgart
Tel. 01803 313233, Fax 07032 153777
www.ibm.de
T-Systems GmbH
Mainzer Landstraße 50
D-60325 Frankfurt am Main
Tel. 069 66531-0, Fax 069 66531-139
www.t-systems.de