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Weiterhin Cisco fest im Visier

Juniper greift mit Übernahmen an

Juniper greift mit Übernahmen an. Seit Anfang des Jahres spekuliert die Branche darüber, mit welchem Unternehmen aus dem Netzwerkbereich sich Router-Anbieter Juniper verstärken wird. Nachdem sich bereits vergangene Woche im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz die Gerüchte verdichteten, ist jetzt die Bombe gleich zweimal geplatzt: Juniper übernimmt WAN-Optimierungsspezialist Peribit Networks für 337 Millionen Dollar, gleichzeitig ist dem Cisco-Herausforderer Redline Networks 132 Millionen Dollar wert.

Autor:Redaktion connect-professional • 26.4.2005 • ca. 3:25 Min

Scott Kriens, seit 1996 CEO bei Juniper, kommt mit den Übernahmen dem Ziel, Cisco auch in anderen Bereichen als dem Core-Router-Markt ernsthaft Konkurrenz zu machen, wieder einen Schritt näher.

Juniper greift mit Übernahmen an

Nach wochenlangen Spekulationen, welches Unternehmen es denn treffen wird, hat Juniper Networks jetzt gleich zwei Übernahmen angekündigt: Peribit Networks, einen der Marktführer bei Technologien zur WAN-Optimierung und Redline Networks, Entwickler von so genannter Application Front End Technologie. Damit haben sich die Erwartungen zahlreicher Branchenbeobachter, dass Juniper sich mit einem eher als Generalisten aufgestellten Unternehmen aus dem LAN-Switching-Markt verstärken wird, zunächst nicht erfüllt.
Redline Networks, erst im Jahr 2000 gegründet, beschäftigt sich mit der Entwicklung von Netzwerklösungen, die Web-fähige Datenzentren und öffentliche Webseiten optimieren. Peribit Networks startete mit High-End-Technologien zur Bandbreitenoptiomierung von WAN-Strecken und bemühtze sich in den vergangenne Monaten um einen breiteren Zugang zum Channel, entsprechende Produkte um in diesem Segment Unternehmen wie Packeteer und Allot Communications Konkurrenz zu machen, waren in Vorbereitung.

Allmählich mausert sich Juniper mittels Übernahmen zum ernstzunehmenden Cisco-Rivalen auf breiter Front und zum interessanten Hersteller für den Channel. Erster großer Schritt in diese Richtung war die Übernahme des kometenhaft zum Check Point Widersacher aufgestiegenen Security-Anbieters Netscreen für fast vier Milliarden US-Dollar im Februar vergangenen Jahres. Damit verbunden war auch der Einstieg in den Channel: Während Netscreen neben Security-Technologien auch ein gut funktionierendes Netz von Distributoren und Systemhäusern mit in die Firmenehe einbrachte, hatte Juniper zuvor deutlich über 90 Prozent seines Geschäftes direkt oder mit einer sehr kleinen Zahl handverlesener Integratoren abgewickelt. Das ändert sich nun aber. »Der Netscreen-Brand, den wir auch weiterhin für unsere Security-Produkte verwenden werden, ist etabliert. Die Marke Juniper ist dagegen nur in zwei Bereichen bekannt: Bei Service Providern und Konzernen. Stärken müssen wir den Brand bei Endkunden und Partnern. Deswegen haben wir in den vergangenen Monaten unser Reseller-Marketing intensiviert«, berichtete Gert-Jan Schenk, VP Partner Management EMEA Juniper, in der gläsernen Cebit-Redaktion der CRN. Derzeit vermarktet Juniper seine Produkte in Europa über 400 aktive Reseller. Der Hersteller sucht aber weitere Partner, die gezielt den SMB-Markt adressieren. Die Zahl der Distributoren will Schenk jedoch nicht vergrößern, »mit unseren bestehenden vier Großhändlern ? Allasso, Noxs, TLK und Entrada ? bin ich sehr zufrieden,« führte der Manager im Exklusiv-Gespräch mit CRN aus.

Mit den beiden Übernahmen im Gesamtwert von 469 Millionen US-Dollar setzt Juniper diesen Kurs jetzt fort. Schon seit vielen Monaten war in der Branche darüber spekuliert worden, welche Firma mit gut sortiertem Portfolio im Bereich Unternehmensnetzwerke am besten zu Juniper passt. Gerüchteweise waren sowohl Extreme Networks als auch Foundry Networks und die HP-Netzwerksparte »Procurve Networking Business by HP« als Übernahmekandidaten gehandelt worden. Alle drei können auf eine sich gut mit dem Juniper-WAN-Angebot ergänzende Produktpalette verweisen.

Seitdem Juniper 1998 mit der Auslieferung der ersten Router begann, hat es sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben, dem Marktführer das Leben schwer zu machen. Diese Bemühungen beschränkten sich in den ersten vier Jahren fast ausschließlich auf den Markt für Core-Router für Carrier und Service-Provider und riefen lediglich bei ausgesprochenen Spezialisten Interesse hervor. Von Cisco selber konnten die Achtungserfolge zu Fug und Recht immer mit dem Hinweis darauf abgetan werden, dass ein breit aufgestellter Anbieter in den einzelnen Segmenten seines Geschäftes immer auf Spezialisten treffen wird, die das eine oder andere Problem technologisch vielleicht geschickter lösen, dass andererseits aber der Mehrwert, den eine Komplettlösung aus einer Hand bieten kann, aber durchaus ein Gut ist, das solche Vorteile in Nischen bei weitem wieder wett macht. Dennoch schaffte es Juniper in seinem angestammten Geschäft, dem Markt für Core Router, im vergangenen Jahr einen Marktanteil von rund 30 Prozent zu erreichen.

Laut den Marktforschern von Infonetics Research rutschte Ciscos Marktanteil in diesem Segment im dritten Quartal 2004 im Vergleich zum Vorjahresquartal von 72 auf 58 Prozent. Juniper habe seinen Anteil dagegen im selben Zeitraum von 20 auf 36 Prozent steigern können. Auch die Analysten von Dell Oro Group, die die Marktentwicklung am Umsatz messen, sehen dies ähnlich: Junipers Anteil am weltweiten Umsatz mit High-end Core Router stieg ihrer Ansicht nach vom zweiten auf das dritte Quartal von 32 auf 38 Prozent an. Im selben Zeitraum habe Cisco sein Geschäft mit diesen Geräten zwar um im Vergleich zum Vorjahr zwar um 25 Prozent ausbauen können, der erreichte Marktanteil sackte jedoch von 67 auf 62 Prozent ab. Dies liege daran, dass Cisco sich langsamer entwickelte als der Gesamtmarkt, der laut Dell´Oro um 33 Prozent auf 347 Millionen Dollar anwuchs. Da Cisco sein neues High-End-Produkt, den CRS-1 zwar im Mai 2004 ankündigte, mit der Auslieferung jedoch erst im Herbst vergangenen Jahres begann, sehen Marktkenner die Quartalszahlen kritisch.Ein besseres Bild vom Markt erhofft man sich, wenn Zahlen für einen Zeitraum vorliegen, in dem Cisco den CRS-1 in Stückzahlen auslieferte.