Jägermeister: Das Beste im Handy-TV
Mobile Commerce wird im Jahr 2010 bereits einen Umsatz von zehn Milliarden Euro erzielen oder im besten Fall 100 Milliarden Euro. Genauso gut hätte man Jörg Kachelmann im Jahr 2000 fragen können, wie der Sommer 2007 werden wird.
Denn so ähnlich lauteten um die Jahrtausendwende die Vorhersagen von Marktforschern, die geglaubt hatten, dass man mit Handys nicht etwa in erster Linie telefonieren würde. Analysten: So nannte man damals manche Experten, die gerade ihr Hochschulstudium abgeschlossen hatten, frisch in der Research-Abteilung einer Bank oder eines Marktforschungsunternehmens saßen, morgens einen Bericht über Wireless Application Protocol (WAP) studierten und abends bereits ihr erstes Zukunftsszenario für diese Technologie in Umlauf brachten. Die Killerapplikation schlechthin: Aktien kaufen über das Handy! Damals der neueste Schrei, den die Direktbank Consors fleißig beworben hatte. Mehr als ein paar Hundert Euro Transaktionsgebühren dürften die Nürnberger Banker von der Handvoll WAP-Broker nicht eingenommen, dafür einige hunderttausend Euro TV-Werbegelder verschleudert haben. Was lernen wir daraus? Nichts! Oder vielleicht doch das, was uns Geschichtslehrer vergeblich einzutrichtern versuchen: alles wiederholt sich.
Einer Prognose von Goldmedia zufolge habe Handy-TV hierzulande ein Umsatzpotenzial von 655 Millionen Euro bis 2012. Im Best-Case-Szenario seien sogar 900 Millionen drin, im Worst- Case nicht einmal 200 Millionen Euro, so die Analysten. Nach Berechnungen von Computer Reseller News könnten am Ende möglicherweise sogar nur 908,99 Euro herausspringen, die auf jene Unternehmen fallen, die sich vergangene Woche bei der Bundesnetzagentur für die Sendelizenzen für die DVB-H-Netze beworben haben. Erste Tests bei T-Mobile, Premiere und Verlagsgruppe Burda verliefen nicht gerade zufrieden stellend.
Beim Handy-TV-Spot der Burda- Jagdpostille »Wild und Hund« waren jedenfalls die über das Display hechelnden Viecher kaum voneinander zu unterscheiden. Schließlich musste der Verlag wütende Protestnoten von erbosten Testkunden einstecken, weil am Ende unklar blieb, ob es sich bei dem Erlegten um einen Eber oder doch den Jäger handelte. Letzteres wäre als Gewaltvideo einzustufen und für einen kommerziellen Einsatz im neuen Segment Handy-TV nicht geeignet.